«Investieren» statt «kompensieren» Myclimate reagiert auf Vorwurf des Greenwashings

smi

30.3.2023

Myclimate am Eidgenössischen Schwingfest 2022: Wird eine Grossveranstaltung klimafreundlicher, wenn sie anderswo für Klimaschutz-Projekte spendet?
Myclimate am Eidgenössischen Schwingfest 2022: Wird eine Grossveranstaltung klimafreundlicher, wenn sie anderswo für Klimaschutz-Projekte spendet?

CO₂-Kompensationen sind in die Kritik geraten. Sie sollen nicht die gewünschte Wirkung haben. Die Stiftung Myclimate verkauft ihr Angebot deshalb seit Kurzem als Klima-Investition.

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  • Klima-Kompensationen, wie sie die Organisation Myclimate anbietet, sind in die Kritik geraten.
  • Dem Klima sei nicht gedient, wenn Menschen lediglich mehr spenden, statt weniger Emissionen zu verursachen, so die Kritik.
  • Myclimate hat auf die Vorwürfe reagiert und nennt ihr Angebot nicht mehr CO₂-Kompensation, sondern Klima-Investition.

CO₂ zu kompensieren ist seit vielen Jahren eine beliebte Massnahme, um das Klima zu schonen, ohne auf Flüge, schwere Autos oder üppigen Wohnraum zu verzichten. Ein paar Franken reichen, um die Emissionen des Wochenend-Trips mit einem Beitrag an ein Aufforstungsprojekt zu kontern. Bekannteste Anbieterin in der Schweiz ist die Stiftung Myclimate.

Doch das Prinzip ist in die Kritik geraten. Tatsächlich nützt es dem Klima wenig, wenn Menschen, statt weniger CO₂-Emissionen zu verursachen, einfach mehr spenden. Auch den Vorwurf des Greenwashings muss sich Myclimate anhören, also dass die Stiftung helfe, Aktivitäten grüner darzustellen, als sie sind.

Besonders der Ausdruck der CO₂-Neutralität wird hinterfragt. Er suggeriert, dass der Flug, die Autofahrt oder das Geschäft die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre nicht beeinflusst, da die Emission an anderer Stelle eingespart werde. In der Realität bedeutet das aber, dass kein Treibhausgas eingespart wurde, sondern der Ausstoss lediglich konstant bleibt.

Zweifel an der Wirksamkeit

Denn auch an der Wirksamkeit und Bilanzierung der Klimaprojekte sind Zweifel aufgekommen. Wie viel Kohlendioxid ein Projekt tatsächlich einspart oder bindet, ist schwer zu messen. Zudem muss klar sein, dass das Kompensationsgeld tatsächlich zu mehr CO₂-Reduktion führt und nicht einfach ein bestehendes Projekt finanziell unterstützt.

Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Projekt mehrfach gezählt wurde. In diesem Fall ist das Resultat sogar eine Zunahme der Emission, da nicht für zusätzliche Klimaschutz-Massnahmen gezahlt wurde, sondern für bereits laufende. 

Myclimate hat auf die Kritik reagiert und bietet nun keine CO₂-Kompensation mehr an, sondern Klima-Investitionen oder Klima-Beiträge, wie Geschäftsführerin Kathrin Dellantonio SRF erklärt.

Die Idee bleibt jedoch unverändert: Der Geldbeitrag soll dazu führen, gleich viel Co2-Ausstoss zu vermeiden, wie das Vorhaben verursacht, für das die Klima-Investition gemacht wird.

Auch den Ausdruck der Klimaneutralität will Myclimate nicht mehr verwenden. Auf der Website muss jedoch niemand tief graben, um auf «klimaneutrale griechische Oliven» und «klimaneutrale Outdoor-Produkte» zu stossen oder vom «klimaneutralen Übernachten» in Schweizer Jugendherbergen zu erfahren.

Sorge um Ruf von Klimaschutzprojekten

Dellantonio gibt im SRF-Bericht an, nicht nur um das Ansehen von Myclimate besorgt zu sein, sondern um den Ruf von Klimaschutzprojekten insgesamt. Besonders bei Projekten im Waldbereich sei dies nicht gerechtfertigt. Dementsprechend müsse Myclimate weiterhin Projekte zur Walderhaltung und der Aufforstung weiterführen, so die Geschäftsführerin weiter.

Aller Kritik zum Trotz lässt die Nachfrage nach den Dienstleistungen von Myclimate nicht nach, wie SRF berichtet. Der Spendeneingang sei konstant.

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