Startpiste zu kurzNeuer Bundesrats-Jet schafft es ab Bern nicht überallhin
Stefan Michel
1.9.2023
Der neue Bundesrats-Jet soll 103 Millionen Franken kosten und auch für Langstrecken gerüstet sein. Doch ab Bern könne die Maschine vollgetankt gar nicht starten, melden Medien, die Piste sei zu kurz. Das VBS korrigiert.
Stefan Michel
01.09.2023, 16:37
01.09.2023, 21:33
Stefan Michel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der Bundesrat will sein 21 Jahre altes Flugzeug des Typs Cessna Excel bald ersetzen.
Das Wunsch-Modell ist die Bombardier Global 7500, die auch Langstreckenflüge bis Australien ohne Zwischenhalt schafft.
Doch die Pisten des Flughafens Bern-Belp, wo die Bundesrät*innen üblicherweise einsteigen, ist zu kurz. Vollgetankt kann der Wunsch-Jet der Regierung dort nicht abheben.
Das VBS hält fest, dass Langstreckenflüge durchaus möglich seien. Unter Volllast müsse man aber nach Payerne VD ausweichen.
Der Bundesrat will einen neuen Jet. Nicht irgendeinen, sondern eine Bombardier Global 7500, mit der auch Langstreckenflüge möglich sind. 103 Millionen Franken kostet das Flugzeug, die Beschaffung ist beschlossene Sache. In der Bundesverwaltung werde es bereits «Palast der Lüfte» genannt, schreibt der «Blick».
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 30. August beschlossen, seine 21-jährige Cessna Excel spätestens 2025 mit der Bombardier Global 7500 zu ersetzen. Doch der Wunsch-Jet des Bundesrats hat einen Haken. Zwar könnte er nonstop von Bern nach Sydney fliegen – doch dafür müsste die Piste jenes Flughafens, der dem Bundeshaus am nächsten gelegenen ist, etwas länger sein.
25 Meter fehlen, damit die Bombardier Global 7500 vollgetankt sicher vom Flughafen Bern-Belp abheben könnte. 1755 Meter braucht der Jet gemäss Herstellerangaben. 1730 Meter misst die längere der beiden Pisten in Bern.
Langstreckenflüge von Bern aus nicht möglich
Und das ist nur die nötige Startstrecke. Hinzu komme eine Sicherheitsmarge für den Fall, dass während des Starts ein Triebwerk ausfällt, meldet die NZZ. In diesem Fall müsste das Flugzeug noch kurz vor dem Abheben abbremsen und auf der Piste zum Stillstand kommen können.
Auch die NZZ schliesst daraus: Der Wunsch-Jet der Landesregierung könnte von Bern aus also nur zu Kurzstreckenflügen durchstarten. Bei Reisen auf einen anderen Kontinent sehe es dagegen schlecht aus.
Schon heute muss der Bundesrat auf Payerne ausweichen
Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) widerspricht dieser Darstellung. «Das neue Staatsluftfahrzeug wird Langstrecken ab Bern-Belp fliegen», teilt Mediensprecherin Delphine Schwab-Allemand auf Anfrage von blue News mit. Gleichzeitig räumt sie aber ein Problem ein.
«Kein Flugzeugtyp dieser Klasse» könne unter Volllast ab Bern-Belp abfliegen, auch heute nicht. Die Sprecherin zieht hier aber den Verglich zur DassaultFalcon 900 EX, die dem Bundesrat nebst der Cessna ebenfalls zur Verfügung steht und die auch nicht ersetzt werden soll.
Schon heute würden die Bundesratsmitglieder «für einen bis drei Flüge pro Jahr» auf den Militärflugplatz Payerne VD ausweichen.
Aber, so die VBS-Sprecherin weiter: Beispielsweise wären Flüge von Bern-Belp nach Washington D. C. auch mit dem neuen Bombardier-Bundesratsjet «bei Temperaturen bis zu 30 Grad und mindestens 8 Passagierinnen und Passagieren» möglich. Für einen Start unter Volllast müsste aber auch der neue Jet auf Payerne ausweichen. Das erfordere eine Anfahrt von nur knapp einer Viertelstunde ab Bern.