Gestiegener LeistungsdruckAngst vor der Schule: «Ein guter Schulabschluss wird immer wichtiger»
Vanessa Büchel
11.4.2024
Immer mehr Schüler bleiben daheim, weil sie Angst vor dem Unterricht haben. Die Zahl der angemeldeten Kinder beim Schulpsychologischen Dienst habe sich in den letzten Jahren aber kaum verändert.
Vanessa Büchel
11.04.2024, 04:16
11.04.2024, 10:14
Vanessa Büchel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Mehr und mehr Kinder sowie Jugendliche wollen aus Angst nicht zur Schule gehen, wie das Elternmagazin «Fritz&Fränzi» berichtet.
Beim Schulpsychologischen Dienst der Stadt Zürich seien Schülerinnen und Schüler unter anderem auch wegen Angst angemeldet.
Meistens würde eine Anmeldung aber aufgrund von Lern- oder Verhaltensschwierigkeiten erfolgen.
Im letzten Schuljahr seien es in der Stadt Zürich rund 3100 Kinder und Jugendliche gewesen, die in einer Form durch den Schulpsychologischen Dienst beraten wurden.
Weil sie Angst haben, bleiben Schülerinnen und Schüler vermehrt dem Unterricht fern, wie das Elternmagazin «Fritz&Fränzi» in einem Dossier berichtet. Darin wird Schulabsentismus – der Fachbegriff für «Schwänzen» – behandelt, der schon länger ein Thema an Schweizer Schulen sein soll.
So hätten im Dezember 2023 bei einer Befragung des Zürcher Schulamts 15 Prozent der Mädchen und zwölf Prozent der Buben angegeben, dass sie im Schuljahr 2022/23 ganze Schultage gefehlt haben. Das, obwohl sie physisch gesund waren. Als Gründe werden psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen aufgezählt.
Auch beim Schulpsychologischen Dienst der Stadt Zürich würden Kinder und Jugendliche unter anderem wegen Angst angemeldet. «Meistens sind die Gründe für eine Anmeldung aber Lern- oder Verhaltensschwierigkeiten. Schulangst ist zum Glück selten, kommt jedoch vor», sagt Leiter des Schulpsychologischen Diensts Matthias Obrist zu blue News.
Dazu würden vor allem auch Prüfungsangst oder soziale Ängste zählen. «Heisst, wenn sich ein Kind in der Gruppe und in der Klasse nicht wohlfühlt», so Obrist.
3100 Kinder und Jugendliche im Schulpsychologischen Dienst der Stadt Zürich
Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die den Schulpsychologischen Dienst in Anspruch nehmen, habe sich laut Obrist aber kaum verändert. Er meint: «Bezogen auf die Zahl aller Schülerinnen und Schüler waren in den letzten Jahren jeweils zwischen sechs und sieben Prozent angemeldet.»
Zahlentechnisch betrachtet seien es im letzten Schuljahr in der Stadt Zürich rund 3100 Kinder und Jugendliche gewesen, die in einer Form durch den Schulpsychologischen Dienst beraten wurden.
Eine Zunahme von vermehrter Schulangst habe man beim Schulpsychologischen Dienst nicht zwingend wahrgenommen, dafür sei der Leistungsdruck an den Schulen in den letzten Jahren aber angestiegen. «Ein guter Schulabschluss wird immer wichtiger. Wir erleben in der Praxis eine Tendenz in Richtung höhere Selbstansprüche und Selbstoptimierung», weiss Obrist.
«Früh Signale von sinkender Schulmotivation wahrnehmen»
Was Eltern tun können, wenn ihre Kinder nicht mehr zur Schule gehen wollen? Obrist rät: «Schön früh Signale von sinkender Schulmotivation wahrnehmen und bald das Gespräch mit dem Kind und der Schule – sprich den Lehrpersonen oder der Schulsozialarbeit – suchen.»
Das Kind solle nicht unter Druck gesetzt, aber herausgefunden werden, was dahinter steckt. «Die Sorgen und Ängste des Kindes ernst nehmen, es aber auch begleiten, wie man trotzdem zur Schule gehen kann, und Hilfe geben, wo das Kind selbst nicht weiterkommt.»
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