Nächste Station: Ausland Nächste Station: Ausland. Wohin zieht es Schweizer Rentner?

Nicolai Morawitz

26.7.2018

Im Alter in die Ferne schweifen oder doch lieber in der Schweiz bleiben? Wer den Schritt ins Ausland wagt, muss meistens viele Vorkehrungen treffen. 
Im Alter in die Ferne schweifen oder doch lieber in der Schweiz bleiben? Wer den Schritt ins Ausland wagt, muss meistens viele Vorkehrungen treffen. 
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Das angenehme Klima, günstigere Lebenshaltungskosten und die Wurzeln der Familie: Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entscheiden sich dazu, im Alter ins Ausland zu ziehen. Doch der Schritt will wohlüberlegt sein.

Rund 4'400 Schweizerinnen und Schweizer über 60 Jahre sind 2016 ausgewandert. Das ergeben die jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS). Sie zeigen, dass die Schweizer im Alter im auswanderungswilliger werden. In einem Zeitraum von fünf Jahren stieg die Zahl der Menschen, die im Pensionsalter die Schweiz verliessen und die Schweizer Staatsbürgerschaft besassen, kontinuierlich an: Von rund 3'300 (2011) auf 4'400 (2016).

Zahlen der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) zeigen, dass 2014 über 800'000 Rentnerinnen und Rentner ihre AHV-Leistungen am Wohnsitz im Ausland bezogen. Die Summe dieser «exportierten» Renten beläuft sich demnach auf 5,6 Milliarden Franken pro Jahr, das macht 14 Prozent des gesamten AHV-Volumens aus.

Spanien begehrt

Wenn Menschen im Alter den Schritt ins Ausland wagen, suchen sie oft professionelle Hilfe beim Immobilienkauf und der Finanzplanung. Thomas Frigo vom Immobilienvermittler Engel und Völkers kennt die Vorlieben vieler Schweizerinnen und Schweizer, die sich im Alter ins Ausland «absetzen» wollen. Sehr beliebt seien Mallorca und die Region um Marbella auf dem spanischen Festland. Dort sei es wärmer, günstiger und wettersicherer als im Heimatland, erklärt Frigo die Beweggründe. Aus den gleichen Gründen stehe auch Südfrankreich hoch im Kurs.

Etwas weniger häufig gefragt seien Griechenland, Italien und Kroatien, wo vor allem der Preis und das milde Klima ausschlaggebend seien. Laut Frigo interessieren sich einige Schweizer im Pensionsalter auch für Städte, in denen sie zuvor beruflich tätig waren. Das können zum Beispiel London, Paris, Mailand, aber auch Dubai sein.

Mit kleiner Rente in Thailand?

Thailand hingegen werde von Auswanderungswilligen deshalb häufiger genannt, weil es dort «massiv günstiger» sei, so Frigo. Auch mit einer kleineren Rente lebe es sich dort häufig sehr gut. Aber bei weitem nicht alle würden so weit in die Ferne schweifen, so Frigo: Auch die deutsche Seite des Bodenseeufers sei beliebt, weil die Immobilienpreise dort günstiger seien als in der Schweiz. 

Die Schweiz hinter sich lassen und den Lebensabend im Ausland verbringen: Sven Pfammatter vom Vermögenszentrum VZ bespricht diese häufig noch vage Idee mit seinen Kundinnen und Kunden und ermittelt die finanzielle Basis. Es gebe auf jeden Fall Menschen, die aus «finanzieller Optik» in Länder wie Thailand oder die Philippinen ziehen würden. Entweder hätten die Leuten zu wenig gespart oder durch eine Scheidung Geld abgeben müssen, so Pfammatter. 

Andere Auswanderungswillige wiederum verfügen schon über ein ausreichendes finanzielles Polster und eine Liegenschaft im Ausland, die sie schon während der Berufszeit erworben haben. «Da liegt der Schritt häufig nahe», erklärt Pfammatter. 

Nichts überstürzen

Wer ein Land aber erst aus den Ferien kenne, dem rate er von einem vorschnellen Immobilienkauf im Ausland ab. Würden Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, könne ein erneuter Verkauf des Hauses oder der Wohung finanziell schmerzhaft werden. Besser sei es da, das neue Leben zunächst von einer Mietwohnung aus zu organisieren. 

Pfammatter hat in seinen Beratungsgesprächen erlebt, dass viele Pensionierte sich eine «Türe offen lassen wollen», um in die Schweiz zurückkehren zu können. Das kann nach einem längeren Auslandsaufenthalt erst wieder im hohen Alter der Fall sein, wenn die Schweiz mit ihrer sehr guten medizinischen Versorgung punkten könne. 

Genug Zeit zur Vorbereitung einplanen.

Auch von staatlicher Seite gibt es Tipps für die Pension unter Palmen: Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat einen Ratgeber für den «Ruhestand im Ausland» ausarbeiten lassen. Darin wird zum Beispiel empfohlen, neben der Finanzplanung auch die Kontakte vor Ort nicht ausser Acht zu lassen. Die Plattform «SwissCommunity.org» bietet zum Beispiel die Möglichkeit, sich mit Mitbürgern, die schon im Wunschland leben, auszutauschen. Auch eine Reihe von Schweizer Clubs im Ausland sind dort aufgelistet. Das EDA empfiehlt vor dem definitiven Wohnsitzwechsel ausreichend Zeit einzuplanen. Bei ferneren Ländern könne es ein bis zwei Jahre dauern, bis alle nötigen Unterlagen zusammengetragen seien. 

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