SBB schliessen Gleisschaden aus Defekt an Zug führte wohl zu Entgleisung im Gotthardtunnel

gbi

11.8.2023

SBB: «Bei Entgleisung wurden gewaltige Kräfte freigesetzt»

SBB: «Bei Entgleisung wurden gewaltige Kräfte freigesetzt»

Bei der Entgleisung eines Güterzugwagens im Gotthard-Basistunnel sind am Donnerstag laut Angaben der SBB-Verantwortlichen gewaltige Kräfte freigesetzt worden. Der Güterzug sei mit rund 100 km/h gefahren, sagte Rudolf Büchi, stv. Leiter Infrastruktur.

11.08.2023

Am Donnerstagmittag ist ein Güterzug im Gotthard-Basistunnel entgleist. Die SBB stellen sich auf lange Aufräum- und Reparaturarbeiten ein. Immerhin: Der Lokführer blieb unverletzt.

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11.8.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Gemäss SBB war der am Donnerstag im Gotthard-Basistunnel entgleiste Güterzug mit rund 100 km/h unterwegs.
  • Durch die Entgleisung hat die Ladung das Tor, das beide Tunnel-Röhren verbindet, verschüttet und beschädigt.
  • Die Personenzüge können voraussichtlich erst in einer Woche (ab 16. August) wieder durch den Tunnel fahren.
  • Bis dahin werden die Züge umgeleitet, die Reisezeit verlängert sich um rund zwei Stunden.
  • Die SBB raten von spontanen Reisen ab.
  • Details zur Unfallursache sind bislang nicht bekannt.

«Es ist eingetreten, worauf wir nie gehofft haben», sagt Rudolf Büchi, stellvertretender Leiter Infrastruktur bei den SBB, an einer Medienkonferenz vom Freitag in Bellinzona.

Der Güterzug mit rund 30 Waggons sei am Donnerstag an der ersten Weiche bei der Fahrt von Süden nach Norden bei hohem Tempo entgleist. Die Züge seien im Gotthard-Basistunnel mit bis zu 100 km/h unterwegs. «Es sind unfassbare Kräfte», die da wirken.

Immerhin: Jene Wagen, die gefährliche Fracht geladen hätten, habe man bereits abtransportiert können. Es befinde sich daher kein Gefahrengut mehr im Tunnel.

Dennoch gleiche der Unfallort im Tunnel noch «einem Trümmerfeld», Teile der Geleise seien von der Wucht des Unfalls zerstört worden. Dem Lokführer gehe es zum Glück «den Umständen entsprechend gut». Er hat den Crash unverletzt überstanden.  

Die Ermittlungsbehörden hätten die Unfallstelle noch nicht freigegeben, sagt Büchi weiter. Abklärungen seien noch im Gange. Man habe sich darum noch kein Bild vom Ausmass des entstandenen Schadens machen können.

Eines könne er jetzt schon sagen: Kein Gleisschaden habe zu dem Unfall geführt, stellt Büchi fest. Es müsse ein Defekt am Zug vorgelegen haben. Das zeigten die ersten Erkenntnisse der Untersuchungsbehörden. 

Verbindungstor zwischen den Tunnelröhren zerstört

Ein Tor, das die beiden Röhren im Tunnel miteinander verbindet, wurde von Ladegut verschüttet und beschädigt. Es sei derzeit nicht mehr in Funktion, aber für die Luftzirkulation in den beiden Tunnelröhren entscheidend. Wegen des Ausfalls könne vorläufig auch kein Verkehr in der zweiten Röhre rollen – obwohl diese vom Unfall selbst nicht betroffen war.

Das Tor zwischen den Tunnelröhren ist von Frachtgut und Schrottteilen zerstört worden.
Das Tor zwischen den Tunnelröhren ist von Frachtgut und Schrottteilen zerstört worden.
Bild: Screenshot SBB

Das Tor müsse zunächst notdürftig repariert werden, sagt Kühni. Ein Ersatz sei aber schwierig, denn es gibt keine standardisierten Ersatzteile auf dem Markt. Wie lange es dauere, bis der Vollbetrieb wieder möglich sei, ist völlig offen. Doch: «Das wird dauern. Das ist die Realität», sagt Büchi. 

Nicht jeder Zug kann auf die Bergstrecke ausweichen

Was heisst das für den Verkehrsfluss? Die SBB versuchen, so viele Züge wie möglich über die Bergstrecke umzuleiten. Das sei aber zum Beispiel mit Doppelstockzügen nicht möglich. Unter dem Strich seien damit die Kapazitäten um ein Drittel reduziert gegenüber dem Normalbetrieb. Die SBB raten darum von spontanen Reisen ins Tessin (oder in umgekehrte Richtung) bis auf Weiteres ab. Bis mindestens kommenden Mittwoch bleibt der Tunnel gesperrt. 

«Es ist jetzt leider ein so grosser Unfall eingetreten, obwohl man davon ausgeht, dass das nur alle 100 Jahre geschieht», so Büchi.

Beim Güterverkehr seien keine vergleichbaren Probleme zu erwarten. In der nächsten Woche sei der Güterverkehr zwischen Italien und der Schweiz ohnehin nur gering. 

Die Unfallstelle im Gotthard-Basistunnel gleicht nach der Zugentgleisung einem Trümmerfeld.
Die Unfallstelle im Gotthard-Basistunnel gleicht nach der Zugentgleisung einem Trümmerfeld.
Screenshot SBB