Greta Thunberg in Lausanne «Die Menschen verstehen die Tragweite der Situation nicht»

tsha/dpa/SDA

5.8.2019

Hunderte Jugendliche sind in Lausanne zum ersten internationalen Gipfeltreffen der «Fridays for Future»-Bewegung zusammengekommen. Mit dabei: Greta Thunberg.

Sie kamen mit dem Zug oder mit dem Bus, nur nicht mit dem Flugzeug: Knapp 450 Jugendliche sind in Lausanne zum ersten internationalen Gipfeltreffen der «Fridays for Future»-Bewegung eingetroffen. Bis und mit Freitag wollen die Klimastreikenden für mehr Klimaschutz demonstrieren, sich besser vernetzen und weitere Aktionen planen. Auch Greta Thunberg, das Gesicht von «Fridays for Future», ist in die Schweiz gereist.

Am Montagmittag trat die 16-Jährige aus Schweden auf einer Pressekonferenz vor ihre Anhänger. Anders als erwartet, hielt sie sich in ihrer Ansprache allerdings kurz. Nachdem sie sich bei den Veranstaltern bedankt hatte, fügte sie hinzu: «Ich habe nicht wirklich mehr zu sagen, ich habe schon zuvor so viel gesagt.» Anschliessend überliess Thunberg das Mikrofon den Experten.



Später beantwortete sie allerdings noch einige Fragen der anwesenden Presse. «Es ist unglaublich, zu sehen, wie viele Menschen aus der ganzen Welt sich hier versammelt haben. Es fühlt sich wunderbar an», sagte Thunberg. In Bezug auf den Kampf gegen den Klimawandel gebe es noch «sehr viel zu tun. Wir müssen die Öffentlichkeit informieren. Wenn die Leute erst einmal wirklich realisieren, wie ernst die Situation ist, werden sie uns unterstützen. Die Menschen sind nicht böse, sie verstehen nur die Tragweite der Situation noch nicht.»

Sie selbst, so Thunberg, sehe sich nicht als Anführerin der Klimabewegung, sondern nur als normale Teilnehmerin von «Fridays for Future»: «Ich kann nur für mich selbst sprechen.» Es sei «seltsam», im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit zu stehen. Sie würde gerne wieder in die Schule gehen, doch die Situation sei so gravierend, dass ihr Einsatz weiter gefordert sei, auch wenn es nicht immer einfach sei mit den vielen Kameras, die auf sie gerichtet seien.

Mit dem Zug nach Lausanne

Laut den Veranstaltern wollen die ingesamt 446 Teilnehmenden aus 37 Ländern in Lausanne über die Zukunft der «Fridays for Future»-Bewegung beraten. Unterkünfte werden ihnen von der Stadt sowie von Gastfamilien zur Verfügung gestellt.

«Das Ziel des Gipfeltreffens ist es, die Teilnehmer der europäischen Jugend-Klimastreikbewegung enger zu vernetzen und zu bestimmen, wie die Zukunft der Bewegung gegen den Klimawandel aussehen soll», so die  Veranstalter. Dabei sollen vor allem Strukturen geschaffen werden, um die internationale Zusammenarbeit der Bewegung zu vertiefen. Ausserdem steht ein Erfahrungsaustausch im Zentrum des Treffens.

Neben Greta Thunberg sind der Chemie-Nobelpreisträger Jacques Dubochet und der Umweltwissenschaftler und «Club of Rome»-Präsident Ernst von Weizsäcker in Lausanne zugegen. Thunberg war bereits am Samstag mit dem Zug von Stockholm in Richtung Schweiz aufgebrochen. Lausanne ist der erste Stopp auf der weltweiten Klima-Tour der 16-Jährigen. «Schulstreik Woche 50. Dies ist der letzte Tag für mich in Schweden für eine sehr lange Zeit», twitterte Thunberg vor ihrer Abreise. «Im Morgenzug nach New York und Santiago de Chile.»

Nächste Station: New York

Es wird erwartet, dass Thunberg auch an der geplanten Demonstration vom Freitag in Lausanne teilnehmen wird. Anschliessend will sie am Wochenende zunächst nach Grossbritannien aufbrechen. Von dort will sie ab Mitte des Monats mit einer emissionsfreien Hochseejacht nach Amerika segeln. Die Segelprofis Boris Herrmann und Pierre Casiraghi bringen die Schülerin, deren Vater und einen Filmemacher über den Atlantik. Die Reise von Grossbritannien nach New York soll etwa zwei Wochen dauern, ihr genauer Beginn hängt vom Wetter ab.



Zu den wichtigsten Stationen Thunbergs in Übersee gehören der Klimagipfel der Vereinten Nationen am 23. September in New York und die jährliche UN-Klimakonferenz in Chile im Dezember. Ausserdem will Thunberg im September an grossen Klimademonstrationen teilnehmen.

Wegen der hohen Menge an Emissionen, die durch Flugreisen verursacht werden, verzichtet Thunberg auf Flugzeuge. Die Hochseejacht «Malizia II», mit der sie über den Atlantik segelt, erzeugt nach Angaben ihres Teams keine Abgase. Sie ist mit Solarpaneelen und Unterwasserturbinen ausgestattet, mit denen der an Bord benötigte Strom erzeugt wird.

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