Joseph Bonnemains Weihe Neuer Churer Bischof startet mit riesigen Erwartungen

tafi

19.3.2021

Joseph Bonnemain wird neuer Bischof in Chur. Zur feierlichen Weihe ist wegen der Corona-Pandemie nur ein kleiner Personenkreis zugelassen.
Joseph Bonnemain wird neuer Bischof in Chur. Zur feierlichen Weihe ist wegen der Corona-Pandemie nur ein kleiner Personenkreis zugelassen.
KEYSTONE

Joseph Maria Bonnemain wird heute zum neuen Bischof von Chur geweiht und soll der zerstrittenen Diözese Versöhnung bringen. Die Erwartungen an den 72-Jährigen sind fast schon übermenschlich.

tafi

Am Josefstag im «Jahr des heiligen Josef» zum Bischof geweiht zu werden: An guten Vorzeichen mangelt es Joseph Bonnemain nicht. Der 72-jährige Geistliche wird heute, 19. März, von Kardinal Kurt Koch zum neuen Bischof von Chur geweiht. Auf Bonnemain ruhen grosse Hoffnungen: Er soll eine tief zerstrittene Diözese befrieden und einen Prozess der Versöhnung einleiten.

Dass die Bischofswahl in Chur überdurchschnittlich interessiert, liegt daran, dass sich in der Diözese seit über drei Jahrzehnten konservative und liberale Kräfte im Streit gegenüberstehen, was zu einer Spaltung führte. Bonnemain soll nun Brücken bauen und Gräben zuschütten: Sein Amt gilt als das schwierigste in der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz, wie die «Neue Zürcher Zeitung» konstatiert.

Schwierige Aufgabe

Es sind fast schon «Über-Erwartungen, die ein Mensch allein nicht erfüllen kann», findet Josef Annen, der vor Kurzem zurückgetretene Generalvikar von Zürich und Glarus. Als langjähriger Weggefährte ist Annen jedoch überzeugt, dass Bonnemains Nähe zu den Menschen dessen Arbeit prägen wird. «Joseph tritt ihnen allen mit grosser Empathie entgegen», sagt Annen in der NZZ.



Auch die katholische Theologin Christiane Burrichter, die mit Bonnemain seit elf Jahren als Seelsorgerin am Spital Limmattal wirkt, ist überzeugt, dass der neue Churer Bischof «optimale Voraussetzungen» mitbringt, «um sich ans Werk zu machen und diese ganz schwierige Aufgabe zu lösen. Er wird dies mit seiner ihm eigenen Bescheidenheit tun».

Fragezeichen wegen Opus Dei

Bonnemain, 1948 in Barcelona als Sohn eines Jurassiers und einer Spanierin geboren, schweigt seit seiner Ernennung durch Papst Franziskus in der Öffentlichkeit, hat aber in einem Grusswort offen die «Spannungen, Spaltungen, Polarisierungen» angesprochen, unter denen das Bistum Chur leidet.



Bonnemain wolle sich für Geschwisterlichkeit und Hoffnung einsetzen. Sie seien, zitiert er Papst Franziskus, «Medikamente, welche die Welt heute wie Impfstoffe braucht». Ein Selbstläufer wird die Impfkampagne des neuen Churer Bischofs nicht, auch wenn dem promovierten Kirchenrechtler und ausgebildeten Mediziner von seinem Umfeld Disziplin, Geduld und Beharrlichkeit attestiert werden.

Ganz ohne Zweifel wird Bonnemain sein Amt nicht antreten können. Er ist Mitglied des als stramm rechtskatholisch geltenden Opus Dei. Das konservative Netzwerk hatte unter dem damaligen Bischof Wolfgang Haas in den 1990er-Jahren massgeblich zur Spaltung des Bistums Chur beigetragen.

Feierliche Weihe im kleinen Kreis

Für seine Arbeit an der Spitze der Diözese hat Bonnemain mindestens fünf Jahre Zeit. Eigentlich sieht das Kirchenrecht vor, dass ein Bischof mit 75 Jahren dem Papst seine Demission anbietet. Dies wäre bei Joseph Bonnemain im Juli 2023 der Fall. Seine Amtszeit aber werde auf Verfügung von Papst Franziskus frühestens im Jahr 2026 enden, sofern die Gesundheit des Bischofs dies erlaube.

Die Weihe Bonnemains findet aufgrund von Corona-Schutzmassnahmen mit einer beschränkten Anzahl von 50 Personen statt. Der feierliche Anlass wird per Livestream übertragen.