BAG plant Kampagne «Long Covid»-Patienten sollen Ungeimpfte aufrütteln

uri

15.10.2021

Behandlung einer «Long Covid»-Patientin in einem Schweizer Spital. (Symbolbild)
Behandlung einer «Long Covid»-Patientin in einem Schweizer Spital. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Um die Impfquote zu steigern, will das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen neuen Weg beschreiten: «Long Covid»-Patienten sollen in Video-Clips ganz persönlich von Konsequenzen der Erkrankung berichten.

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In der Schweiz leiden mindestens 200‘000 Menschen an den Langzeitfolgen einer Corona-Infektion, die man unter dem Begriff «Long Covid» zusammenfasst, wie die Science Task Force in einem Bericht festhält.

In der Altersklasse der ursprünglich an Corona erkrankten jungen Erwachsenen zwischen 16 und 30 Jahren seien es zwischen zehn und 20 Prozent, die auch nach Monaten Symptome wie die Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit, der Gedächtnisleistung oder andauernde Müdigkeit zeigten.

Wohl vor dem Hintergrund, dass derzeit hauptsächlich junge Menschen wegen einer fehlenden Impfung an Covid erkranken und im Spital landen, will das BAG nun im Zuge der Impf-Offensive eine aufrüttelnde Teil-Kampagne mit «Long Covid»-Betroffenen starten, wie «20 Minuten» berichtet.

Bis zu acht Video-Interviews geplant

Geplant sind demnach zwischen sechs und acht Video-Interviews mit Personen, die an entsprechenden Langzeitfolgen leiden oder mit Corona im Spital landeten, wie der Verein «Allianz Long Covid» in seinem Newsletter berichtete. 

Mit an Bord bei «Allianz Long Covid» ist auch der Basler Polit-Campaigner Che Wagner, dessen Partnerin nach einem leichten Corona-Verlauf selbst lange mit schweren Spätfolgen kämpfte. Zwischendrin sass die damals 26-Jährige sogar im Rollstuhl, erst nach einer Impfung stellte sich Besserung ein.

«Long Covid ist ein beträchtliches Risiko, auf das bisher viel zu wenig hingewiesen wurde», sagte Wagner «20 Minuten». Nun greife das BAG das Thema endlich auf. Auf Twitter schreibt der Aktivist, das BAG wolle in den Videos die Konsequenzen einer Infektion zeigen, um einen Impf-Entscheid «informiert zu treffen».

Die Kampagne könne allerdings nur stattfinden, «wenn sich Betroffene bei uns melden», appelliert Wagner an in Frage kommende Personen. Sie sollten in den Clips aus persönlicher Warte erklären, «welche Konsequenzen die Sars-Cov-2-Infektion für sie persönlich hatte».

Das könne mit oder ohne Namensnennung geschehen. Die Daten der Teilnehmenden würden sorgfältig behandelt, zudem könnte die Aktion jederzeit gestoppt werden, wenn man es sich anders überlege.

Ex-Taskforce-Mitglied und Neurowissenschaftler Dominique de Quervain äusserte sich positiv über die Initiative und erklärte: «Covid-19 führt auch bei mildem Verlauf und jüngeren Menschen häufig zu neurologischen Symptomen, wie Geruchsstörungen, starke Müdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen, welche viele Monate anhalten können.»

Weltgesundheitsorganisation leistet Definition

Erst kürzlich teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit, dass man eine Definition für den  Begriff «Long Covid» fertiggestellt habe. Die Beschwerden müssen demnach innerhalb von drei Monaten nach einer Corona-Infektion auftreten, mindestens zwei Monate lang dauern und nicht durch eine andere Diagnose erklärbar sein.

Verbreitete Symptome sind demnach Erschöpfung, Kurzatmigkeit und kognitive Beeinträchtigungen. Die Beschwerden können der Definition zufolge von Beginn an oder erst nach dem akuten Stadium der Corona-Infektion auftreten und in ihrer Stärke im Laufe der Zeit ab- und zunehmen.