ÜberblickEuropa stemmt sich gegen die zweite Welle – Kantone verschärfen die Massnahmen
Agenturen/tgab
25.10.2020
Heimbewohner im Kanton St. Gallen dürfen ab Dienstag nur noch zwei Besuchende empfangen. Ab Montag sind im Kanton Schwyz private Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen und übrige Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen verboten. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Das Wichtigste in Kürze:
Regierungspräsident Christophe Darbellay fordert schärfere Massnahmen vom Bundesrat und mehr Geld im Kampf gegen die Pandemie. Es sei «unzumutbar und unverantwortlich», dass der Bund wirtschaftspolitisch ein «Schönwetterprogramm» fahre.
Der Kanton Appenzell Ausserrhoden führt eine generelle Maskenpflicht ein. St. Gallen schränkt Besuche in Heimen ein.
Der Kanton Schwyz verschärft seine Massnahmen. Ab Montag verboten sind private Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen und übrige Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen.
Die zweite Welle der Coronavirus-Pandemie hat im Kanton Wallis die Spitäler laut Regierung an die Belastungsgrenze gebracht.
Im Kanton Schwyz hat ein lokales Altersheim in einem öffentlichen Aufruf per sofort um zusätzliches Personal gebeten. Auch das Genfer Universitätsspital setzt Hilferuf für mehr Personal ab.
Laut Angaben der Johns-Hopkins-Universität liegt. Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz bei bislang insgesamt 103’653; davon gelten 55’800 Personen als genesen. 2’083 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 verstorben. Weltweit stieg die Zahl der Infizierten auf 42’776’017, die Zahl der Toten auf 1’151’397.
Europa stemmt sich gegen die zweite Welle
In Europa gehen Infektions- und Sterbezahlen steil nach oben. Bis Sonntag registrierte die EU-Seuchenbehörde ECDC 208’627 Todesfälle mit oder wegen Corona für die 27 EU-Staaten, Island, Liechtenstein, Norwegen und Grossbritannien.
Die rasant steigenden Zahlen treiben viele EU-Staaten zu immer härteren Massnahmen gegen die Pandemie. Spanien rief am Sonntag erneut den nationalen Notstand aus. Tschechien, Belgien, Frankreich und andere Staaten meldeten Rekordwerte bei Neuansteckungen. Ausgangsbeschränkungen und Auflagen sollen die zweite Welle bremsen, auch in Italien und Österreich.
Belgien: Die Regierung hat bereits eine nächtliche Ausgangssperre verfügt, dazu die Schliessung von Kneipen und Restaurants und strikte Kontaktbeschränkungen. Die Regionalregierung für Brüssel schärfte dies am Wochenende noch nach. Ab Montag gilt in der Hauptstadt überall Maskenpflicht, alle Theater, Kinos, Museen, Sportstätten und Schwimmbäder werden geschlossen. Heimarbeit ist - soweit möglich - Pflicht.
Italien: Ab Montag sollen bis zum 24. November Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen nicht mehr öffnen, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Restaurants und Bars müssen um 18 Uhr schliessen. Ferner muss der Unterricht für mindestens 75 Prozent der Gymnasialschüler online abgehalten werden.
Österreich: Seit Sonntagnacht gilt in Restaurants eine Höchstzahl von sechs statt bisher zehn Erwachsenen pro Tisch. Bei Tanz- oder Yogakursen oder privaten Geburtstagsfeiern dürfen sich nur noch sechs Personen treffen, draussen zwölf.
Slowakei: Menschen dürfen seit Samstag bis zum 1. November ihre Wohnungen nur für den Weg zur Arbeit sowie dringende Besorgungen verlassen. Am Freitag begannen Antigen-Schnelltests für die gesamte Bevölkerung, die binnen drei Wochen abgeschlossen sein sollen.
In Polen bleiben Restaurants zu, Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten. In Slowenien schliessen die meisten Geschäfte, Hotels, Kindergärten, Studentenheime, Friseur- und Schönheitssalons. In Lettland dürfen bei Veranstaltungen in Räumen nur noch maximal zehn Personen zusammenkommen. Dänemark erlaubt die Einreise aus Deutschland nur noch aus triftigem Grund.
18.00 Uhr: Wir beenden unseren heutigen Ticker
17.27 Uhr: Hunderte Maskenverweigerer ziehen entgegen Polizeianweisung durch Berlin
In Berlin sind am Sonntagmittag hunderte Gegner der Corona-Maßnahmen gruppenweise unbegleitet von der Polizei durch die Stadt gezogen. Die ursprünglich angemeldete Demonstration mit etwa 2'000 Teilnehmern durfte nicht starten, weil Masken- und Abstandspflicht nicht eingehalten wurden. Daraufhin zogen zwei Gruppen einfach los, ohne dass die Polizei es habe verhindern können, sagte eine Polizeisprecherin. Sie sprach von einer «beweglichen, dynamischen Lage».
Mehrere Hundert Maskengegner hätten sich auf der Karl-Marx-Allee versammelt, berichtete die Polizei auf Twitter. Es seien 600 Beamte vor Ort im Einsatz gewesen. Gegen 16.00 Uhr beendete die Veranstalterin die Demonstration. Die Polizisten forderten die Demonstranten auf, den Ort zu verlassen. Da zahlreiche Teilnehmer sich aber weigerten, wurden sie wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz angezeigt. Im Anschluss sollte es eine weitere Demonstration am Großen Stern im Berliner Tiergarten geben.
Wie die «Welt» unter Berufung auf die Gewerkschaft der Polizei berichtet, ist die Zahl der Corona-bedingten Ausfälle von Polizisten in der Hauptstadt stark gestiegen. Bis Mitte der Woche habe es rund 80 infizierte Beamte gegeben, knapp 500 weitere seien in Quarantäne. Die GdP führte die Infektionen demnach auch auf die Polizeieinsätze bei Demonstrationen zurück.
Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow ist nach zwei negativen Coronavirus-Tests positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Das teilte er am Sonntag auf Facebook mit. Erst am Samstag war Borissows Quarantäne wegen Kontakten zu einem coronainfizierten Vizeminister aufgehoben worden. Borissow schrieb, er habe bereits am Freitag alle Treffen und öffentliche Auftritte für die kommenden Tage aufgeschoben. Er beklagte ein «allgemeines Unwohlsein», will aber «vorerst in Heimgenesung» bleiben.
Auch in dem südöstlichen EU-Land Bulgarien steigen die Corona-Fallzahlen schnell. Derzeit sind bei einer Bevölkerung von 6,9 Millionen Menschen aktuell 18'246 mit dem Coronavirus infiziert. Seit Beginn der Pandemie haben sich in dem Balkanland insgesamt 37'562 Menschen angesteckt, 1'084 Infizierte starben.
In Bulgariens Hauptstadt Sofia wurden ab Sonntag alle Nachtlokale wie etwa Diskos, Bars und Clubs vorerst bis zum 8. November geschlossen, da dort der nötige Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden könne. Zudem rief die Bürgermeisterin von Sofia, Jordanka Fandakowa, die Arbeitgeber auf, nach Möglichkeit ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Die bulgarische Regierung will so einen zweiten landesweiten Lockdown vermeiden.
16.42 Uhr: Corona-Ausbruch in chinesischer Region Xinjiang
Die Behörden in der westchinesischen Region Xinjiang haben nach einem Coronavirus-Ausbruch am Sonntag die höchste Alarmstufe im öffentlichen Gesundheitswesen ausgerufen. Zuvor waren 137 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden, wie der staatliche Fernsehsender CCTV berichtete.
Alle Infektionsfälle waren demnach in der abgelegenen westlichen Stadt Kashgar festgestellt worden. Keine der positiv getesteten Personen habe Husten oder Fieber, und alle befänden sich unter Quarantäne und medizinischer Überwachung im Krankenhaus, hiess es.
Die 137 Fälle stünden in Verbindung mit der Sancun-Fabrik der Stadt, sagte der stellvertretende Direktor der regionalen Gesundheitskommission. Ein 17-jähriges Mädchen, dessen Eltern in der Fabrik arbeiten, wurde Anfang der Woche ebenfalls positiv getestet.
Die Nationale Gesundheitskommission Chinas habe eine Arbeitsgruppe in die Region entsandt, die die Massnahmen vor Ort leiten solle, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die meisten Flüge am Flughafen von Kashgar wurden am Wochenende gestrichen, wie das chinesische Nachrichtenportal Headline Daily berichtet.
16.33 Uhr: St. Gallen schränkt Besuche in Heimen ein
Im Kanton St. Gallen schränkt der Regierungsrat aufgrund steigender Corona-Fallzahlen Besuche in allen Betagten- und Pflegeheimen ab Dienstag ein. Heimbewohner dürfen gemäss dem Entscheid vom Sonntag pro Tag nur noch zwei Besuchende empfangen. Die Regierung kündigte zudem weitere Verschärfungen unter Vorbehalt für Freitag an.
Die Besucherinnen und Besucher von Altersheimen müssen sich im Voraus anmelden und erhöhte Schutzmassnahmen beachten, wie es in einer Mitteilung der St. Galler Staatskanzlei heisst. Ausnahmen zulassen will die Regierung in Ausnahmesituationen, etwa wenn jemand im Sterben liegt.
Der Regierungsrat kündigte nach seiner ausserordentlichen Sitzung zudem an, dass er weitere Einschränkungen vorbereitet hat und diese unter Umständen Ende Woche umsetzen will. Voraussetzung ist, dass bereits bestehende Einschränkungen ihre Wirkung nicht erzielen oder der Bundesrat in der Zwischenzeit keine neuen national gültigen Regelungen erlässt.
Die Kulturbranche fordert schweizweit einheitliche Regeln für Kulturveranstaltungen und den Einbezug von Kulturverbänden bei der Umsetzung von Pandemie-Massnahmen. Die versprochene finanzielle Unterstützung müsse zudem rasch geleistet werden.
Der Kultursektor könne nachvollziehen, dass zur Eindämmung der Corona-Pandemie einschneidende Massnahmen notwendig seien, schreibt die Taskforce Culture in einer Medienmitteilung vom Sonntag. Die Massnahmen würden aber «viele Kulturschaffende und Kulturunternehmen endgültig existenziell gefährden».
Die aktuelle Unsicherheit mache das Planen von Veranstaltungen unmöglich. Die Sponsorensuche sei deutlich erschwert. Die Kulturbranche habe seit dem ersten Lockdown funktionierende Schutzkonzepte erarbeitet und konsequent angewendet. Nur selten steckten sich Menschen bei Kulturanlässen an.
Unterstützungsmassnahmen für Kulturschaffende, Kulturunternehmen und Kulturvereine im Laienbereich müssten rasch umgesetzt und weitergeführt werden. In vielen Kantonen seien jedoch die Ausfallentschädigungen für das letzte halbe Jahr noch nicht oder nur zum Teil ausbezahlt worden, beklagt die Taskforce Culture.
Entscheidend für die Taskforce Culture ist nach eigenen Angaben auch die Umsetzung des Erwerbsersatzes. Die Zeit dränge, denn Betroffenen würden seit dem 16. September keinen Erwerbsersatz mehr erhalten, und es liege noch keine entsprechende Verordnung vor.
Der seit März bestehenden Taskforce Culture gehören Künstler, Unternehmen sowie Verbände aus dem Kulturbereich an, darunter Theaterleute, Musiker, Veranstalter und Autoren.
15.47 Uhr: Universität Luzern wechselt wieder in den digitalen Modus
Angesichts gestiegener Coronavirus-Fallzahlen finden an der Universität Luzern alle Lehrveranstaltungen ab dem kommenden Mittwoch nur noch digital statt. Auch die Mitarbeitenden in den Bereichen Forschung und Verwaltung müssen in den digitalen Modus wechseln.
Das Uni-Gebäude inklusive der Bibliothek sollen jedoch für alle offen bleiben, wie die Universität Luzern am Sonntag mitteilte. An allen Standorten der Universität gilt eine Maskentragepflicht.
Noch unklar ist, wie die Prüfungen für das Herbstsemester 2020 stattfinden werden. Ob diese im Präsenzmodus oder digital durchgeführt werden, hänge von der epidemiologischen Entwicklung der nächsten Wochen ab, heisst es in der Mitteilung.
Der Lehrbetrieb im Herbstsemester war bisher teilweise vor Ort sowie digital abgehalten worden. Der Entscheid zum Wechsel in den digitalen Betrieb und für zusätzliche Anpassungen der Schutzmassnahmen sei gefallen, nachdem sich die Corona-Situation weiter verschlechtert habe, schrieb die Uni weiter. Mit den Anpassungen werde den verschärften Regelungen von Bund und Kanton Rechnung getragen.
15.25 Uhr: Abgeschwächte Zunahme der Neuinfektionen in den beiden Basel
In den beiden Basel hat sich am Sonntag die Zunahme der registrierten Infektionen mit dem Coronavirus abgeschwächt. Im Kanton Basel-Stadt gab es insgesamt 2'062 positiv getestete Fälle, im Kanton Baselland 2'144.
Im Stadtkanton wurden am Sonntag 81 Neuinfektion verzeichnet gegenüber 103 am Vortag. In Baselland ging die Zahl der neu positiv auf des Coronavirus getesteten Personen im gleichen Zeitraum von 119 auf 83 zurück. Dies geht aus den Corona-Statistiken auf den Webseiten der beiden Kantone hervor.
15.13 Uhr: Italien beschliesst neue Massnahmen
Unter dem Druck steigender Infektionszahlen hat Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte ein neues Paket von Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus unterzeichnet. Landesweit müssen demnach alle Restaurants und Bars von Montag an um 18 Uhr für Gäste schliessen, wie aus einem Dokument hervorgeht, das am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Zudem dürfen auch Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen nicht mehr öffnen. Die Massnahmen sollen zunächst bis zum 24. November gelten.
Ferner muss der Unterricht für mindestens 75 Prozent der Gymnasialschüler online abgehalten werden. Die Conte-Regierung empfiehlt zudem dringend, auf den Empfang von Gästen zu Hause sowie auf nicht dringende Reisen zu verzichten. Bars und Restaurants können dem neuen Massnahmenpaket zufolge nach 18 Uhr weiter für Lieferservices sowie Essensmitnahme arbeiten. Museen können demnach offen bleiben, allerdings mit einer begrenzten Anzahl von Besuchern.
Unternehmen hatten sich über neue Einschränkungen wegen der Auswirkungen auf ihre Geschäftslage besorgt gezeigt. Zudem gab es in Rom und Neapel, wo nächtliche Ausgangssperren bereits in Kraft sind, am Wochenende gewalttätige Proteste gegen Einschränkungen.
Italien hatte zu Beginn der Pandemie zu den am stärksten getroffenen Ländern in Europa gehört. Zuletzt stiegen die Infektionszahlen wieder stark an. Die offizielle Zahl der Neuinfektionen lag am Samstag auf dem Rekordwert von 19'644. Damit stieg die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie auf 504'509. Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung erhöhte sich auf 37'210.
15.06 Uhr: Kanton Schwyz verschärft Massnahmen
Der Kanton Schwyz verschärft seine Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Ab Montag verboten sind private Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen und übrige Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen.
Am Arbeitsplatz gelte neu in Innenräumen eine Maskentragpflicht, teilte der Innerschweizer Kanton am Sonntagnachmittag weiter mit. Die bislang durch den Kanton und den Bund ergriffenen Massnahmen zeigten sich aufgrund der weiter stark steigenden Fallzahlen als nicht ausreichend, schreibt der Kanton.
Der Regierungsrat ergreife daher jetzt weitere Massnahmen und warte nicht auf die auf Mittwoch angekündigten Massnahmen des Bundesrates. An einer ausserordentlichen Sitzung der Regierung vom Sonntag seien die Massnahmen beschlossen worden.
In der Mitteilung wird zudem an die Bevölkerung appelliert, Eigenverantwortung wahrzunehmen und die geltenden Hygienevorschriften und Abstandregeln einzuhalten, Es sei besonders wichtig, dass das Contact-Tracing und damit die konsequente Weiterverfolgung der Übertragungsketten aufrechterhalten werden könne.
14.55 Uhr: Spanische Regierung erklärt landesweiten Gesundheitsnotstand bis Anfang Mai 2021
Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen in Spanien hat die Regierung den landesweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Regierungschef Pedro Sánchez sagte in einer Fernsehansprache, der Ausnahmezustand werde bis Anfang Mai kommenden Jahres aufrecht erhalten. Während dieser Zeit gelte in ganz Spanien mit Ausnahme der kanarischen Inseln eine nächtliche Ausgangssperre.
«Die Situation, die wir durchleben, ist extrem», sagte Sánchez nach einer Sondersitzung seines Kabinetts. Der Gesundheitsnotstand sei «das wirksamste Werkzeug, um die Ansteckungskurve zu bremsen». Die nächtliche Ausgangssperre gelte grundsätzlich von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr morgens, doch könne in den Regionen je nach Lage von diesen Zeiten leicht abgewichen werden.
Spanien ist eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder; fast 35'000 Menschen sind dort bereits im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion gestorben. Als erstes Land der EU hatte Spanien am vergangenen Mittwoch die Marke von einer Million registrierten Corona-Infektionen gemeldet.
14.17 Uhr: Genfer Universitätsspital setzt Hilferuf für mehr Personal ab
Im Kanton Genf benötigt das Universitätsspital (HUG) aufgrund rasch gestiegener Klinikeinweisungen wegen der zweiten Welle der Coronavirus-Pandemie dringend zusätzliches Personal. Das Spital hat am Sonntag einen entsprechenden Aufruf an ehemalige Mitarbeiter im Ruhestand sowie solche in unbezahltem Urlaub gerichtet.
Die Klinikleitung sucht demnach sofort nach Freiwilligen für medizinische, pflegerische oder administrative Aufgaben, wie die Klinik mitteilte. Die Ärzte und zusätzlichen Pflegeleute etwa für die Intensivstationen sollen die bestehenden Teams im Spital verstärken und entlasten.
Es sei sehr wahrscheinlich, dass der Spitzenwert von 550 hospitalisierten Covid-19-Patienten, der während der ersten Krankheitswelle im Frühjahr verzeichnet worden war, in den kommenden Tagen weitgehend überschritten werde, wird HUG-Generaldirektor Bertrand Levrat in der Mitteilung zitiert. «Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Betten und Fachkräfte, die für die Versorgung sowohl von Covid- als auch von Nicht-Covid-Patienten benötigt werden, viel höher sein wird, als wir es in diesem Frühjahr erlebt haben.»
Das Genfer Unispital hatte bereits vergangene Woche Massnahmen angekündigt. Wie bereits im Frühjahr wird das Spital in eine spezialisierte Klinik für Covid-19-Patienten umgewandelt. Nur noch dringende Operationen werden durchgeführt. Zusätzliches Personal im Umfang von 400 Personen wurde eingestellt.
Die Genfer Gesundheitsbehörden äusserten am Mittwoch die Befürchtung, dass sie vom Zustrom der Patienten überwältigt werden und entscheiden müssen, welche Person sie behandeln können oder ihrem Schicksal überlassen müssen.
13.52 Uhr: Mehr als 3'000 Neuinfektionen in der Slowakei – Massentest läuft
In der Slowakei hat der tägliche Anstieg an Corona-Infektionen erstmals die Schwelle von 3'000 Fällen überschritten. Wie der konservative Ministerpräsident Igor Matovic am Sonntag auf Facebook mitteilte, wurde mit 3'042 Neuinfektionen binnen 24 Stunden ein Rekordwert erreicht.
Der rasche Anstieg der Infektionszahlen bestätige, dass es richtig war, Ausgangsbeschränkungen über das ganze Land zu verhängen, schrieb der Gründer der Wahlplattform Gewöhnliche Leute OLANO. «Doch der Lockdown alleine, so wie er in der Slowakei konzipiert ist, dass also Millionen Menschen trotzdem weiter zur Arbeit gehen, kann nicht genügen. Eine Schlüsselrolle bei der Eindämmung spielen daher unsere flächendeckenden Tests.»
Am Sonntagabend sollte die erste Phase einer beispiellosen Testung fast der gesamten slowakischen Bevölkerung zu Ende gehen. Seit Freitag wurden unter der Regie des Verteidigungsministeriums in vier besonders stark betroffenen Bezirken an der Grenze zu Polen alle mehr als zehn Jahre alten Bewohner einem Antigen-Schnelltest unterzogen. An den beiden nächsten Wochenenden soll der Rest des Landes folgen – immerhin rund fünf Millionen Menschen.
Seit Samstag gelten ausserdem landesweite Ausgangsbeschränkungen. Bis einschliesslich 1. November dürfen die Bürger ihre Wohnungen nur für den Weg zur Arbeit sowie für Lebensmittelkäufe oder andere dringende Besorgungen verlassen. Ab Montag müssen alle Schüler ab der fünften Schulstufe auf Online-Unterricht umsteigen.
13.17 Uhr: Italien verhängt nach Infektionsrekord weitere Beschränkungen
Nach einer erneuten Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen hat Italiens Regierungschef Giuseppe Conte weitere Alltagsbeschränkungen angekündigt. Von Montag an müssten Kinos, Theater, Fitnessstudios schliessen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Sonntag mit. Für Restaurants und Bars gilt dann eine Sperrstunde ab 18 Uhr.
Die Behörden in Italien hatten am Samstag fast 20'000 Neuerkrankungen mit Covid-19 innerhalb von 24 Stunden gemeldet. In mehreren Regionen des Landes gelten bereits strenge Beschränkungen. Vor allem in Rom und Neapel hatte es in den vergangenen Tagen heftige Proteste gegen die Massnahmen gegeben.
13.12 Uhr: Spanische Regierung bereitet Ausrufung des Gesundheitsnotstands vor
Wegen des dramatischen Anstiegs bei den Corona-Infektionen bereitet Spaniens Regierung die Ausrufung eines nationalen Gesundheitsnotstands vor. Wie das Büro von Regierungschef Pedro Sánchez mitteilte, soll eine ausserordentliche Ministerratssitzung am Sonntagmorgen damit die Grundlage für neue regionale Ausgangsbeschränkungen legen. Zuvor hatten neun der 17 autonomen Regionen Spaniens gefordert, den Notstand erneut auszurufen.
Das Ziel der Ministerratssitzung sei es, «die Details eines neuen königlichen Erlasses über den Alarmzustand auszuloten», teilte Sánchez' Büro am Samstagabend mit. Dieser Erlass entspricht der Ausrufung eines Gesundheitsnotstands.
13.02 Uhr: Polizei löst Party mit 500 Teilnehmern in Berlin-Mitte auf
Die Berliner Polizei hat am Samstag in einem gemeinsamen Grosseinsatz mit der Bundespolizei die Einhaltung der Corona-Massnahmen kontrolliert. Eine Party mit 500 Teilnehmern im Stadtteil Mitte wurde aufgelöst, wie eine Polizeisprecherin am Sonntag bestätigte. Bis zum frühen Abend hielten sich demnach aber die meisten Menschen an die geltenden Regeln.
Etwa 1'000 Beamte kontrollierten auf Wochenmärkten, in Einkaufsstrassen und Parks. 80 bis 90 Prozent der Einwohner und Touristen trugen Maske und hielten sich an den Sicherheitsabstand, teilte die Berliner Polizei mit. Die meisten anderen hätten sich dann auf Aufforderung an die Regeln gehalten. Bis zum frühen Abend mussten nur in 23 Fällen Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet werden. Die Ermittler leiteten ausserdem fünf Strafermittlungsverfahren unter anderem wegen Beleidigung, Widerstandes und Urkundenfälschung ein.
Den Besitzer eines Imbisses an der Neuköllner Sonnenallee erwartet ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, weil sich von seinen 50 Gästen nur einer auf die Liste zum Nachfolgen von Infektionen eintrug. 30 Maskengegner, die ohne Mund-Nasen-Schutz U-Bahn fuhren, wurden angehalten und zum Teil angezeigt.
12.53 Uhr: Brandsätze gegen Fassade von Robert-Koch-Institut geworfen
Gegen die Fassade eines Gebäudes des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind in der Nacht zum Sonntag mehrere Brandsätze geworfen worden. Wie die Polizei am Vormittag mitteilte, bemerkte ein Sicherheitsmitarbeiter gegen 2.40 Uhr mehrere Menschen, die das Gebäude in der General-Pape-Strasse mit Flaschen bewarfen. Dabei sei auch ein Feuer entstanden, das der Mitarbeiter aber habe löschen können.
Auch eine Fensterscheibe ging laut Polizei zu Bruch. Verletzt wurde aber niemand. Die Angreifer blieben demnach zunächst unerkannt. Da eine politische Motivation nicht ausgeschlossen wurde, nahm der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes (LKA) Ermittlungen wegen versuchter Brandstiftung auf.
Das RKI, das eine zentrale Rolle im Kampf Deutschlands gegen die Corona-Pandemie spielt, und seine führenden Vertreter sind im Internet und auf Versammlungen immer wieder Gegenstand von Attacken von Corona-Leugnern oder Anhängern von Verschwörungstheorien.
12.41 Uhr: 534 neue bestätigte Coronafälle im Kanton Bern
Im Kanton Bern sind in den vergangenen 24 Stunden 534 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus registriert worden. Das sind weniger als am Samstag, als 715 neue bestätigte Fälle gemeldet worden waren. Zudem wurden zwei neue Todesfälle registriert.
Insgesamt wurden damit gemäss den am Sonntag im Internet publizierten Zahlen seit Beginn der Pandemie 9'556 Personen positiv auf das Coronavirus getestet.
Gleichzeitig befanden sich 153 Personen in Spitalpflege, davon 15 auf der Intensivstation. 9 Patienten mussten beatmet werden. Diese Zahlen wurden am Wochenende nicht aktualisiert. Insgesamt starben im Kanton Bern bisher 110 Personen mit einer Covid-19-Erkrankung.
Der Kanton Appenzell Ausserrhoden prescht vor: Er führt eine generelle Maskenpflicht ein. Die Fallzahlen sowie die Zahl der Spitaleinweisungen im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen würden drastisch zunehmen. Neben der erweiterten Maskentragpflicht gelten weiterhin Schutzkonzepte betreffend Hygiene, Abstand und Zutritt.
Die Lage im Kanton wie auch schweizweit drohe ausser Kontrolle zu geraten, schreibt der Kanton in einer Mitteilung vom Sonntag. Der Regierungsrat habe deshalb an einer Sondersitzung neue Massnahmen beschlossen. Ab Montag Mitternacht treten schärfere Regelungen im Kanton in Kraft. Sie entsprechen dabei den Massnahmen, die der Bundesrat am Wochenende bei den Kantonen in die Vernehmlassung geschickt hatte und die am Samstag publik geworden waren.
Das Maskentragen wird im Kanton Appenzell Ausserrhoden obligatorisch an öffentlichen Veranstaltungen und Märkten sowie in öffentlich zugänglichen Innenräumen und Aussenbereichen von Einrichtungen und Betrieben. Masken müssen auch in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs sowie in Wartebereichen, Bahnhöfen und anderen Zugangsbereichen des öffentlichen Verkehrs verwendet werden.
Der Betrieb von Diskotheken und Tanzlokalen und die Durchführung von Tanzveranstaltungen sind verboten. Verboten sind Veranstaltungen mit über 50 Personen. An Veranstaltungen im Familien- und Freundeskreis dürfen höchstens 15 Personen teilnehmen. Proben und Konzerte von Chören sind verboten.
Arbeitnehmende müssen künftig auch in Innenräumen eine Gesichtsmaske tragen. Es gelten dabei die gleichen Ausnahmen die auch der Bundesrat vorgesehen hat: Ausgenommen sind Einzelbüros oder Tätigkeiten, bei denen aus Sicherheitsgründen oder aufgrund der Art der Tätigkeit keine Maske getragen werden kann sowie medizinische Gründe. Homeoffice wird empfohlen.
Laut Zahlen vom Freitag waren in Appenzell Ausserrhoden 19 Patienten hospitalisiert, davon zwei auf Intensivstation. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl der Corona-Fälle um 38. Insgesamt gab es bisher kumuliert 482 bestätigte Fälle und vier Todesfälle im Kanton.
Im Nachbarkanton Appenzell Innerrhoden gab es Stand Samstagmittag kumuliert 222 laborbestätigte Fälle und sechs Hospitalisationen und bisher noch keine Todesfälle.
11.26 Uhr: Walliser Spitäler an der Belastungsgrenze
Die zweite Welle der Coronavirus-Pandemie hat im Kanton Wallis die Spitäler laut Regierung an die Belastungsgrenze gebracht. «Wir sind kurz vor der höchsten Alarmstufe», sagte Regierungspräsident Christophe Darbellay in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».
Im Unterwallis seien von den 120 Plätzen die für schwer erkrankte Corona-Patienten reserviert seien, schon rund 100 besetzt, sagte der 49-jährige CVP-Politiker. Die Walliser Behörden hatten diese Woche einen Teil-Lockdown beschlossen. Der Kanton ist derzeit einer von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Kantone.
«Wir hatten schlicht keine Alternative», sagte Darbellay und verwies auf die Situation in den Spitälern. Dem Virus freien Lauf zu lassen, sei nicht zu verantworten gewesen. Falls jetzt nichts unternommen werde, drohe der totale Lockdown. Geschlossene Läden und Baustellen würden eine wirtschaftliche Katastrophe bedeuten.
Darbellay forderte schärfere Massnahmen vom Bundesrat und mehr Geld im Kampf gegen die Pandemie. Es sei «unzumutbar und unverantwortlich», dass der Bund wirtschaftspolitisch ein «Schönwetterprogramm» fahre. Das Wallis und andere Kantone bräuchten «sofort wieder das ganze Hilfsprogramm vom Frühling». Darbellay nannte den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit, Erwerbsausfallsentschädigungen für Selbstständigerwerbende und den Zugang zu Covid-Krediten.
Darbellay kritisierte den Bundesrat scharf. «In einer der schlimmsten Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg kann Finanzminister Ueli Maurer nicht auf seinen Milliarden sitzen bleiben und zuschauen, wie die Wirtschaft in den Kantonen untergeht.» Hilfe sei «jetzt und nicht erst in ein paar Wochen» nötig. Man dürfe nicht den Geldhahn zudrehen und stattdessen weniger scharfe Massnahmen fordern. Das verlängere den Kampf gegen die Pandemie.
Finanzminister Ueli Maurer hatte am Samstag anlässlich der SVP-Delegiertenversammlung erklärt, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und die im Frühjahr angehäuften Schulden die Schweiz noch Jahre beschäftigen würden. Der Bund habe bei der ersten Pandemie-Welle im Frühling Ausgaben in der Höhe von 30 Milliarden Franken getätigt. Ein zweites Mal könne sich die Schweiz ein solch grosses Engagement nicht leisten.
10.49 Uhr: Digitalisierungs-Schub im Gesundheitswesen
Die Coronavirus-Pandemie führt im Gesundheitswesen zu einem Schub bei der Digitalisierung. Dies schreibt die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf den Krankenkassenverband Santésuisse. Während sich im Jahr 2019 fast 20 Prozent der Spitäler und Krankenkassen noch gegenseitig die Dossiers per Fax zuschickten, tauschten immer mehr Kantone, Krankenkassen und Spitäler nunmehr Informationen digital aus.
Dies erfolge etwa über das Swiss Health Information Processing, kurz Ship. Das System ist eine Datenautobahn zwischen Leistungserbringern im Gesundheitswesen und Kostenträgern. Entwickelt wurde es vom Datalogistiker Sasis, einer Tochtergesellschaft von Santésuisse. Informationen seien damit Tag und Nacht abruf- und übermittelbar, hiess es weiter. Es müsse also nicht erst gewartet werden, bis jemand ein Fax-Gerät bediene oder eine Email bearbeite.
Allein für Kostengutsprachen würden grössere Spitäler noch über 100'000 Briefe jährlich an Krankenkassen und Kantone verschicken. Dies könnte elektronisch kostengünstiger verarbeitet werden, erklärte der Verband gegenüber der Zeitung.
10.23 Uhr: Psychische Belastung der Deutschen während Lockdown gestiegen
Der Corona-Lockdown im Frühjahr hat die Deutschen psychisch stark belastet. Besonders in der Gruppe der 20- bis 50-Jährigen hätten Angst-, Stress- und Depressionssymptome stark zugenommen, berichtet die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» (FAS) nach einer Vorauswertung der Nako-Gesundheitsstudie, für die 113'000 Deutsche befragt wurden.
«Die psychische Belastung bei jungen bis mittelalten Menschen, zwischen 20 und Ende 40, war besonders gross», sagte der Studienleiter für neurologisch-psychiatrische Erkrankungen, Klaus Berger, der Zeitung. Am stärksten betroffen waren demnach Frauen Ende 30.
Anders sah es bei den älteren Studienteilnehmern aus: In der Gruppe über 60 Jahre konnten die Forscher keine Zunahme von depressiven Symptomen feststellen.
Grosse Unterschiede liessen sich laut Berger auf im regionalen Vergleich feststellen: «Wir sahen bei Befragten in Regionen, die von Covid-19 besonders hart getroffen wurden, eine stärkere Zunahme von Stress und von Angst», sagte er der «FAS». Im Norden und Nordosten, wo die Corona-Fallzahlen niedriger waren, seien Stress-Symptome deutlich weniger ausgeprägt gewesen. Menschen, die einen Corona-Test vornehmen lassen mussten, hatten demnach eine höhere psychische Belastung – egal, wie das Ergebnis letztlich ausfiel.
Mit Blick auf mögliche weitere starke Einschränkungen des Alltags in diesem Winter sagte der Studienleiter: «Wer Krisen durchlebt hat, lernt in der Regel dabei, mit neuen Krisen umzugehen.» Deshalb sei die Ausgangslage besser als im Frühling.
10.07 Uhr: Erneut gewalttätige Proteste gegen Corona-Ausgangssperren in Italien
In Italien ist es in der zweiten Nacht in Folge bei Protesten gegen die nächtlichen Corona-Ausgangssperren zu Ausschreitungen gekommen. Rund 200 maskierte Demonstranten der neofaschistischen Gruppierung Forza Nuova attackierten in der Nacht zum Sonntag im Zentrum von Rom die Polizei mit Leuchtraketen und Knallkörpern und setzten Mülltonnen in Brand. Nach Angaben der Zeitung «La Repubblica» wurden zwei Polizisten verletzt. Sieben Demonstranten wurden demnach festgenommen.
Die Demonstranten hatten sich auf der Piazza del Popolo versammelt, einem der bekanntesten Plätze der Hauptstadt. Sie entzündeten dort eine Minute vor Mitternacht ein Feuerwerk in den italienischen Nationalfarben. In der Region Latium, zu der Rom gehört, gilt eine Ausgangssperre von Mitternacht bis 05.00 Uhr zur Eindämmung des Coronavirus.
Vor der Demonstration in Rom hatte es Aufrufe in den Onlinenetzwerken gegeben, dem Beispiel von Neapel zu folgen. Dort hatten in der Nacht zum Samstag Demonstranten bei Protesten gegen die Ausgangssperre die Polizei attackiert. Auch in der Region Kampanien, in der Neapel liegt, gilt ein nächtliches Verbot, die Häuser und Wohnungen zu verlassen.
Bislang gelten in drei italienischen Regionen nächtliche Ausgangssperren, neben Latium und Kampanien auch in der Lombardei. In den kommenden Tagen werden auch die Regionen Piemont und Sizilien solche Sperren verhängen.
In Italien sind die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Coronavirus zuletzt stark gestiegen. Am Samstag verzeichneten die Behörden die Rekordzahl von knapp 20'000 neuen Ansteckungsfällen innerhalb von 24 Stunden.
Eine erneute landesweite Ausgangssperre wie im Frühjahr, als das Land zwei Monate lang weitgehend stillgelegt war, lehnt Ministerpräsident Giuseppe Conte bislang ab. Am vergangenen Sonntag hatte er aber eine landesweite Sperrstunde ab Mitternacht für Bars und Restaurants verfügt. An diesem Sonntag könnte Conte möglicherweise neue Restriktionen verkünden.
9.55 Uhr: Intensivpflegende gehen erschöpft in die 2. Welle
Intensivpflegende gehen laut Meldungen der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» erschöpft in die zweite Welle des Coronavirus. Die Zeitungen berufen sich dabei auf Angaben der Gesellschaft für Intensivmedizin. Die Pflegenden auf Intensivstationen und den Coronavirus-Abteilungen hätten während des ersten Lockdown im Frühjahr teilweise bis zur Erschöpfung gearbeitet. Pflegende seien noch am Regenerieren von den Schichten im Frühling, erklärte Franziska von Arx-Strässler, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin gegenüber den Blättern. «Viele sagen, sie könnten eine zweite Welle mit ausserordentlich langen Arbeitszeiten kaum noch stemmen», hiess es weiter. Ausserdem würden mehr Quarantäne-Fälle unter der Belegschaft und ohnehin mehr Mitarbeiter-Ausfällen während der kalten Jahreszeit zu Engpässen beim Intensivpflegepersonal führen.
9.32 Uhr: Bundesrat reagiert zu langsam
Der Bundesrat lässt sich bei der Ergreifung von deutlich strikteren Coronavirus-Massnahmen trotz steigender Infektionszahlen erstaunlich viel Zeit, weil Gesundheitsminister Alain Berset (SP) laut einer Meldung des «SonntagsBlick» seinen Bundesratskollegen am Mittwoch lediglich eine sogenannte Infonotiz vorgelegt hat. Es habe keine konkreten Vorschläge gegeben, hiess es. Zugleich habe der Magistrat lediglich die Kantone gebeten, in Eigenregie «starke oder sehr starke» Massnahmen zu ergreifen. Die Zeitung beruft sich dabei auf mehrere, mit der Angelegenheit vertraute Quellen. Als Grund für das zögerliche Handeln des Bundesrates vermutet das Blatt die Angst vor einer «Corona-Diktatur». Im Frühjahr war der Bundesrat von Kantonen und Parlamentariern dafür gescholten worden, zu lange auf Notrecht gesetzt zu haben. Diesen Vorwurf wolle sich SP-Bundesrat Berset kein zweites Mal machen lassen. Deshalb sei für ihn der Übergang zu Notrecht derzeit kein Thema, hiess es weiter.
9.11 Uhr: Heim in Schwyz sucht per sofort «helfende Hände»
Angesichts der drastisch zugespitzten Lage rund um das Coronavirus im Talkessel von Schwyz hat ein lokales Altersheim am Sonntag in einem öffentlichen Aufruf per sofort um zusätzliches Personal gebeten. Das Heim sucht laut Mitteilung des Gemeinderats nach Pflegefachpersonen und anderen «helfenden Händen».
Für das Alterszentrum Rubiswil im Gemeindeteil Ibach war wegen stark gestiegener Fallzahlen in Schwyz und Umgebung am Freitag ein Besuchsverbot verhängt worden, um die Bewohnerinnen und Bewohner in den 127 Wohneinheiten vor einer Ansteckung zu schützen. Zudem befinden sich seit mehreren Tagen Bewohnende von zwei der fünf Etagen im Haus in Quarantäne. Zuvor waren dort mehrere Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Das ganze Personal leiste grössten Einsatz unter erschwerten, anspruchsvollen Bedingungen, hiess es in einer Mitteilung des Alterszentrums. Obschon die personellen Kapazitäten zum heutigen Zeitpunkt noch ausreichen würden, habe sich das Alterszentrum entschieden, «proaktiv» auf Personen zuzugehen, welche in der aktuellen Situation ihre Hilfe vor Ort anbieten könnten.
Die aktuelle Situation sei herausfordernd und intensiv für alle, hiess es weiter. Dennoch sei die Geschäftsleitung des Heims zuversichtlich, die Lage gemeinsam zu meistern.
Der Kanton Schwyz ist besonders von der zweiten Welle der Coronavirus-Pandemie betroffen. Am Freitag kamen 105 Fälle von Infizierten (total 2'066) dazu. Das Spital in Schwyz war ausgelastet und musste verschiedentlich Covid-Patienten an andere Zentralschweizer Spitäler abgeben.
8.57 Uhr: All Nippon Airways plant Stellenabbau
Japans grösste Airline, ANA Holdings (All Nippon Airways), plant einem Zeitungsbericht zufolge den Abbau von rund 3'500 Stellen innerhalb von drei Jahren. Die Kürzungen seien Teil eines grösseren Restrukturierungsplans, der am Dienstag vorgestellt werden soll.
Dies schrieb die japanische Tageszeitung «Yomiuri» am Sonntag. Als Hauptgrund für die Sparmassnahmen wird das geringere Flugaufkommen während der Coronavirus-Krise genannt. ANA hatte zum Ende des vergangenen Jahres rund 43'500 Mitarbeiter. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die Fluggesellschaft mit einem Verlust von rund 4,8 Milliarden Dollar.
8.42 Uhr: 11'176 Neuinfektionen in Deutschland
Die hohe Welle der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland hat sich fortgesetzt. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen unter Berufung auf die Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden am Vortag insgesamt 11'176 neue Infektionsfälle registriert. Die Zahl der insgesamt seit Beginn der Pandemie in Deutschland verzeichneten Ansteckungsfälle stieg damit auf 429'181.
8.22 Uhr: Über 45'000 Neuinfektionen in Frankreich
Die Gesundheitsbehörde meldete am Samstagabend 45'422 neu erfasste Ansteckungen. Damit gab es erneut einen Spitzenwert innerhalb eines Tages seit Beginn der grossflächigen Corona-Testung in Frankreich. In Frankreich leben rund 67 Millionen Menschen.
Die Corona-Lage in Frankreich verschlechtert sich seit Wochen. Die Behörden meldeten allein in der vergangenen Woche mehrmals neue Spitzenwerte bei den Neuinfektionen. Demnach war am Freitagabend erstmals die Marke von einer Million gemeldeter Fälle seit Beginn der Pandemie überschritten worden. Mehr als 34'500 Menschen im Land sind bereits im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben.
Seit Samstag gilt in Frankreich die nächtliche Ausgangssperre für rund zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner des Landes, also rund 46 Millionen Menschen. Die Ausgangssperre gilt in 54 Départements und dem französischen Überseegebiet Französisch-Polynesien. In den Nachtstunden dürfen die Menschen nur mit einem triftigen Grund vor die Tür.
8.14 Uhr Erneuter Rekord bei Neuinfektionen in den USA
Anderthalb Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA ist im Land am zweiten Tag in Folge ein Rekordwert bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Wie die Johns-Hopkins-Universität am Samstag (Ortszeit) mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 88'973 neue Ansteckungsfälle erfasst. Damit wurde der am Vortag bekanntgegebene Rekordwert von knapp 80'000 Neuinfektionen nochmals deutlich übertroffen.