RS-Virus-Welle Die Kinderspitäler sind am Limit

uri/SDA

17.11.2022

Baby in einem Schweizer Spital: Aufgrund der aktuellen RSV-Welle geraten die Kiinderspitäler unter Druck.
Baby in einem Schweizer Spital: Aufgrund der aktuellen RSV-Welle geraten die Kiinderspitäler unter Druck.
Archivbild: Keystone

Das Respiratorische Synzytial-Virus RSV füllt die Schweizer Kinderspitäler, teils kommt es bereits zu Verlegungen. Die ungewöhnlich starke RSV-Welle ist jedoch nicht das einzige Problem, das die Kinderspitäler plagt. 

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Wegen des Coronavirus sind die Allgemeinspitäler in der Schweiz längst nicht mehr am Anschlag. Doch nun sind in den Kinderspitälern auf den Stationen alle Betten belegt und zusätzliche können nur mit Mühe geschaffen werden. Die kleinen Patient*innen müssen teils quer durch die Schweiz verlegt werden, berichten die Titel von CH Media.

Auslöser für den Notstand in den Spitälern ist ein für Erwachsene meist harmloses Humane Respiratorische Synzytial-Virus, das aber bei kleinen Kindern zu Atemschwierigkeiten und Bronchitis führen kann. Solche RSV-Wellen gibt es immer wieder, doch diese beginnt sehr früh diesen Winter und ist ausserordentlich heftig.

Das Respiratorische Synzytial-Virus

Das Respiratorische Synzytial-Virus RSV ist ein weit verbreiteter Erreger, der vor allem in den Wintermonaten grassiert. Eine Infektion verläuft bei älteren Kindern und Erwachsenen meist harmlos. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann die Erkrankung jedoch gefährlich werden: Bei ihnen sind die Gefässe in den Lungen noch eng. Es kommt hier deshalb rascher zu Atemnot. Die Infektion kann sich bei ihnen auch als Bronchiolitis, Pneumonie oder Tracheobronchitis äussern.

Mitunter müssen Operationen verschoben werden

Christoph Berger, Abteilungsleiter Infektiologie am Kinderspital Zürich (Kispi) hatte bereits im letzten Winter davor gewarnt, dass die Kinderspitäler unter Druck geraten könnten, wenn die Corona-Massnahmen wegfallen und dann gleich zwei Jahrgänge von kleinen Kindern verstärkt in Kontakt mit Viren und anderen Erregern kommen würden. Nun sagte er den Titeln von CH Media: «Diese Welle mit RS-Viren ist heftig – heftiger als solche vor der Pandemie. Und wir wissen nicht, ob der Peak schon erreicht ist.»

Aufgrund der angespannten Situation werden Kinder inzwischen teils quer durch die ganze Schweiz geflogen, wenn irgendwo ein Bett auf einer Intensivpflege-Station frei wird. In der Kinderklinik des Inselspitals in Bern müssten derzeit sogar teils dringliche Operationen verschoben werden, teilte Sprecher Didier Plaschy CH Media mit.

«Strukturell bedingte» Probleme

Zwar müsse grundsätzlich jede Region selbst dafür Sorge tragen, «dass sie ihre Patienten versorgen kann», erklärte Kinderspital-Arzt Berger. Allerdings sei man gerade hier derzeit häufig auf freie Betten andernorts angewiesen. In der letzten Woche wurden laut dem Bericht mehr als ein Kind auf die Intensivstation nach Chur geflogen. Auch seien inzwischen vereinzelte Verlegungen nach Fribourg und Biel vorgekommen.

Die Probleme an Schweizer Kinderspitälern ist laut dem Bericht jedoch nicht nur auf die aktuelle RSV-Welle zurückzuführen, sondern auch auf Personalengpässe an den Spitälern.

Inselspital-Sprecher Plaschy erklärte dazu, die Herausforderungen der Kinder- und Jugendmedizin in der Schweiz seien «mehrheitlich strukturell bedingt». Die Altersgruppe könne in der Schweiz nicht kostendeckend versorgt werden. Plaschy dringt deshalb auf einen gesellschaftspolitischen Konsens, dass die hier zu erbringenden Leistungen auch angemessen vergütet würden.