Hunderte Jugendliche sind in Lausanne zum ersten internationalen Gipfeltreffen der «Fridays for Future»-Bewegung zusammengekommen. Mit dabei: Greta Thunberg.
Sie kamen mit dem Zug oder mit dem Bus, nur nicht mit dem Flugzeug: Knapp 450 Jugendliche sind in Lausanne zum ersten internationalen Gipfeltreffen der «Fridays for Future»-Bewegung eingetroffen. Bis und mit Freitag wollen die Klimastreikenden für mehr Klimaschutz demonstrieren, sich besser vernetzen und weitere Aktionen planen. Auch Greta Thunberg, das Gesicht von «Fridays for Future», ist in die Schweiz gereist.
Am Montagmittag trat die 16-Jährige aus Schweden auf einer Pressekonferenz vor ihre Anhänger. Anders als erwartet, hielt sie sich in ihrer Ansprache allerdings kurz. Nachdem sie sich bei den Veranstaltern bedankt hatte, fügte sie hinzu: «Ich habe nicht wirklich mehr zu sagen, ich habe schon zuvor so viel gesagt.» Anschliessend überliess Thunberg das Mikrofon den Experten.
Später beantwortete sie allerdings noch einige Fragen der anwesenden Presse. «Es ist unglaublich, zu sehen, wie viele Menschen aus der ganzen Welt sich hier versammelt haben. Es fühlt sich wunderbar an», sagte Thunberg. In Bezug auf den Kampf gegen den Klimawandel gebe es noch «sehr viel zu tun. Wir müssen die Öffentlichkeit informieren. Wenn die Leute erst einmal wirklich realisieren, wie ernst die Situation ist, werden sie uns unterstützen. Die Menschen sind nicht böse, sie verstehen nur die Tragweite der Situation noch nicht.»
Sie selbst, so Thunberg, sehe sich nicht als Anführerin der Klimabewegung, sondern nur als normale Teilnehmerin von «Fridays for Future»: «Ich kann nur für mich selbst sprechen.» Es sei «seltsam», im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit zu stehen. Sie würde gerne wieder in die Schule gehen, doch die Situation sei so gravierend, dass ihr Einsatz weiter gefordert sei, auch wenn es nicht immer einfach sei mit den vielen Kameras, die auf sie gerichtet seien.
Mit dem Zug nach Lausanne
Laut den Veranstaltern wollen die ingesamt 446 Teilnehmenden aus 37 Ländern in Lausanne über die Zukunft der «Fridays for Future»-Bewegung beraten. Unterkünfte werden ihnen von der Stadt sowie von Gastfamilien zur Verfügung gestellt.
«Das Ziel des Gipfeltreffens ist es, die Teilnehmer der europäischen Jugend-Klimastreikbewegung enger zu vernetzen und zu bestimmen, wie die Zukunft der Bewegung gegen den Klimawandel aussehen soll», so die Veranstalter. Dabei sollen vor allem Strukturen geschaffen werden, um die internationale Zusammenarbeit der Bewegung zu vertiefen. Ausserdem steht ein Erfahrungsaustausch im Zentrum des Treffens.
Neben Greta Thunberg sind der Chemie-Nobelpreisträger Jacques Dubochet und der Umweltwissenschaftler und «Club of Rome»-Präsident Ernst von Weizsäcker in Lausanne zugegen. Thunberg war bereits am Samstag mit dem Zug von Stockholm in Richtung Schweiz aufgebrochen. Lausanne ist der erste Stopp auf der weltweiten Klima-Tour der 16-Jährigen. «Schulstreik Woche 50. Dies ist der letzte Tag für mich in Schweden für eine sehr lange Zeit», twitterte Thunberg vor ihrer Abreise. «Im Morgenzug nach New York und Santiago de Chile.»
Nächste Station: New York
Es wird erwartet, dass Thunberg auch an der geplanten Demonstration vom Freitag in Lausanne teilnehmen wird. Anschliessend will sie am Wochenende zunächst nach Grossbritannien aufbrechen. Von dort will sie ab Mitte des Monats mit einer emissionsfreien Hochseejacht nach Amerika segeln. Die Segelprofis Boris Herrmann und Pierre Casiraghi bringen die Schülerin, deren Vater und einen Filmemacher über den Atlantik. Die Reise von Grossbritannien nach New York soll etwa zwei Wochen dauern, ihr genauer Beginn hängt vom Wetter ab.
Zu den wichtigsten Stationen Thunbergs in Übersee gehören der Klimagipfel der Vereinten Nationen am 23. September in New York und die jährliche UN-Klimakonferenz in Chile im Dezember. Ausserdem will Thunberg im September an grossen Klimademonstrationen teilnehmen.
Wegen der hohen Menge an Emissionen, die durch Flugreisen verursacht werden, verzichtet Thunberg auf Flugzeuge. Die Hochseejacht «Malizia II», mit der sie über den Atlantik segelt, erzeugt nach Angaben ihres Teams keine Abgase. Sie ist mit Solarpaneelen und Unterwasserturbinen ausgestattet, mit denen der an Bord benötigte Strom erzeugt wird.
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Flint in Michigan steht oft stellvertretend für den vergessenen mittleren Westen der USA. Die abgewanderte Automobilindustrie hinterliess nur Arbeitslosigkeit und verseuchtes Wasser. 2016 schrieb Mari Copeny mit acht Jahren Barack Obama einen Brief, es folgte ein Besuch des Präsidenten. Seitdem sammelt Mari (11) erfolgreich Spenden für ihre Stadt.
In ihren Schulbüchern gehe es immer nur um weisse Jungs und deren Hunde. Deshalb rief Marley Dias 2015 als Zehnjährige mit #1000BlackGirlBooks auf, Bücher mit einer grösseren Diversität zu spenden. Tausende kamen für Schulen in den USA und der Karibik zusammen, weitere überarbeiteten ihre Standardlektüre. 2018 veröffentlichte Marley (heute 14) ihr erstes eigenes Buch.
Nicht nur für «Entertainment Weekly» gehört sie zu den besten Darstellerinnen ihres Alters: Marsai Martin spielt eine Hauptrolle in der Sitcom «Black-ish». Dem nicht genug startet im April mit «Little» in den USA ein Film, für den sie die Idee einreichte und als ausführende Produzentin tätig war – im Alter von 14 Jahren.
Sie ist nicht nur unter Teenies gefragt: Millie Bobby Brown schaffte es sogar schon auf die «Time 100 List» der einflussreichsten Personen der Welt – neben Donald Trump, Elon Musk und Oprah Winfrey. Die 15-Jährige Unicef-Botschafterin ist das Gesicht der Netflix-Serie «Stranger Things», modelt und zählt 18,4 Millionen Instagram-Abonnenten.
Mit ihrem Debüt in «12 Years A Slave» (2013) dürfte sich Storm Reid unter Gleichaltrigen kaum einen Namen gemacht haben – dafür ist das oscarprämierte Drama zu schwere Kost. Unter den Filmschaffenden Hollywoods fand die heute 15-Jährige allerdings viele Fans. So ergatterte sie sich zuletzt grosse Rollen, unter anderem in Disneys «Das Zeiträtsel».
Lisa und Lena Mantler aus Stuttgart sind 16 Jahre alt und bei Teenagern weltweit wahrscheinlich die bekanntesten Deutschen überhaupt. Über die Plattform TikTok verbreiten die beiden seit 2015 Lipsync-Videos von internationalen Pophits. Über 14 Millionen Instagram-Abonnenten, diverse Werbedeals und eine Modemarke sind ein mehr als gutes Nebengeschäft.
Danielle Bregoli aus Florida legte 2017 bei der US-Talk-Show «D. Phil» einen rotzfrechen Auftritt hin, an den man sich noch lange per Memes und YouTube-Videos erinnern sollte. Mittlerweile ist sie mit gerade mal 16 Jahren unter dem Künstlernamen Bhad Bhabie Top-100-Rapperin, Reality-Show-Star und Gründerin einer Make-up-Firma.
Die Schwedin Greta Thunberg startete im August 2018 alleine einen «Schulstreik für das Klima». Hunderttausende machen es ihr nunmehr nach und ziehen unter dem Motto «Fridays for Future» jeden Freitag durch Gross- und Kleinstädte, von Washington bis Wellington. Die 16-Jährige wurde kürzlich für den Friedensnobelpreis nominiert.
Umweltschutz steht im Indonesien gewiss nicht ganz oben auf der politischen Agenda. Trotzdem wurde für die beliebte Urlaubsinsel Bali 2017 ein Plastiktütenverbot erwirkt. Antreiber des Ganzen waren die Geschwister Melati (17) and Isabel (16) Wijsen, die seit 2013 unter dem Motto «Bye Bye Plastic Bags» Reden halten und Gleichgesinnte versammeln.
Eine Ohr-OP im Kindesalter weckte Krtin Nithiyanandams Interesse an Medizin und Naturwissenschaften. Seitdem scheint der Brite nicht zu stoppen zu sein. Mit 15 entdeckte er einen Antikörper, der Alzheimer-Erkrankungen früh erkennt, danach ein Bioplastik, das Wasser von Giftstoffen befreien kann. Aktuell, 17 Jahre alt, forscht er an Brustkrebs.
Dave Grohl höchstpersönlich verglich Billie Eilish kürzlich mit seiner ehemaligen Band Nirvana. Die 17-jährige Kalifornierin spielt freilich keinen angestaubten Grunge. Ihre Verschmelzung aus Pop, Elektro und HipHop löse bei seinen Töchtern und Gleichgesinnten allerdings einen ähnlichen Hype aus, wie er es vor fast 30 Jahren selbst erlebte.
Transsexualität ist ein Thema, das lange verschwiegen, nicht erst genommen oder lediglich belächelt wurde. Aktivistinnen wie Jazz Jennings (18) arbeiten dagegen an. Erst über YouTube, dann über den US-Sender TLC erzählt sie ihre Geschichte und die anderer Transgender-Menschen. 2016 veröffentlichte sie ihr erstes Buch.
Boulder, Colorado, wo Xiuhtezcatl Martínez herkommt, ist ein Mekka für linke und grüne Aktivisten. Der 18-Jährige saugte den Spirit seiner Umgebung geradezu auf, führt aufwendige Klagen gegen den Staat und verbreitete seine Botschaften in Schriften, einem Buch und Raptexten.
Bei Kiernan Shipka war es kein schlechtes Omen, bereits im Alter von sechs Jahren vor der Kamera gestanden zu haben. Sie spielte in 60 Folgen Don Drapers Tochter Sally Beth in «Mad Men», blieb mit Fernseh- und Kinofilmen am Ball und verkörpert mit 19 Jahren nun die Titelfigur der Netflix-Serie «Sabrina».
Adut Akech und ihre Familie durften vor gut zehn Jahren ein neues Leben beginnen. Mit neuen Möglichkeiten. Als Flüchtlinge aus dem Süd-Sudan landeten sie in Australien. Bereits mit 13 rissen sich dort Modelagenturen um sie. Heute, 19 Jahre jung, blickte sie bereits von mehreren «Vogue»-Covern und präsentiert Prada, Versace und viele, viele mehr.
Mit sechs Jahren begann Skeku Kanneh-Mason (19) das Cellospielen, was ihn über ein Stipendium auf die Royal Academy of Music führte. Mit 17 bekam er einen Plattenvertrag, das Debüt voller klassischer Musik chartete auf Platz elf im Vereinigten Königreich. Grösster Auftritt bisher: 2018 auf der Hochzeit von Prinz Harry und seiner Meghan.
or neun Millionen Instagram-Abonnenten kann man protzig zeigen, was sich mit plötzlichem Reichtum einer jungen Filmkarriere alles kaufen lässt. Joey Kings Ding ist das nicht (nur). Die 19-Jährige aus der «Fargo»-Serie und «The Kissing Booth» nutzt die Bühne, um sich etwa lautstark gegen übermässigen Waffenbesitz und Menschenhandel auszusprechen.
Fast 200'000 Unterschriften sammelte Amika George für ihr Ansinnen, ärmeren Mitbürgerinnen in Grossbritannien kostenlos Zugang zu Monatshygiene-Artikel zu verschaffen. Teils hochrangige Politiker setzen sich nun dafür ein. Trotzdem geht der Kampf der 19-Jährigen weiter: «Wenn wir Veränderungen haben wollen, müssen wir diese selbst liefern.»
Schon früh wusste Muzoon Almellehan, dass Bildung der Schlüssel von so vielem ist. So habe sie bei ihrer Flucht aus Syrien 2014 einzig ihre Schulbücher bei sich gehabt. Nun bemüht sich die 19-Jährige vom britischen Newcastle aus als Unicef-Botschafterin um das Recht auf Schulbildung in ihrem Geburtsland und anderen Krisenherden wie dem Tschad.
Millionen von Kindern kennen Jace Norman als Kid Danger aus der Nickelodeon-Serie «Henry Danger». Nicht mehr als ein Sprungbrett für den 19-Jährigen. Mit seiner eigenen Social-Media-Firma berät er unter anderem Medienschlachtschiff Viacom. Auch als Serien-Produzent tritt er demnächst in Erscheinung.
Aufgewachsen in Pakistan unter der Herrschaft der Taliban kämpfte Malala Yousafzai bereits früh für das Recht auf Bildung. Unter anderem schrieb sie einen Blog für die «BBC». Malala überlebte mehrere Attentate, das erste 2012 trotz eines Schusstreffers ins Gesicht. Sie steckte nie zurück und wurde 2014 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
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