Politologe erklärt Darum will fast niemand Bundesrat werden

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1.2.2025 - 12:29

Warum will fast niemand den Sitz von Viola Amherd? Politikwissenschafter Adrian Vatter hat einige Erklärungen für das dünne Kandidatenfeld.
Warum will fast niemand den Sitz von Viola Amherd? Politikwissenschafter Adrian Vatter hat einige Erklärungen für das dünne Kandidatenfeld.
KEYSTONE

Nicht die Bundesratskandidat*innenn sind im Fokus, sondern all jene, die nicht in die Landesregierung wollen. Politologe Adrian Vatter erklärt, warum vielen die Familie wichtiger ist und die Frauenfrage kaum bewegt. 

Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die bekanntesten Mitte-Politiker*innen verzichten fast ausnahmslos auf eine Kandidatur für den frei werdenden Sitz im Bundesrat.
  • Politologe Adrian Vatter macht dafür unter anderem einen Wertewandel verantwortlich. Die Familie spiele heute für Politiker eine grössere Rolle. 
  • Hingegen sei es auffällig, dass die Frage nach einer ausgeglichenen Vertretung der Geschlechter im Bundesrat eine untergeordnete Rolle spielt – obschon der Frauenanteil zwei Sitze zu sinken droht.

Stell dir vor, es gibt Platz im Bundesrat und keine*r will ihn. So ähnlich lässt sich die Suche nach Kandidierenden für den frei werdenden Sitz in der Landesregierung beschreiben. Politikerinnen und Politiker der Mitte sagen reihenweise ab – mit Begründungen, die vor 20 oder 30 Jahren noch sehr ungewöhnlich gewesen wären, erklärt Politologe Adrian Vatter im Gespräch mit SRF. 

Die Familie und das persönliche Wohlbefinden rückten stärker in den Vordergrund, während das Streben nach Karriere an Bedeutung verliere, analysiert Vatter.  Dies sei ein Ausdruck eines gesellschaftlichen Wertewandels.

Besonders männliche Kandidaten betonten heute häufiger die Bedeutung von Familie und Kindern. Diese neuen Prioritäten bezeichnet Vatter als «Luxusargumente», die frühere Generationen von Kandidaten weniger ins Feld geführt hätten.

«Bundesratsmandat ist überfrachtet»

Seit 1848 besteht der Bundesrat aus sieben Mitgliedern. Diese Aufstellung stammt noch von Napoleon und aus der Zeit der Helvetik. Im Vergleich zu den meisten anderen Staaten, auch solchen mit ähnlicher Bevölkerungszahl wie die Schweiz, lastet die nationale Exekutivgewalt auf wenigen Schultern. 

Adrian Vatter hält die Struktur der Schweizer Landesregierung für veraltet, sie führe zu einer enormen Arbeitslast, die Agenda sei von früh bis spät voll. Hinzu komme grosser Druck durch die Medien.

Mehr Bundesratssitze oder ein längeres Präsidium könnten nach Ansicht Vatters Abhilfe schaffen. Eine solche Reform scheitere aber nicht zuletzt an den Mitgliedern des Bundesrats. Denn mehr Regierungskollegen oder ein langsamerer Turnus der Bundespräsident*innen würde einen Machtverlust für das einzelne Regierungsmitglied bedeuten. Dabei strebten alle danach, ihre Macht zu vergrössern, nicht etwas davon abzugeben, ist der Politologe überzeugt.

Ein Punkt, den Vatter nicht als Ursache anführt: Das neue Regierungsmitglied wird voraussichtlich das VBS übernehmen müssen. Dieses Departement macht seit Jahren und besonders in den letzten Wochen negative Schlagzeilen. Projekte kommen nicht voran, kosten viel mehr als geplant oder müssen gar komplett gestoppt werden, nachdem Millionen dafür ausgeben wurden.

Es scheint wenige zu reizen, das VBS aus dieser Krise herausführen zu müssen.

Die Frauenfrage spielt eine untergeordnete Rolle

Ob eine Frau oder ein Mann Viola Amherd im Bundesrat ersetzt, spielt in dieser Kandidat*innensuche eine untergeordnete Rolle. Das überrascht Adrian Vatter. Dabei droht eine deutliche Unterrepräsentation der Frauen.

Sollte ein Mann als neustes Mitglied in die Landesregierung gewählt werden, läge das Geschlechter-Verhältnis bei zwei zu fünf. Vatter erinnert daran, dass in der Geschichte des Bundesstaats erst 10 Frauen, aber 110 Männer Teil von dessen Exekutive waren. 

Der Zeitgeist spreche aber dagegen, diese Ungleichheit zu beheben, indem auf jeden Fall eine Frau Viola Amherd beerben soll. 2019 hätten die Schweizer*innen sehr viele Frauen in die eidgenössischen Parlamente gewählt. 2023 sei der Anteil der gewählten Frauen gesunken.

Im Vordergrund stünden heute die Wirtschafts- und Sicherheitspolitik und nicht die gerechte Vertretung der Geschlechter im Bundesrat.

Der Redaktor hat diesen Artikel mithilfe von KI geschrieben.

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