Corona-ÜbersichtDemo gegen Corona-Massnahmen in Zürich — Rima: «Wir sind ein Haufen von Idioten»
Agenturen/toko
19.9.2020
In Zürich haben rund 500 Personen gegen die «Corona-Lüge» und die Corona-Schutzmassnahmen demonstriert. Weil die Teilnehmer die Maskenpflicht nicht einhielten, griff die Polizei ein und trug einzelne Teilnehmer weg. Unterdessen meldet Deutschland den höchsten Anstieg an Neuinfektionen seit Ende April. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Die Stadtpolizei erinnerte die Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer mehrmals an die Masken-Tragepflicht. Diese einzuhalten, sei die Voraussetzung dafür, dass der Anlass auf dem Turbinenplatz stattfinden dürfe. Die Demonstranten setzten jedoch aus Prinzip keine Maske auf, weshalb die Polizei irgendwann eingriff.
Sie führte Personenkontrollen durch und trug einzelne Demonstranten vom Platz weg. Dies sorgte kurzzeitig für Aufruhr unter den Demonstranten. Die vorher eigentlich friedliche Stimmung drohte zu kippen. Zu Ausschreitungen kam es jedoch nicht.
«Wir sind ein Haufen von Idioten»
Als Stargäste eingeladen waren an dieser Skeptiker-Demo der Komiker Marco Rima und der Satiriker Andreas Thiel. Dieser sagte, dass ihn die aktuelle Situation an den Faschismus erinnere. Eine abweichende Meinung zu sagen, sei nicht mehr erlaubt.
Auch Rima erkannte aktuell «diktatorische Züge». Er werde als verrückt bezeichnet, nur weil er eine andere Meinung habe. «Laut einigen Meinungsmachern sind wir ein Haufen von Idioten. Und das sind wir.» Denn Idiot komme aus dem Griechischen und bedeute «Privatperson». Rima forderte, dass die «Hysterie der Wissenschaft» wieder dem gesunden Menschenverstand Platz mache.
Fast 2300 Neuinfektionen in Deutschland
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat in Deutschland erneut deutlich die Schwelle von 2000 übersprungen und den höchsten Wert seit Ende April erreicht. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter 2297 neue Corona-Infektionen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) bekanntgab.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach den Zahlen des RKI mindestens 270'070 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 19.9., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9384. Seit dem Vortag wurden sechs Todesfälle mehr gemeldet. Bis Donnerstagmorgen hatten rund 239'800 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Die Ereignisse des Tages im Überblick:
Das Wichtigste in Kürze:
Die Slowakei verzeichnet erneut einen Rekord-Anstieg an Neuinfektionen.
Rund 500 Personen demonstrieren in Zürich gegen die Corona-Massnahmen. Die Polizei hatte den Umzug zuvor untersagt, bewilligt wurde nur eine stehende Kundgebung.
Polen meldet den bislang höchsten Wert an Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie.
Deutschland verzeichnet fast 2300 Neuinfektionen — der höchste Wert seit Ende April.
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat ihre umstrittene Empfehlung zurückgenommen, Coronavirus-Tests bei Personen ohne Symptome zurückzufahren.
17.35 Uhr: Moderator nutzt die Skeptiker-Bühne auf Demo in Zürich
Auf der Demonstration von «Corona-Skeptikern» nutzte überraschend auch der ehemalige SRF-Moderator Reto Brennwald die Bühne, der aktuell einen Dokumentarfilm über die Corona-Krise dreht und dafür noch Geld braucht.
Vor einigen Wochen hätte sich Brennwald gemäss eigenen Aussagen noch nicht auf Bühne an dieser Demonstration gewagt. Die Corona-Skeptiker seien für ihn alles Rechtsradikale und Verschwörungstheoretiker gewesen. Mittlerweile habe aber auch er Fragen.
16.49 Uhr: Auch Litauern mit neuem Rekordwert an Neuinfektionen
In Litauen hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen einen Rekordwert erreicht. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde in Vilnius wurden in dem baltischen EU-Land am Freitag 99 positive Tests verzeichnet — und damit der höchste Anstieg von neuen Fällen binnen eines Tages seit Ausbruch der Pandemie. Die bisherigen Höchstwerte innerhalb von 24 Stunden hatten nach Angaben der Agentur BNS bei knapp über 60 gelegen.
Litauen mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete insgesamt bislang 3 664 bestätigte Infektionen und 87 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus.
16.12 Uhr: Zürcher Polizei führt einzelne Demo-Teilnehmer ab
Die Stadtpolizei erinnerte die Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer mehrmals an die Masken-Tragepflicht. Diese einzuhalten sei die Voraussetzung dafür, dass der Anlass stattfinden dürfe.
Weil die Corona-Skeptiker auf die Anweisungen nicht reagierten, führten die Einsatzkräfte schliesslich Personenkontrollen durch und trugen einzelne Demonstranten vom Turbinenplatz weg.
15.51 Uhr: Höchster Tageswert an Corona-Neuinfektionen in Dänemark
Dänemark hat den höchsten Tageswert an Corona-Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie registriert. Wie am Samstag aus Zahlen des dänischen Gesundheitsinstituts SSI hervorging, wurden seit dem Vortag 589 neue Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt — das ist der höchste Tageswert, seit das Virus Ende Februar erstmals im nördlichsten deutschen Nachbarland nachgewiesen worden war. Die heutigen Zahlen lassen sich allerdings nur schwer mit denjenigen der ersten Hochphase der Corona-Krise im Frühjahr vergleichen, weil in Dänemark wie in zahlreichen anderen Ländern heute viel mehr auf Corona getestet wird.
Dennoch sind die dänischen Behörden und die Regierung in Kopenhagen besorgt über den Anstieg der vergangenen Wochen, der vor allem mit einigen lokalen Ausbrüchen zusammenhängt. Zuletzt sind die Fallzahlen vor allem in der Hauptstadtregion angestiegen. Die Regierung versucht gegenzusteuern, indem seit Samstag für ganz Dänemark eine Reihe von Beschränkungen gelten: Unter anderem müssen Restaurants und Kneipen landesweit nun bereits um 22.00 Uhr schliessen, in den Lokalen muss zudem ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Die maximale Teilnehmerzahl von Versammlungen wurde wieder auf 50 herabgesetzt.
Insgesamt sind seit Beginn der Coronavirus-Pandemie rund 22'000 Corona-Fälle in Dänemark bestätigt worden, 635 infizierte Personen starben bislang. Mehr als 2,15 Millionen Menschen sind im Land bisher auf das Virus getestet worden.
15.38 Uhr: Zu wenig Abstand: Zürcher Polizei will Demoteilnehmer verzeigen
Weil sich die rund 500 Personen der Zürcher Corona-Demo weigerten, den Mindestabstand einzuhalten oder eine Maske zu tragen, will die Polizei zu Massnahmen greifen. Sie will die Teilnehmer verzeigen.
Die Polizisten kündigten an, Personenkontrollen durchzuführen und Teilnehmer vom Turbinenplatz wegzuweisen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei die Teilnehmenden mehrmals dazu aufgefordert, die Corona-Auflagen einzuhalten. Die Polizisten wurden jedoch ausgepfiffen und ausgebuht.
15.23 Uhr: Wieder Rekord bei Neuinfektionen in der Slowakei
Die Slowakei hat zum zweiten Mal in zwei Tagen einen Rekord bei den Corona-Neuinfektionen gemeldet. Die Zahl der innerhalb von 24 Stunden registrierten Fälle lag bei 290, teilte das Nationale Gesundheits-Informationszentrum mit. Dies war der höchste Wert sei dem Ausbruch der Pandemie im März. Der bisherige Höchstwert wurde einen Tag zuvor erfasst, er betrug 235 Fälle.
In der Slowakei haben sich nach offiziellen Angaben bislang 6546 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. 39 Menschen starben demnach im Zusammenhang mit dem Virus. Die Slowakei hat rund 5,5 Millionen Einwohner.
14.56 Uhr: Thiel äussert auf Demo Stasi-Vergleich — Polizei droht mit Auflösung
Der Komiker Andreas Thiel hat die Corona-Massnahmen in der Schweiz mit Stasi-Methoden in der ehemaligen DDR verglichen. Das BAG sei eine Behörde, welche «ganz nach dem Stasi-Handbuch» arbeite, erklärte Thiel unter dem Beifall der Demonstranten. Dies berichten der «Tages-Anzeiger» (kostenpflichtiger Inhalt) sowie weitere Medien übereinstimmend.
Die Polizei forderte demnach die rund 500 teilnehmenden «Corona-Skeptiker» wiederholt zum Einhalten der Abstände sowie zum Tragen von Masken auf. Die Beamten drohen schliesslich mit Auflösung der Kundgebung, sollten die Massnahmen bis 14.55 Uhr nicht eingehalten werden.
Update 15.06 Uhr: Die Polizei beginnt mit Personenkontrollen, da sich die Demonstranten nicht an die Massgaben der Polizei hielten.
14.21 Uhr: Rund 9000 Migranten im neuen Zeltlager — 213 Corona-Fälle
Auf der griechischen Insel Lesbos sind knapp drei Viertel der 12'000 Migranten aus dem abgebrannten Camp Moria in ein provisorisches Zeltlager gezogen. Sie seien alle registriert worden, damit die Asylverfahren weiterlaufen könnten, berichtete die griechische Nachrichten-Agentur ANA-MPA. Die Menschen würden ausserdem auf das Coronavirus getestet. Bisher seien die Tests bei 213 Menschen positiv ausgefallen. Die Infizierten würden in einem abgetrennten Teil des Lagers isoliert.
Die Migranten waren nach dem Brand im Lager Moria vom 8. auf den 9. September obdachlos geworden und mussten auf der Strasse und in umliegenden Olivenhainen schlafen — ohne jegliche Infrastruktur wie fliessendes Wasser und Toiletten. Am Donnerstag begann die Polizei, die Menschen in das neue Zeltlager zu eskortieren; viele wollten zunächst nicht einziehen, weil ihnen nicht klar war, ob sie das Lager wieder verlassen dürfen.
13.42 Uhr: Rund 500 Personen demonstrieren in Zürich gegen die «Corona-Lüge»
Rund 500 Personen haben sich in Zürich versammelt, um gegen die «Corona-Lüge» und die Corona-Schutzmassnahmen zu protestieren. Ob sie ihren geplanten Demonstrationszug zum Platzspitz durchführen, ist noch offen (siehe unten).
Die Organisatoren hatten eigentlich zu einem Demonstrationszug vom Turbinenplatz im Kreis 5 zum Platzspitz beim Hauptbahnhof aufgerufen. Die Stadtpolizei bewilligte ihnen allerdings nur eine stehende Aktion auf dem Turbinenplatz, ohne Marsch zum Platzspitz.
Die Stadtpolizei war mit einem grösseren Aufgebot und so genannten «Dialog-Teams» vor Ort, welche mit den Demonstranten das Gespräch suchten. Als ein Polizist die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ein Megafon auf die Sicherheitsmassnahmen — Maskenpflicht oder Abstand, aufmerksam machte — wurde er ausgepfiffen.
Als «Stargäste» wurden Komiker Marco Rima und Satiriker Andreas Thiel eingeladen. Hinter dem Anlass steht das Bürgerforum Schweiz, das vom ehemaligen Zürcher SVP-Gemeinderat Daniel Regli gegründet wurde. Der gläubige Christ steht auch hinter der Anti-Abtreibungs-Demonstration «Marsch fürs Läbe».
13.33 Uhr: Zweiter Corona-Lockdown in Israel wird weitgehend befolgt
In Israel wird der zweite landesweite Lockdown zur Eindämmung des Coronavirus' weitgehend befolgt. Auf den Strassen in Tel Aviv etwa waren am Samstag nur vereinzelt Autos zu sehen. Auch Menschen waren kaum unterwegs. Nach Medienberichten gab es allerdings am Strand der Küstenstadt einen kleineren Protest. Dem Nachrichtenportal ynet zufolge demonstrierten dort etwa 100 Menschen gegen die neuen Vorschriften wie etwa die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Strandbesuche sind eigentlich untersagt.
Die Restriktionen gelten seit Freitagnachmittag für drei Wochen. Die Menschen dürfen sich nur in Ausnahmefällen — wie etwa dem Weg zur Arbeit oder zu Demonstrationen — weiter als 1000 Meter von ihrem Zuhause entfernen, Fahrten zwischen einzelnen Städten sind verboten.
Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagiert mit den Massnahmen auf jüngste Corona-Rekordzahlen. Sie will vor allem eine drohende Überlastung des Gesundheitssystems verhindern. Der Auftakt des Lockdowns fällt zusammen mit dem jüdischen Neujahrsfest, an dem eigentlich traditionell Familien zusammenkommen. Die Opposition hält der Regierung wegen des Lockdowns Versagen vor. Die Corona-Krise hat der Wirtschaft Israels bereits schwer zugesetzt.
Netanjahus Regierung hatte bereits im Frühjahr einen Lockdown verhängt, um die Pandemie einzudämmen. Damit erzielte sie Erfolge. Nach Lockerungen stiegen die Zahlen jedoch wieder an. Experten warfen der Regierung vor, Massnahmen wie Schulschliessungen zu früh aufgehoben und das Land unzureichend auf eine zweite Corona-Welle vorbereitet zu haben. Bei vielen Israelis sorgten im Sommer verhängte Massnahmen für Verwirrung und Frust. Daher blieb offen, inwieweit die Menschen bei dem zweiten Lockdown mitmachen. Die Regierung wiederum hatte immer wieder an die Menschen appelliert, sich an Vorschriften wie das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen und Abstandsregeln zu halten.
12.59 Uhr: Bericht: «Corona-Skeptiker» müssen in Zürich auf Umzug verzichten
Die «Corona-Skeptiker» müssen für ihren heutigen Umzug in Zürich offenbar Einschränkungen hinnehmen. Nur eine stehende Kundgebung sei erlaubt worden. Die Protestierenden müssen folglich auf einen Umzug von Zürich-West an den Platzspitz verzichten.
Dies berichtet der «Tages-Anzeiger» (kostenpflichtiger Inhalt) unter Berufung auf die Stadtpolizei Zürich. Diese setze demnach auch auf «Dialogteams» vor Ort, zumal laut Polizei linke Gruppierungen zu einer Gegendemonstration aufgerufen hätten.
12.34 Uhr: Deutsches Paul-Ehrlich-Institut: Impfstoff-Zulassung Ende 2020 oder Anfang 2021
Das deutsche. Paul-Ehrlich-Institut rechnet weiterhin mit einer Zulassung von Corona-Impfstoffen für Ende 2020 oder Anfang 2021. Derzeit befänden sich neun Impfstoff-Kandidaten in der abschliessenden klinischen Phase III, sagte Instituts-Chef Klaus Cichutek den Sendern RTL und ntv. Zwar sei der Zeitpunkt Spekulation, «aber rechnen wir mal Ende diesen Jahres, mit Beginn des nächsten Jahres mit den ersten Zulassungen.» Diese Einschätzung vertritt das Paul-Ehrlich-Institut — das in Deutschland zuständige Institut für Impfstoffe — unverändert seit längerer Zeit.
Auch bei einer Zulassung von Impfstoffen zu diesem Zeitpunkt werde es noch mehrere Monate dauern, bis in Deutschland ein Impfstoff flächendeckend zu Verfügung stehe. Dann sei es Aufgabe des Robert Koch-Instituts, für Deutschland zu entscheiden, welche Bevölkerungsgruppen zuerst geimpft werden sollten. «Ich nehme an, dass noch einige Monate im nächsten Jahr ins Land gehen, bis wir von flächendeckender Verfügbarkeit reden. Weltweit kann das den grössten Teil des nächsten Jahres, wenn nicht das gesamte nächste Jahr in Anspruch nehmen», sagte Cichutek.
Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts rechnet für Deutschland bei Corona mit einer grossen Impf-Bereitschaft. «Ich glaube, dass die Menschen einen grossen Bedarf an Impfstoffen sehen. Wir sehen das im Paul-Ehrlich-Institut daran, dass wir bereits beim Beginn erster klinischer Prüfungen sehr viele Anfragen hatten über Freiwillige, die gerne hätten teilnehmen wollen an den ersten klinischen Prüfungen.»
Das Paul-Ehrlich-Institut stehe dafür, dass man bei der Zulassung des neuen Impfstoffs dieselbe Sorgfalt walten lasse wie sonst üblich: «Da werden keine Abstriche gemacht.» Man werde bei der Zulassung erste Wirksamkeitsdaten haben, auch Informationen über mittelfristige Sicherheiten. Aber: «Wir haben natürlich kein vollständiges Bild. Das wird sich erst nach der Einführung der Impfung im breiten Massstab dann ergeben. Deswegen ist es wahrscheinlich, dass wir zu einer Zulassung mit Auflagen greifen müssen, um dann weitere Daten noch während der Einführung der Impfung zu erheben.»
12.03 Uhr: Polen verzeichnet Höchstwert bei nachgewiesenen Neuinfektionen
Polen hat so viele neue Corona-Fälle registriert wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Behörden verzeichneten 1002 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, wie das Gesundheitsministerium in Warschau mitteilte. Der Schwerpunkt der nachgewiesenen Neuinfektionen lag mit 149 Fällen in Kleinpolen im Süden des Landes, aber auch die Region um Lublin im Osten (122) und Pommern (96) waren stark betroffen. Der bisherige Rekordwert wurde am 21. August erfasst, er betrug 903 Neuinfektionen.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, es gebe keine grossen lokalen Epidemieherde. «Die Werte, die wir jetzt sehen, sind ein Ergebnis davon, dass die Menschen zum normalen Alltagsleben und zur Arbeit zurückgekehrt sind Es geht um das, was wir auch auf den Strassen sehen: mehr Menschen, mehr Kontakte.»
In Polen haben sich nach offiziellen Angaben bislang 78'3330 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. 2282 Menschen starben demnach in Zusammenhang mit dem Virus. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner.
11.36 Uhr: Scharfe Kritik an Münchner «Wirtshaus-Wiesn»
Angesichts steigender Coronazahlen mehren sich in München kritische Stimmen zu der geplanten «WirthausWiesn». Dabei wollen Wirte in mehr als 50 Wirthäusern — stets unter Einhaltung der Coronaregeln — mit Wiesnbier, Hendl und Musik als Ersatz für das abgesagte Oktoberfest etwas Volksfeststimmung schaffen.
Auf Twitter gibt es unter anderem Kritik daran, dass nach dem Überschreiten des Signalwert von 50 Corona-Infizierten pro 100'000 Einwohner ältere Schüler am Montag in München mit Maske in der Schule sitzen müssten, am Wochenende aber in den Wirtshäusern gefeiert werde. «Die Kinder müssen sich einschränken, die doofe WirtshausWiesn darf stattfinden», schrieb ein Nutzer. Ein anderer fand es «unverantwortlich», die Veranstaltung in der aktuellen Situation nicht abzusagen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte stets zur strikten Einhaltung der Regeln aufgerufen und betont, es werde engmaschig kontrolliert. Anfang der Woche soll sich ein Krisenstab treffen. Reiter sagte dem Bayerischen Rundfunk: «Ich glaube nicht, dass wir weitergehende Massnahmen schon am Montag treffen werden. Sondern da müsste schon der Wert entweder deutlicher steigen oder über längere Zeit über 50 bleiben. Das werden wir erst Mitte der nächsten Woche, Ende der nächsten Woche sehen.» Dann würden die nächsten Entscheidungen getroffen.
München hatte am Freitag mit 50,7 den Grenzwert überschritten, ab dem verstärkte Infektionsschutzmassnahmen vorgesehen sind. Die Stadt hat als Konsequenz die Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen verlängert.
Auch Ärzte haben sich bereits skeptisch geäussert. «Angesichts steigender Zahlen an Neuinfektionen mit Covid-19 sehe ich eine «Wiesn light» eher «skeptisch bis sorgenvoll», sagte der Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner vor wenigen Tagen.
10.44 Uhr: Rios Bürgermeister: «20'000 Leute im Maracanã sind 20'000 weniger Leute am Strand.»
Inmitten der Corona-Pandemie will die Stadtverwaltung der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro wieder Fussball-Zuschauer ins berühmte Maracanã-Stadion lassen. «Am 4. Oktober werden wir das erste Spiel der brasilianischen Meisterschaft nach der Pandemie mit Fans haben», sagte Rios Bürgermeister Marcelo Crivella in einer Pressekonferenz.
Laut Spielplan findet an dem Tag die Partie zwischen Flamengo Rio de Janeiro und Athletico Paranaense statt. Bürgermeister Crivella zufolge sollen 20'000 Zuschauer, ein Drittel der vollen Auslastung des Maracanã, zugelassen werden. Der Brasilianische Fussballverband (CBF) muss noch zustimmen.
«Wir werden einen Appell an die CBF richten», sagte Crivella. Das grösste Problem Rio de Janeiros heute seien vielleicht die grossen Ansammlungen von Menschen ohne Maske am Strand. «20'000 Leute im Maracanã sind 20 '000 weniger Leute am Strand.» Vor allem am Wochenende ist es schwer, die Bewohner der Stadt dazu zu bringen, zu Hause zu bleiben. Dann füllen sich Strände und Bars.
Brasilien ist zusammen mit den USA und Indien eines der von Corona am stärksten betroffenen Länder. Das Land hat inzwischen 4,5 Millionen Infizierte und mehr als 135'000 Tote. Nach Daten der Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro verzeichnete die Stadt Rio bis Freitag 97'612 Infizierte, 10'449 Patienten sind gestorben.
10.17 Uhr: Theresienwiese in München bleibt vor Anstich-Termin weitgehend leer
Die Theresienwiese in München ist am Morgen des ursprünglich geplanten Oktoberfest-Starts weitgehend leer geblieben. Während am ersten Wiesn-Samstag um 8.00 Uhr morgens normalerweise das Rennen um Plätze in einem der Zelte bereits weitgehend entschieden wäre, herrschte um diese Zeit weitgehende Ruhe auf dem Gelände. Das Oktoberfest fällt in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie aus.
Auf der Theresienwiese gilt am Samstag ab 9.00 Uhr ein Alkoholverbot, um wilde Ersatzfeiern für die ausgefallene Wiesn zu verhindern. Eine Stunde vorher nutzte noch ein kleines, teilweise in Tracht gekommenes Grüppchen auf den Treppen zur monumentalen Bavaria-Statue die Gelegenheit, um mit Masskrügen anzustossen. Währenddessen bildete sich bereits eine kleine Schlange vor der dortigen Corona-Teststation. Ansonsten gehörte das Gelände am Samstagmorgen vor allem Joggern und Spaziergängern.
München hatte am Freitag den Warnwert von 50 Corona-Neuinfektionen je 100'000 Einwohnern binnen einer Woche überschritten. Die Stadt befürchtet, dass sich viele zu bierseligen Ersatzpartys treffen könnten und hat auch für andere bekannte Party-Hotspots ein Alkoholverbot erlassen. Die sogenannte «WirtshausWiesn» soll dennoch in mehr als 50 Gaststätten in München stattfinden. Teilweise mit Anstich, Livemusik und Tracht.
9.19 Uhr: US-Gesundheitsbehörde nimmt Empfehlung für weniger Tests zurück
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat ihre umstrittene Empfehlung zurückgenommen, Coronavirus-Tests bei Personen ohne Symptome zurückzufahren. In einer Aktualisierung der CDC-Richtlinien heisst es nun wieder, dass auch sie getestet werden sollen, wenn sie Kontakt mit Infizierten hatten. Die CDC hatte das Dokument am 24. August geändert und erklärt, ein Test sei in diesen Fällen nicht unbedingt nötig, wenn man keine Symptome aufweise — ausser bei Menschen, die zu Risikogruppen gehörten.
Diese Einschätzung geriet unter heftige Kritik von Experten. Jetzt geht die CDC auf deren Argumente ein. Da es eine erhebliche Gefahr der Coronavirus-Übertragung durch Personen ohne Krankheitssymptome gebe, seien Tests auch bei ihnen notwendig, heisst es ausdrücklich in einer «Klarstellung».
8.58 Uhr: Fast 2300 Neuinfektionen in Deutschland
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat in Deutschland erneut deutlich die Schwelle von 2000 übersprungen und den höchsten Wert seit Ende April erreicht. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter 2297 neue Corona-Infektionen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) bekanntgab.
Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war dann in der Tendenz gesunken und im Juli wieder gestiegen. Im August lag die Zahl der Fälle dann einmal bei knapp über 2000 (2034). Die Zahl der erkannten Neuinfektionen ist auch davon abhängig, wie viele Menschen getestet werden.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach den Zahlen des RKI mindestens 270'070 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 19.9., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9384. Seit dem Vortag wurden sechs Todesfälle mehr gemeldet. Bis Donnerstagmorgen hatten rund 239'800 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.