Büchi und das Sturmgewehr «Aufmerksamkeit um jeden Preis» 

Von Julia Käser

18.2.2020

Cornelia Büchi (SVP) posiert mit einem Sturmgewehr auf ihren Wahlplakaten. Ein Politologe erklärt, wieso Medienaufmerksamkeit im Wahlkampf zwar gut, aber nicht immer erfolgversprechend ist. 

Diese Wahlkampagne stösst vielen sauer auf: SVP-Frau Cornelia Büchi posiert mit Sturmgewehr für ein Amt im Thurgauer Kantonsparlament. Die Sportschützin erhofft sich, mit diesem Sujet möglichst viele Wählerinnen und Wähler mobilisieren zu können.

Auf Social Media stösst die Kampagne in erster Linie auf heftige Kritik. In den Medien wird sie ausführlich und kontrovers thematisiert. Da drängt sich eine Frage geradezu auf: Welchen Nutzen wird die umstrittene Kampagne für Büchi am Ende haben?



Medienaufmerksamkeit zu generieren und zu polarisieren, sei im Wahlkampf grundsätzlich richtig, sagt Politologe Louis Perron. Das Credo «Aufmerksamkeit um jeden Preis» lehnt er aber eindeutig ab.

«Kampagne passt nicht zur Kantonalpartei»

«Entscheidend ist, dass man für die Wahlkampagne eine Thematik aufgreift, bei der die eigene Basis vereint hinter einem steht. Die Gegenseite hingegen darf die Aussage oder das Plakat skandalös finden.»

Die SVP – man denke an die Schäfchen- oder Minarett-Plakate – sei diese Kampagnenstrategie jahrelang gefahren und habe damit viele Erfolge erzielt. Die Kampagne von Büchi hingegen stellt für Perron einen Grenzfall dar.

Für den Politologen ist fraglich, inwieweit die Basis der SVP Thurgau hinter dem Inhalt der Plakate steht, denn: Das Sturmgewehr als Sujet sei eine Art amerikanisches Importprodukt. «In den USA wird der Waffenkult auch im Wahlkampf zelebriert. Hierzulande kennt man das so weniger.»



Zudem trete die SVP im Thurgau eher gemässigt auf. «Meiner Meinung nach passt die Kampagne deshalb nicht hundertprozentig zur Kantonalpartei», konstatiert Perron. In Zürich etwa, wo die Kantonalpartei eher einmal auf Provokation setze, sei das Risiko wohl kleiner, dass die eigenen Wählerinnen und Wähler die Kampagne als geschmacklos wahrnehmen würden.

Untypische für die Schweiz

Denkbar ist gemäss Perron, dass die Plakate Büchi dazu verhelfen, die gut organisierten Schützenvereine zu mobilisieren und so Stimmen hinzuzugewinnen. «Wie sich die für die Schweiz untypische Kampagne am Ende aber auf den allgemeinen Wahlerfolg der SVP-Frau auswirkt, ist schwer vorhersagbar. Ich bin gespannt», so der Politologe.

Und was hält der Experte davon, wie die SP-Kandidatin Salome Scheiben, ebenfalls aus dem Thurgau, auf Büchis Kampagne reagiert? Wie «Nau» berichtet, posiert diese auf Social Media mit einer Kroki-Wasserpistole.  

Perron findet es richtig, wenn andere Politikerinnen und Politiker den Ball aufnehmen und sich in die mediale Kontroverse einbringen. «Schaden nehmen all diejenigen, die in der öffentlichen Debatte nun nicht vorkommen.»

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