FDP-Politikerin antisemitisch angegangen«Fanden die Passantinnen und Passanten das lustig?»
aru
18.10.2023
Zwei Männer beschimpften die Zürcher Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel auf antisemitische Weise. Passant*innen war das egal, wie die Politikerin nun sagt.
aru
18.10.2023, 15:27
18.10.2023, 15:35
aru
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Zürcher Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel wurde beim Verteilen von Flugblättern antisemitisch beschimpft.
Besonders empört ist sie, dass Umstehende die Situation mitgekriegt haben und nicht eingeschritten sind.
Es geschah am Montagnachmittag am Bahnhof Stadelhofen. Die FDP-Kantonsrätin und Nationalratskandidatin Sonja Rueff-Frenkel verteilte gemeinsam mit einem Jugendlichen Flugblätter für ihre Wahl ins Parlament.
Aus einiger Entfernung näherten sich irgendwann zwei Männer und deckten die Politikerin und ihre Begleitung mit Beschimpfungen ein. «Du Judenschw***» soll nur eine davon gewesen sein, wie «20 Minuten» berichtet.
Beim flyern in Zürich für die NR Wahlen übelst und lauthals antisemitisch beschimpft. Am schlimmsten war: alle haben zugeschaut und geschwiegen…@NZZ@tagesanzeiger
Rueff-Frenkel reagierte gefasst und wehrte sich mit Worten, wie es weiter heisst. Eine Diskussion beginnt. Die beiden Männer entfernen sich. Doch vorbei ist die Situation noch nicht. Denn die Männer setzen sich einige Meter entfernt auf eine Treppe und rufen weiterhin antisemitische Ausdrücke in Richtung der Politikerin. Niemand reagierte darauf und Rueff-Frenkel habe sich alleingelassen gefühlt, wie sie schildert.
«Ich fragte mich nach den Gründen des Schweigens: Fanden die Passantinnen und Passanten das lustig? Stimmten sie den Männern zu? Was hielt sie davon ab, Zivilcourage zu zeigen?», sagt Rueff-Frenkel.
Antisemitismus habe sich in der Schweiz verstärkt
In der Schweiz habe sie sich stets sicher gefühlt. Das habe sich auch nach dem 7. Oktober nicht geändert. Doch im Ausland sehe es anders aus. Rueff-Frenkel gehe bald nach Paris und werde dort jüdische Einrichtungen meiden.
Seit dem Terrorangriff der Hamas habe sich aber auch der Antisemitismus in der Schweiz verstärkt. Denn bei vielen Menschen sei die bedingungslose Verurteilung des Terrorangriffs auf Israel ausgeblieben. «Nach dem Angriff bekundeten viele ihre Solidarität zu Palästina, in den sozialen Medien sind viele Hasskommentare gegenüber Israel und gegenüber Juden zu lesen», sagt sie weiter. Man könne eine andere Meinung im Nahostkonflikt haben, aber man müsse die Terrorattacke vom Anfang Oktober losgelöst davon betrachten.