Keine neuen Corona-Massnahmen Berset: «Das erstaunt Sie vielleicht»

red.

24.11.2021

Alain Berset: «Die Schweiz ist im Vorteil gegenüber anderen Ländern»

Alain Berset: «Die Schweiz ist im Vorteil gegenüber anderen Ländern»

Mit einen Anteil von 20 Prozent Covid-Patienten auf den Intensivstationen sei die Lage «nicht ausser Kontrolle», sagt Gesundheitsminister Alain Berset. Angesichts der grossen Unterschiede müsse jetzt jeder Kanton selber entscheiden, was es braucht.

24.11.2021

Trotz stark steigender Fallzahlen hat der Bundesrat Abstand von neuen Massnahmen genommen. Auf die neue Entwicklung reagiert Bern mit alten Vorschlägen: Abstand halten, Maske tragen und Räume lüften.

red.

Der Bundesrat hat am Mittwoch keine verschärfenden Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus diskutiert, aber auch keine Lockerungen. «Es bleibt, wie es ist», sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch in Bern. Allfällige künftige Verschärfungen hingen von der konkreten Situation ab.

Auf die Feststellung eines Journalisten, in der Bevölkerung stosse es auf wenig Verständnis, wenn jeder Kanton angesichts der aktuellen Lage seine eigene Linie fahre, sagte der Gesundheitsminister, die Unterschiede bei den Inzidenzen in den einzelnen Kantonen seien derzeit viel zu gross für gemeinsame Massnahmen.

Von einem Flickenteppich könne deshalb aber noch lange nicht die Rede sein. Das sei zum Beispiel im letzten Winter der Fall gewesen, als die Läden in einem Kanton offen, im Nachbarkanton aber geschlossen gewesen seien.

Wie es zu der Nicht-Entscheidung des Bundesrats gekommen ist, kannst du im Ticker-Protokoll der Medienkonferenz nachlesen:

  • Liveticker
    Neue Beiträge
  • Liveticker beendet
  • 16.20 Uhr

    Ende der Medienkonferenz

    Wir danken an dieser Stelle – wie immer – für die geschätzte Aufmerksamkeit.

  • 16.19 Uhr

    Was ist mit Weihnachten?

    Schöne Bescherung: Berset weiss, dass der Dezember nicht einfach wird, kann aber natürlich nicht in die Glaskugel gucken, um diese naheliegende, aber nicht gerade kluge Frage zu beantworten.

  • 16.18 Uhr

    Eigenveranwtortung realistisch?

    «Wir haben gesehen, dass wenn es zu einer heiklen Lage kommt, die [Bürger] reagieren», so Berset. Er achte zum Beispiel selbst gerade wieder mehr auf Hand-Desinfektion als im Vergleich zu den Wochen zuvor. Dass privat Massnahmen ergriffen würden. Sie seien wichtig, um nicht so zu enden wie Österreich.

  • 16.15 Uhr

    Schutz von Ungeimpften

    Wenn alle, die die Impfung wollen, sie bekommen hätten, stünde nicht der Schutz der Ungeimpften im Vordergrund, sondern weiterhin die Lage auf den Intensivstationen, betont Berset.

  • 16.14 Uhr

    Ansteckung Jüngerer Teil der Strategie?

    Nimmt der Bundesrat in Kauf, dass sich Jüngere und Schüler anstecken werden? Berset verneint das wenig überraschend. Es sei nun mal so, dass das Virus bei Jüngeren kursiere, doch Schulschliessungen stünden ausser Frage. Er fordert zum konsequenten Testen in den Schulen auf. Corona bereite der Altersgruppe allerdings auch kaum Probleme, hält Berset entgegen. Patrick Mathys ergänzt, die Impfhersteller würden daran arbeiten, die Mittel auch für Jüngere zuzulassen, doch wann es so weit sei, wisse er nicht.

  • 16.11 Uhr

    Was, wenn es wie in Österreich wird?

    «Es wird noch eine Weile so heikel bleiben», glaubt Berset. Der Bundesrat habe sich immer an den Hospitalisierungen orientiert. Auch wenn «alle die Situation satthaben».

  • 16.08 Uhr

    Welche Massnahmen hätten ergriffen werden können?

    Es gehe um eine Planbarkeit von Aktivitäten – etwa für Restaurants. Es sei im Bundesrat aber nicht so viel über mögliche Massnahmen gesprochen worden, sagt Berset. Es sei auch nicht die Zeit für Lockerungen. Man müsse auf die realen Entwicklungen reagieren. «Und es ist einfach so: Es bleibt so, wie es ist.»

  • 16.07 Uhr 

    Muss der Bund nicht bei den Kantonen eingreifen, die sich gegen Massnahmen sperren?

    «Niemand ergreift gerne Massnahmen», sagt Berset, die Kantone hätten aber auch in der Vergangenheit eine gute und verantwortungsvolle Arbeit geleistet. «Flickenteppich war, als in einem Kanton alle Läden und Restaurants offen waren und im anderen zu. Hier gab es einen Wettbewerb, den es nicht geben sollte.»

  • 16.04 Uhr 

    Was ist denn dieses Mal überhaupt anders als vor einem Jahr? 

    «Ich hoffe, wir haben aus dem letzten Jahr alle gelernt», sagt Berset. Hinsichtlich Wetter und Kälte sei die Situation zwar vergleichbar, aber andere Faktoren seien komplett anders, vor allem die Impfungen und auch die durchgemachten Erkrankungen. Das sei eine ganz andere Situation. Jetzt sei wichtig, dass sich die Kantone und der Bund gut koordinieren würden – die Zahlen in den Regionen seien ja sehr unterschiedlich, was vor allem an der Impfquote liege.

  • 16.01 Uhr

    Müssen sich die Spitäler auf die Triage vorbereiten?

    «Es wird mehr Ansteckungen geben», weiss Berset. Was genau kommt, wisse man aber nicht. Wenn die Zahl der Fälle weiterhin von der Belegung der Intensivbetten entkoppelt sei, gebe es kein Problem.

  • 15.57 Uhr

    Wann muss der Bund agieren?

    Die Dynamik steige, so Berset, allerdings viel weniger stark als in der Vergangenheit. Trotzdem müsse man vorsichtig sein und rufe deshalb die Bevölkerung dazu auf, entsprechende Massnahmen zu treffen. Die derzeitige Lage sei aber so, dass Bund und Kantone gut zusammenarbeiten könnten.

    Mathys ergänzt, derzeit werde nach medizinischen, politischen und gesellschaftlichen Gründen entschieden. Es gelte aber: «Wenn es so weitergeht, wie bisher, dann werden auf die Spitäler in den nächsten Wochen grosse Herausforderungen zukommen.»

  • 15.54 Uhr

    National einheitliche Regeln?

    Warum keine national einheitlichen Regeln? Warum entscheiden die Kantone? Berset kontert, vor einem Monat seien noch Lockerungen gefordert worden. Zudem habe der Bund Massnahmen eingeleitet wie die Maskenpflicht im ÖV. Wegen der grossen kantonalen Unterschiede müsste auf regionaler Ebene gehandelt werden, weil dort auch die Umsetzung konsequent vollzogen werden müsste.

  • 15.50 Uhr 

    Warum fordern sie die Kantone nicht zur Erhöhung der Spital-Betten auf?

    «Nein, wir machen das», sagt Berset. Zudem täten auch die Kantone hier, was sie könnten. «Das Problem sind aber nicht die Betten», so Berset. Es gebe nicht genug Personal. Die Angestellten in den Spitälern seien nach zwei Jahren am Limit. Gemeinsam mit den Kantonen habe man versucht, hier die Situation zu verbessern, aber viel mehr sei nicht möglich.

  • 15.47 Uhr

    Was ist mit Gratis-Tests?

    Im August habe es noch grosse Unterstützung für ein Ende der Gratis-Tests gegeben, lacht Berset. Aber heute sei das Thema nicht besprochen worden. Zwei Kommissionen hätten die Gratis-Tests aber wieder ins Spiel gebracht. Mehr sagt Berset nicht dazu.

  • 14.46 Uhr 

    Wartet der Bund wegen der Abstimmung ab?

    Berset sagt, dem sei nicht so, gleichwohl die Frage ja oft komme. Das wesentliche Kriterium sei die Belegung der IPS-Betten und hier sei die Situation besser und anders als in den vorigen Wellen. Werde sich die Situation hier stark ändern, werde es auch Entscheidungen geben. «Ich weiss aber nicht, wie die Lage in zehn Tagen aussieht», sagt Berset. Man habe nun aber immerhin die Chance zu schauen, wie sich die Situation in anderen Ländern entwickle.

  • 15.45 Uhr

    Beginn der Fragerunde

    Die Ost- und Zentralschweiz ist am stärksten betroffen. Wurde dort schlecht gearbeitet? Berset sagt, die Kantone wüssten am besten, was funktioniere und was nicht. «Es braucht einen guten Mix zwischen nationalen und kantonalen Massnahmen.»

  • 15.44 Uhr

    Risikobewusst

    «Der Bundesrat ist sich bewusst, dass diese Strategie Risiken birgt», sagt Berset. Es gelt, die Gesundheit wie auch die persönliche Freiheit zu schützen. «Dem Bundesrat ist das nicht gleichgültig.»

  • 15.41 Uhr

    Zur Booster-Impfung

    Es stehe – Überraschung – Ungeimpften weiter frei, sich impfen zu lassen, sagt Berset. Die Impfung werde weiter freiwillig bleiben, sagt der Bundesrat. Wie der Impfschutz abnimmt, erklärt diese Grafik:

    Grafik: Bund
  • 15.39 Uhr

    Berset: Auch die Bürger sind gefragt

    Welche Massnahmen können die Kantone treffen? Berset spricht von der Maskenpflicht in Schulen oder strengere Regeln etwa für Besucher von Pflegeheimen. Der Bund werde aber nur Empfehlungen aussprechen: Die Umsetzung liege bei den Kantonen – und bei der Bevölkerung – auch wenn sich die Schweiz in einer «heiklen Phase» befinde und es «beunruhigend» sei, was sich im Ausland abspiele.

  • 15.36 Uhr

    Schärfere Massnahme nur von den Kantonen

    Die am stärksten und die am wenigsten betroffenen Kantone liegen in einem Verhältnis von 1:6 auseinander, so Berset. Dabei erkenne man, wo mehr und wo weniger geimpft worden sei. Aus diesem Grund sollen die Kantone unter Umständen die Massnahmen verschärfen, «um die Lage in ihrer Region in den Griff zu kriegen». Sprich: Der Bund bewirbt die drei Basis-Massnahmen und vertraut, dass die Kantone im Ernstfall weitergehen. Es gelte nun, «die Pandemie mit einem liberaleren Kurs» zu bekämpfen. 

  • 15.32 Uhr

    Bersets Begründung

    Der Verlauf der vierten Welle sei weniger gravierend, sagt Berset: Die Intensivstationen sind «nur» zu 75 Prozent ausgelastet, wobei 20 Prozent davon von Covid-Patienten belegt seien. Deshalb sei eine Verschärfung der Massnahmen nicht angezeigt.

  • 15.28 Uhr

    «Rückbesinnung» auf die Basis-Massnahmen

    Berset betont jetzt, dass es klar war, dass die Zahlen saisonal anziehen würden. Deshalb müssten nun die Basis-Massnahmen wieder stärker betont werden: Abstand halten, Maske tragen, lüften. So soll eine Situation wie in Österreich vermieden werden. Andere Massnahmen werde es aktuell aber nicht geben. «Das erstaunt Sie vielleicht», sagt Berset.

  • 15.25 Uhr

    Und jetzt: Corona

    «Wir sind seit 21 Monaten engagiert, um das Beste zu tun und einen Ausstieg aus der Pandemie zu finden», beginnt Alain Berset. Dabei habe man viel erreicht. «Wir waren eines der Länder, das auf dem Kontinent offen geblieben ist.»

  • 15.23 Uhr

    Wo wollen Sie die Kultur hinführen?

    Carine Bachmanns Familie kommt aus dem Jura, sie selbst ist in der Deutschschweiz aufgewachsen, erzählt Bachmann nun selbst. Sie wolle sich für die kulturelle Vielfalt einsetzen. Und schon dürfen die Journalisten Fragen stellen: «Wo wollen Sie die Kultur hinführen?»

    Bachmann sagt, es sei jetzt noch zu früh, solche Angaben zu machen. Mit Blick auf die Pandemie sagt sie, dieses Problem behandele sie bereits jetzt bei ihrer Arbeit in Genf. «Die Kultur ist stark betroffen», weiss sie.

    Als ausgebildete Kultur-Psychologin beschäftige sie sich viel mit kultureller Identität und dem Begriff des Citoyen, ergänzt sie.

  • 15.19 Uhr

    Kultur-Kennerin aus Genf

    Bachmann tritt das Amt am 1. Februar an. Sie verfüge über grosse Erfahrungen in Kultur und Politik, sagt Alain Berset. Derzeit ist sie für die Kultur in der Stadt Genf zuständig. Ihre Aufgabe werde gerade auch sein, die Kulturschaffenden in der Pandemie zu unterstützen, die diese Branche besonders hart getroffen habe.

    Carine Bachmann wird neue neue Direktorin des Bundesamtes für Kultur. (Archiv)
    Carine Bachmann wird neue neue Direktorin des Bundesamtes für Kultur. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 15.15 Uhr

    Beginn der Pressekonferenz

    Carine Bachmann wird neue Direktorin des Bundesamtes für Kultur (BAK). Diese Personalie wird zuerst Thema sein.

Ausgangslage

8585 Neuinfektionen registriert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuletzt innert 24 Stunden – ein starker Anstieg im Vergleich zur Vorwoche mit 5981 neuen Fällen. Bereits am Dienstag warnte Patrick Mathys vom BAG, die aktuelle Lage sei «sehr ungünstig und kritisch».



Seit Mitte November würden sich die Fallzahlen alle zwei Wochen verdoppeln, so Mathys. Er rechne zudem damit, dass sich der Negativtrend in den kommenden Tagen und Wochen weiter fortsetze. Laut Taskforce-Chefin Tanja Stadler droht der Schweiz damit schon Mitte Dezember eine ähnliche Situation, wie sie zurzeit in Österreich herrscht.

Taskforce-Präsidentin: «Ähnliche Situation wie in Österreich, einfach verzögert»

Taskforce-Präsidentin: «Ähnliche Situation wie in Österreich, einfach verzögert»

Die Expert*innen von BAG und Covid-Taskforce schlagen Alarm: Die Situation in der Schweiz entwickle sich ähnlich wie in Österreich, jedoch mit einer Verzögerung von rund drei bis fünf Wochen. Seit Mitte November verdoppeln sich die Fallzahlen alle zwei Wochen.

23.11.2021

Sorgen bereitet vor allem auch, dass es nun in den Spitälern wieder eng werden könnte. Die Gesamtauslastung der Intensivbetten liegt laut Mathys zwar noch bei 70 Prozent, doch der Anteil von Covid-Patienten nehme stetig zu. Bereits in der nächsten Woche könnten demnach wieder über 200 Schwerkranke auf Intensivstationen liegen.

Gemäss Taskforce-Berechnungen müssten ab dieser Zahl wieder Patienten verlegt und geplante Eingriffe verschoben werden: Die Qualität der medizinischen Versorgung würde dann für alle sinken.

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