Geschlechtskrankheiten Es droht die Epidemie: Immer mehr Schweizer erkranken an Chlamydien

tsch

25.7.2019

In der Schweiz und weltweit sind Geschlechtskrankeiten auf dem Vormarsch.
In der Schweiz und weltweit sind Geschlechtskrankeiten auf dem Vormarsch.
Bild: Keystone

Geschlechtskrankheiten sind weltweit auf dem Vormarsch. Auch die Schweiz bildet keine Ausnahme. Besonders Frauen sind betroffen.

Chlamydien sind eine heimtückische Krankheit. Die meisten Menschen, die sich mit den bakteriellen Erregern anstecken, merken es gar nicht. Doch auch ohne Symptome kann eine Chlamydieninfektion schwerwiegende Folgen haben, sofern sie unbehandelt bleibt. Frauen können an einer Beckenentzündungen erkranken oder an einer Verklebung der Eileiter, was zur Unfruchtbarkeit führen kann. Bei Männern kann eine Infektion mit Chlamydien Sterilität verursachen.

Dennoch scheinen sich viele Schweizerinnen und Schweizer nur wenig Sorgen wegen Chlamydien zu machen. Denn die Zahl der Infektionen steigt, nicht zuletzt auch, weil die Gefahr unterschätzt wird. Wie «20 Minuten» berichtet, sind allein in diesem Jahr bereits 6'288 Infektionen beim Bundesamt für Gesundheit registriert worden. In den letzten zehn Jahren habe sich die Zahl der Chlamydienfälle verdoppelt. Zwei Drittel der Betroffenen seien Frauen.

«Ich beobachte eine steigende Tendenz von Chlamydieninfektionen. Betroffen sind meist eher junge Patientinnen mit wechselnden Partnerschaften», zitiert «20 Minuten» Ina Breinl, Gynäkologin am Fachärztezentrum Glatt. Weil HIV, anders als noch vor einigen Jahren, heute kaum mehr ein Thema sei, werde beim Sex oftmals aufs Kondom verzichtet und zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft lediglich die Pille genommen. Diese verhindert allerdings nicht die Infektion mit Geschlechtskrankheiten.

«Stille und gefährliche Epidemie»

Nicht nur in der Schweiz, auch weltweit sind Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch. So verkündete die Weltgesundheitsorganisation WHO im Juni besorgniserregende Zahlen. Demnach sind weltweit 127,2 Millionen Menschen von einer Chlamydieninfektion betroffen. Häufiger sind nur Infektionen mit Trichomonaden, einzelligen Parasiten, die Entzündungen an den Geschlechtsorganen und Harnwegen hervorrufen. Auch Fälle von Gonokokken (Tripper) und Syphillis nehmen weiter zu.

Zwischen 2012 und 2016 sei die Zahl der Infektionen mit diesen vier Geschlechtskrankheiten um fünf Prozent gestiegen, so die WHO. «Dies ist eine stille und gefährliche Epidemie», sagt Melanie Taylor, Koautorin der WHO-Studie.

In der Schweiz werden Tests auf eine Chlamydieninfektion von den Kassen übernommen, sofern sie ärztlich angeordnet werden oder es einen ausreichenden Verdacht gibt.

Häufige Symptome von Chlamydien sind bei Frauen ein unüblicher Ausfluss aus der Scheide oder dem Anus, Juckreiz im Vaginal- oder Analbreich, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Wasserlassen. Männer sollten sich auf eine Chlamydieninfektion testen lassen, wenn sie einen Ausfluss am Penis oder am After bemerken, ein Brennen beim Wasserlasen oder Schmerzen an den Hoden. Mit Antibiotika kann eine Chlamydieninfektion meist gut behandelt werden.

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