Sollten Ärztinnen und Ärzte Weiss tragen, oder könnten bunte Kittel nicht etwas Farbe in den Spitalalltag bringen? Eine Studie der Spitalhygiene des Unispitals Zürich zeigt, dass Kleidung nicht nur Geschmackssache ist, sondern Einfluss auf den Behandlungserfolg hat.
Ziel der Studie war es nicht etwa, herauszufinden, was optisch gefällt, wie das Unispital (USZ) am Dienstag mitteilte. Patientinnen und Patienten reagieren – meist unbewusst – auf das Erscheinungsbild von Ärztinnen und Ärzten.
So traut sich ein Patient möglicherweise nicht, Probleme anzusprechen, wenn ein Mediziner sehr formell auftritt. Umgekehrt könnten Patienten eine Anweisung weniger strikt befolgen, wenn Ärztinnen und Ärzte sich sehr leger kleiden.
Untersucht wurde daher, welche Kleidung bei Patienten im Spital Vertrauen weckt, bei welcher sie die Ärztinnen und Ärzte als zugänglich und fürsorglich erleben und ob sie Fachkompetenz an einem bestimmten Outfit festmachen.
Auswirkungen auf Erfolg
Mehr als ein Drittel der Teilnehmenden gab an, dass das Erscheinungsbild ihres Arztes oder ihrer Ärztin wichtig für sie sei, wie es in der Mitteilung heisst. Ein Viertel war der Meinung, dass die Kleidung auch ihr Urteil über die Behandlung beeinflusse.
Bevorzugte Variante ist dabei die Kombination aus einem weissen Oberteil und traditionellem Arztkittel. Sie schnitt in allen untersuchten Kategorien am besten ab, also bei «Vertrauen», «Zugänglichkeit», «Fürsorglichkeit» und «Fachkompetenz».
Auch bei der Frage, welche Farbe Ärztinnen und Ärzte im Spital generell tragen sollten, war Weiss unbestritten. Dabei geht es nicht nur um eine Tradition oder ein Statussymbol. Der weisse Arztkittel helfe auch dabei, Funktionen zu erkennen und zu unterscheiden, wird Hugo Sax, Leiter der Spitalhygiene, in der Mitteilung zitiert.
Weil die Kleidung sogar Auswirkungen auf den Behandlungserfolg haben könne, lohne es sich, sie an die Erwartungen der Patientinnen und Patienten anzupassen. Welche Kleidung für Ärztinnen und Ärzte als angemessen gilt, ist dabei je nach Umfeld und Ländern verschieden.
So wird in den USA eher formelle Kleidung im Spital getragen, bei Männern häufig Hemd und Krawatte unter dem Kittel. Pflegende arbeiten dagegen meist in simplen, farbigen Oberteilen.
Hauptsache sauber
Auch in Schweizer Hausarztpraxen wird vermehrt Farbiges getragen und wenn Weiss, dann kein Arztkittel, sondern ein T-Shirt. Ob sich dieser Trend ähnlich positiv auswirkt, wie weisse Kleidung im Spital, wurde laut USZ bisher nur vermutet, aber noch nicht untersucht.
Aus hygienischer Sicht gibt es laut USZ keine Einwände gegen farbige Kleidung. Wichtiger als die Farbe seien der regelmässige Kleiderwechsel und Hygienemassnahmen wie die Händedesinfektion. Dass im Operationssaal traditionell Grün getragen wird, liegt übrigens daran, dass die Farbe im Gegensatz zu Weiss nicht blendet.
Für die Studie wurden Patientinnen und Patienten der Ambulatorien für Dermatologie, Neurologie und Infektionskrankheiten befragt. 834 Personen gaben Auskunft. Ausserdem hat das Forscherteam die Resultate von 30 vergleichbaren Studien ausgewertet. Auch dort zeigte sich, dass die Kleidung grossen Einfluss auf die Beziehung von Arzt und Patient hat, wie es in der Mitteilung heisst.
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