Kündigungswelle Manor baut um und entlässt viele langjährige Kadermitarbeiter

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10.1.2020

Ende Januar soll die Manor-Filiale in der Zürcher Bahnhofsstrasse schliessen. Nun wurde bekannt, dass die Warenhauskette zahlreiche Kadermitarbeiter entlassen will.
Ende Januar soll die Manor-Filiale in der Zürcher Bahnhofsstrasse schliessen. Nun wurde bekannt, dass die Warenhauskette zahlreiche Kadermitarbeiter entlassen will.
Bild: Archiv

Manor steckt in Schwierigkeiten: Der Detailhändler will Restrukturieren und schliesst darum drei Läden. Dutzende Mitarbeiter sind betroffen – offenbar verlieren etliche langjährige Kaderleute ihre Stelle.

Manor gibt in einer Mitteilung eine umfassende Neuordnung an: Die Warenhaus-Kette schliesst mehrere Läden. Damit einhergehen offenbar etliche Kündigungen.

Manor soll Insidern zufolge viele Kadermitarbeiter per sofort entlassen haben. Wie «nau.ch» berichtet, handle es sich dabei insbesondere um Filialleiter, die zum Teil bereits seit über 30 Jahren bei der Warenhauskette arbeiteten. Die Informationen stammten von zwei unabhängigen Quellen, denen zufolge bislang erst ausgewählte Mitarbeiter informiert worden seien.

Die Betroffenen würden demnach aus der ganzen Schweiz kommen. Weshalb genau die Personen freigestellt werden, will Manor nicht sagen: «Personalthemen kommentieren wir generell nicht öffentlich», zitiert «nau.ch» den Unternehmenssprecher Fabian Hildbrand.

Restrukturierung der Filialen

Insider würden berichten, dass die altgedienten Chefs dem Unternehmen womöglich zu teuer würden und durch neue Store-Manager ersetzt werden sollen. Laut einem Informanten der Zeitung «Blick» sollen «billigere, junge Arbeitskräfte» folgen, um den Kostendruck zu senken. Um wie viele Betroffene es sich handelt, ist noch nicht sicher, eine Quelle spricht laut «nau.ch» von 40 Personen, laut «Blick» geht es um 50 Personen.

Entlassen worden seien demnach unter anderem die Filialleiter in Spreitenbach AG und im Shoppyland in Schönbühl BE. «Blick» zitiert betroffene Angestellte, die nach Bekanntwerden der Entlassung ihres Chefs in Tränen ausgebrochen sein sollen und zum Streik aufgerufen hätten. Davon habe der Vorgesetzte aber abgeraten.

«Blick» zufolge geht es um die Restrukturierung der schweizweit 61 Warenhäuser. Fortan soll ein Manager drei Filialen leiten. Erst vor ein paar Monaten hatte Manor bekannt gegeben, dass die Zürcher Filiale in der Bahnhofsstrasse Ende Januar schliessen soll. Wie «Blick» berichtet, will das Unternehmen heute ab 16 Uhr über die neuesten Entwicklungen informieren.

Neue Stellen im Onlinebereich

Die Nachrichtenagentur SDA ergänzt, dass das Warenhaus in Bachenbülach per Ende April 2020 geschlossen werden soll. 27 Mitarbeitende sind davon betroffen, für die ein Sozialplan erstellt werde. Als Grund für die Schliessung gibt das Unternehmen an, dass zu wenige Kunden in das Geschäft im Industriegebiet von Bülach kämen.

Zudem sollen zwei der insgesamt 31 Supermärkte nicht weiterbetrieben werden. Betroffen sind Liestal und Delsberg. Hier werde eine Nachfolgelösung gesucht und man sei bereits in Gesprächen mit Mitbewerbern, hiess es. Die Supermärkte müssten eine gewisse kritische Grösse erreichen, damit sie ohne Abstriche die Qualitätsansprüche profitabel erfüllen könnten, schrieb Manor weiter.

Das Onlinegeschäft solle dagegen gestärkt werden. Im Digital- und IT-Infrastruktur-Bereich werden dieses Jahr mehr demnach als 30 neue Stellen geschaffen werden.

Strukturwandel in Detailhandel

Manor will das führende Warenhaus der Schweiz werden, das Online- und stationären Handel miteinander verbindet. «Digitalisierung bedeutet Chance und Herausforderung gleichermassen», wird Konzernchef Jérôme Gilg in der Mitteilung zitiert. Um bei der Verlagerung vom stationären Geschäft ins Onlinegeschäft Schritt zu halten, müsse Manor die Transformation weiter vorantreiben und in die Digitalisierung investieren.

Manor und anderen Detailhändlern macht bereits seit Jahren der Strukturwandel in der Branche zu schaffen. Der starke Wettbewerb durch neue Anbieter im Onlinehandel und durch den Einkaufstourismus führt zu sinkenden Umsätzen in den Läden. Die Manor-Mutter Maus Frères Holding hatte bereits im Sommer 2018 die Sportartikelkette Athleticum an die französische Decathlon verkauft.

Die Schliessung des Warenhauses an der Zürcher Bahnhofstrasse nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit der Vermieterin Swiss Life hat – wie bekannt – ebenfalls einen Arbeitsplatzabbau zur Folge. Hier sind 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Manor betroffen sowie 190 Angestellte eingemieteter Firmen.

Manor steht mit den Problemen nicht alleine da. Auch die Migros hat in einigen Bereichen zu kämpfen und sucht einen Käufer für ihre Warenhaus-Kette Globus. Bereits getrennt hat sich der «orange Riese» etwa von der Gries Deco Holding mit ihrer Marke Depot und von einem Teil seiner Interio-Läden.

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