Er verlor im Casino und war wütendMann rast mit 202 km/h und wird geblitzt – 8 Monate Knast
Samuel Walder
30.10.2024
So hat sich ein Franzose den Ausflug ins St. Galler Casino wohl nicht vorgestellt. Nachdem er 4000 Franken verspielte, raste er mit 202 km/h auf der A1 und wurde dabei geblitzt.
Samuel Walder
30.10.2024, 14:01
Samuel Walder
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Ein 37-jähriger Franzose erhielt für ein Raserdelikt auf der A1 bei Mörschwil eine bedingte Freiheitsstrafe von acht Monaten, nachdem er mit 202 km/h unterwegs war.
Der Angeklagte begründete sein Verhalten mit einem Kontrollverlust nach Verlusten im Casino und erklärte seine Spielsucht.
Trotz seiner angespannten finanziellen Lage muss der Mann die Verfahrenskosten von 11'718 Franken tragen.
Ein 37-jähriger Franzose aus der Bretagne steht wegen eines Raserdelikts vor dem Kreisgericht Rorschach. Er soll im Januar 2022 mit 202 Kilometern pro Stunde auf der A1 bei Mörschwil geblitzt worden sein. Davor verliess er frustriert das Casino St. Gallen, nachdem er 4000 Franken beim Roulette und anderen Glücksspielen verloren hatte, wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt.
Vor Gericht zeigte sich der Angeklagte reumütig und gestand, dass er damals die Kontrolle über sich verlor und «sich und andere gefährdete».
Mit 202 Kilometern pro Stunde überschritt der Franzose das Tempolimit nicht nur um 82 km/h, sondern beging damit auch ein Raserdelikt. In der Schweiz gilt auf Autobahnen eine Grenze von 80 Stundenkilometern über dem erlaubten Tempo, ab der eine Fahrt als Raservergehen eingestuft wird.
Franzose verspielte 12'000 Franken im Casion
Der Angeklagte sagte vor Gericht, er sei spielsüchtig gewesen, was ihm zum Verhängnis wurde. Insgesamt habe er etwa 12'000 Euro in Casinos verspielt, ein Verlust, der seine finanzielle Situation stark belastete. Anders als in der Anklageschrift angegeben, sei er kein Luftfahrtingenieur, sondern selbstständiger Flugzeugmechaniker, der sich im Januar 2022 für einen temporären Einsatz in der Ostschweiz aufhielt.
Abende im Casino seien für ihn zur Gewohnheit geworden, eine Pechsträhne führte schliesslich zu seinem fatalen Ausraster am Steuer. «Ich hatte verloren und entsprechend schlechte Emotionen. Dazu kam das Adrenalin, was mein Verhalten am Steuer sicher beeinflusste», erklärte er.
Angeklagter bekommt 37 Euro pro Tag
Mittlerweile befinde er sich in psychologischer Behandlung und habe sich auf eigenen Wunsch für alle Casinos in Frankreich sperren lassen. Auch einer europaweiten Spielsperre würde er zustimmen, erklärte er ohne Zögern.
Allerdings sei die Gefahr, dass er sich auf eine grosse Spieltour durch Europa begebe, gleich null. Er befinde sich aktuell in Scheidung, leide an einem Burnout, sei stellenlos und habe keine finanziellen Reserven mehr. «Dort, wo ich wohne, sind die Grenzen sehr weit weg. Und zum anderen spiele ich überhaupt nicht mehr.»
Doch selbst wenn er es wollte, er könnte das Geld gar nicht mehr aufbringen. Aktuell bekomme er vom französischen Staat 37 Euro täglich und müsse zudem Frau und Kindern 1100 Euro monatlich zahlen. «Ohne die Unterstützung meiner Eltern ginge es nicht», so der Beschuldigte, dessen Vater im Gerichtssaal anwesend ist. Entsprechend aufwendig sei für ihn auch das Erscheinen vor Gericht gewesen.
Das Gericht drückt ein Auge zu
Das Gericht zeigte Verständnis für die Mühe des Angeklagten, persönlich zur Verhandlung zu erscheinen, und würdigte seine Einsicht. Statt der zehn Monate Freiheitsstrafe, wie von der Anklage gefordert, wurde er zu acht Monaten verurteilt, bedingt auf zwei Jahre zur Probe.
Auf eine zusätzliche Geldstrafe verzichtete das Gericht angesichts seiner schwierigen finanziellen Situation. Der Richter äusserte die Hoffnung, dass der Vorfall ihm eine Lehre sein würde und dass er «nicht mehr so hirnverbrannt in der Gegend herumfahren» werde. Doch das Verfahren wird ihn weiter belasten, da er die Verfahrenskosten in Höhe von 11'718 Franken tragen muss.