Schwerstkriminelle Filmreif und schwer bewaffnet: So treiben die «Pink Panther» in der Schweiz ihr Unwesen

tsch

23.2.2018

Die Meisterdiebe der «Pink Panther» rauben, fast immer ohne gefasst zu werden. Landen sie doch im Gefängnis, brechen sie spektakulär aus. Aktuell sitzen erneut vier schwere Jungs in Zürich hinter Gittern. Mit diesen Straftaten sorgte die Verbrecherbande in der Schweiz bereits für Furore.

Die Sicherheitsvorkehrungen an der Kaserne sind so hoch wie nie, als die vier Männer am Dienstag in Zürich eintreffen. Am Vortag hatte man sie in Lugano festgenommen, bevor sie mutmasslich einen Schmuckladen überfielen. Die Verdächtigen, die nun im Zürcher Untersuchungsgefängnis einsitzen, sollen der berüchtigten Diebesbande «Pink Panther» angehören. Seit fast 20 Jahren treibt diese weltweit und auch in der Schweiz ihr Unwesen. 

Die Coups der Bande, die sich aus ehemaligen Balkankrieg-Soldaten zusammensetzt, werden minutiös geplant und durchgeführt. Verletzte gibt es in der Regel nicht. Auch das trägt zum Mythos der «Pink Panther» bei, die ihren Namen nach einem Raub in Grossbritannien von einem Ermittler verliehen bekamen. Wie im gleichnamigen Film von 1963 entdeckte man in der Beute einen Ring im Wert von einer halben Million Franken – versteckt in einer Cremedose.

Nicht selten dauern die Überfälle nur zwei Minuten; meist durchgeführt von schick gekleideten Männern, die sich in Juwelierläden teuren Schmuck zeigen lassen, um dann die Waffe zücken. Faszinierend erscheinen neben den spektakulären Überfällen, manchmal per Rammbock und Auto, auch die filmreifen Fluchten; etwa in Hamburg mit Motorrollern durch den Wald oder in Saint Tropez mit einem Schnellboot als Touristen verkleidet.

Spektakuläre Coups in der Schweiz

Auch in der Schweiz hinterliessen die «Pink Panther», 200 Mitglieder soll die Verbrecherbande zählen, viele Spuren: So überfielen vier Männer im April 2013 schwerbewaffnet das Juweliergeschäft Türler am Zürcher Paradeplatz. Mit Spezialwerkzeug schlugen sie die Vitrinen ein, stahlen Schmuck mit Millionenwert und flüchteten in einem Sportwagen. Die Polizei konnte aufgrund der zahlreichen Passanten nicht folgen.

Erst drei Jahre später kam man einem der Täter auf die Schliche. Er verübte erneute einen Raubüberfall. Erneut auf einen Juwelier in Zürich. Geraubt wurden erneut Schmuck, Edelsteine und Geld im Wert von einer Million Franken. Verhaftet wurde der Täter schliesslich am Grenzübergang St. Margrethen.

Der spektakulärste Coup in der Schweiz gelang der Bande aber wohl bereits 2008: Beim Jahrhundert-Kunstraub in der Zürcher Sammlung Bührle vor zehn Jahren führten Spuren zu den «Pink Panther», deren Chef die Aktion in Auftrag gegeben haben soll. Damals entwendeten die Diebe vier Öl-Meisterwerke im Wert vin 180 Millionen Franken; darunter das Bild «Der Knabe mit der roten Weste» von Paul Cezanne, das Zürcher Ermittler 2012 in Belgrad sicherstellten.

Filmreife Ausbrüche

Dass die vier mutmasslichen Räuber nun in Zürich einsitzen, sollte die Staatsgewalt aber nicht zu sehr beruhigen. Schliesslich gelangen Mitgliedern der Bande in den vergangenen Jahren mehrere spektakuläre Gefängnisausbrüche. Etwa 2013, als ein Angehöriger der Bande aus dem Lausanner Gefängnis Bois-Mermet entkam. Seine Helfer hatten an der Mauer Leitern bereitgestellt und falsche Waffen in den Hof geworfen.

Zwei Monate später fuhren Komplizen der Bande mit einem Lieferwagen das Tor zum Gefängnis in Orbe VD einfach um, bedrohten mit Kalaschnikows die Wärter und gaben zwei Häftlingen damit Gelegenheit, über den Sicherheitszaun zu entkommen. «Das war eher ein Einmarsch als ein Ausbruch», hiess es damals vonseiten der Regierungsrätin Béatrice Métraux.

Bilder aus der Schweiz
Zurück zur Startseite