LuftwaffeNur ein PR-Trick? Amherd wirbt mit Pilotin für Kampfjet-Abstimmung
tafu
24.6.2020
Wenn Verteidigungsministerin Viola Amherd am Freitag die Kampagne zur Kampfjet-Abstimmung lanciert, wird an ihrer Seite die junge Pilotin Fanny Chollet sitzen. Kritiker verurteilen die Taktik als reinen PR-Trick.
Die Anschaffung neuer Kampfjets ist umstritten. Um für ihre Kampagne für die Abstimmung im September zu werben, greift Verteidigungsministerin Viola Amherd zu einer «cleveren Taktik», lassen Kampfjet-Gegner verlauten: Die VBS-Chefin holt sich die einzige Kampfjetpilotin der Schweiz an ihre Seite.
Wie «20 Minuten» berichtet, werde die 29-jährige Fanny Chollet zusammen mit Amherd die Strategie für die Abstimmung über den Kauf neuer Jets für sechs Milliarden Franken präsentieren und so ihre ansonsten nur männlichen Kollegen vor den Medien vertreten.
Stefan Holenstein, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft und Co-Präsident der Kampfjet-Kampagne, beurteilt dieses Vorgehen als vollkommen angemessen. «Wir sind stolz auf unsere erste Kampfjetpilotin», so Holenstein gegenüber «20 Minuten». Es sei also legitim, wenn der Öffentlichkeit gezeigt werde, «dass wir im Militär fähige Frauen haben – auch im Zusammenhang mit der Abstimmung».
Nur eine «sympathische Werbeträgerin»
Anders sieht das allerdings SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Die Präsentation der einzigen weiblichen Pilotin als Aushängeschild für die Kampagne sei ein «PR-Stunt», Chollet sei alles andere als repräsentativ für ihr Team.
Seiler Graf wirft dem Verteidigungsdepartement weiter vor, es wolle ganz offensichtlich besonders bei Frauen Sympathien für die Kampfjets schaffen. «Leider nützt das in Sachen Gleichstellung nicht besonders viel», erklärt sie weiter. Die junge Pilotin werde lediglich als «sympathische Werbeträgerin» gebraucht. Das sei ein «alter und durchschaubarer Trick».
Diesem Vorwurf hat Stefan Holenstein allerdings auch etwas entgegenzusetzen. Es sei nicht die Absicht, dass Fanny Chollet bei der Kampagne an vorderster Front stehe. Zwar ist auch auf dem Plakat der Kampfjet-Befürworter eine Pilotin zu sehen, «die Figur soll aber nicht Frau Chollet darstellen, sie ist ein Symbolbild».
Auch den Vorwurf, damit die Gleichstellung zu torpedieren, kann der Präsident der Offiziersgesellschaft so nicht stehen lassen. Die Armee nehme Frauenförderung ernst. Zwar sei man mit einem Frauenanteil von nicht einmal einem Prozent noch weit im Rückstand, doch man «will attraktiver werden für Frauen, dafür gibt es etwa die Arbeitsgruppe Frauen und Sicherheitspolitik».
Seiler Graf glaubt nicht daran, dass dieser «Trick» funktionieren wird. Die Frauen werden sich ihrer Meinung nach nicht davon beeinflussen lassen, erklärt sie. «Sie werden kein Ja zu den Kampfjets einlegen, nur weil mit einem weiblichen Aushängeschild geworben wird. So einfach sind wir nicht gestrickt.» Des Weiteren habe die letzte Abstimmung gezeigt, dass Frauen eine gesunde Skepsis gegenüber hohen Ausgaben für die Armee hätten.
Aus dem Verteidigungsdepartement ist zu der Kritik noch keine Stellungnahme zu vernehmen. Erst am Freitag, wenn die Kampagne lanciert wird, werde Pilotin Fanny Chollet «die Sicht der Piloten auf die Dringlichkeit der Beschaffung darlegen», heisst es.
Die Abstimmung zur Beschaffung neuer Kampfjets findet am 27. September statt. Gemeinsam mit der SP und den Grünen hat die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) das Referendum ergriffen. Während Seiler Graf die Anschaffung für zu teuer hält, weist Stefan Holenstein auf die dringende Notwendigkeit hin, um die Sicherheit der Schweiz zu gewährleisten. Wie viele und welche Jets gekauft werden sollen, das will die Armee erst nach der Abstimmung entscheiden.