Sommarugas Nachfolge Eva Herzog hat den Ruf einer energischen Schafferin

SDA/mmi

10.11.2022

Die Basler Ständerätin Eva Herzog will in den Bundesrat

Die Basler Ständerätin Eva Herzog will in den Bundesrat

Nachdem die Berner Regierungsrätin Evi Allemann gestern ihre Kandidatur bekannt gab, steigt heute auch die Basler Ständerätin Eva Herzog ins Rennen um die Nachfolge von Simonetta Sommaruga.

10.11.2022

15 Jahre war Eva Herzog die prägende Figur in der Basler Regierung und bescherte dem einst hoch verschuldeten Stadtkanton satte Überschüsse. Nun fasst die 60-jährige Ständerätin in den Bundesrat ins Auge. 

SDA/mmi

Eva Herzog hat eine steile und von vielen Wahlerfolgen gesäumte Karriere hinter sich. Eine Ausnahme ergab sich vor zwölf Jahren. Die bald 61-Jährige landete im Rennen um die Nachfolge von SP-Bundesrat Moritz Leuenberger abgeschlagen auf den letzten Plätzen. Gewählt wurde Simonetta Sommaruga, um deren Nachfolge sie sich nun bewirbt.

Kritiker*innen zum Schweigen gebracht

Herzog wurde 2001 in den Basler Grossen Rat gewählt, 2004 präsidierte sie die dortige SP-Fraktion, bis sie noch im selben Jahr den Sprung in den Basler Regierungsrat schaffte. Zusammen mit Guy Morin (Grüne) brachte sie die damalige bürgerliche Mehrheit in der Exekutive zu Fall.

Herzog übernahm das gewichtige Finanzdepartement – den Umgang mit Zahlen trauten ihr die Bürgerlichen anfangs nicht richtig zu. Doch Herzog stürzte sich in die Arbeit und brachte nach kurzer Zeit ihre Kritikerinnen und Kritiker zum Schweigen.

Spitzen Wahlergebnisse

2008, 2012 und 2016 belegte sie mit jeweils wachsendem Vorsprung immer den Spitzenplatz bei den Regierungsratswahlen. Das war die Folge der von ihr repräsentierten Finanzpolitik, die dem Kanton – getragen zwar von einer guten Wirtschaftslage – stets massive Rechnungsüberschüsse bescherte – flankiert von Steuersenkungen und Abbau der Nettoschulden.

Die Krönung des Erfolgs beschied ihr 2019 die Wahl in den Ständerat. Herzog erhielt als Nachfolgerin von Anita Fetz (SP) über dreimal mehr Stimmen als ihre bürgerliche Gegenkandidatin und heutige Nationalrätin Patricia von Falkenstein (LDP).

Privates ist tabu

Herzog wuchs in Pratteln BL auf. Über ihr Privatleben spricht sie nicht gerne. Bekannt ist, dass sie mit einem ehemaligen Journalisten der «Basler Zeitung» und «Radio SRF» zwei Söhne hat und in einem Reiheneinfamilienhaus im Basler Neubadquartier lebt.

Die promovierte Historikerin – sie schrieb eine Doktorarbeit zur Geschichte des Frauenturnens in Baselland – begann ihre Berufslaufbahn unter anderem als Leitungsmitglied der Kulturwerkstatt Kaserne. Dort war sie von 1995 bis 1999 für diskursive Veranstaltungen zuständig. Bis zu ihrer rasch erfolgten Wahl in den Regierungsrat arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Vizerektorat Forschung der Universität Basel.

Als Regierungsrätin schuf sich Herzog den Ruf einer überaus dossiersicheren und eifrigen Schafferin mit viel Durchsetzungskraft. Sie war das Alphatier der von Männern geprägten Basler Regierung.

«Engagement und Temperament»

Politische Gegnerinnen und Gegner sind voller Ehrfurcht vor Herzog. Ihre Art zu politisieren führte aber auch dazu, dass sie zuweilen als emotional und verbissen gilt. Auf Kritik an ihrer Tätigkeit kann sie unwirsch reagieren.

Zu Medienschaffenden hat sie ein angespanntes Verhältnis. Ihr nicht genehme Fragen kanzelte sie auch mal auf schulmeisterliche Art einfach ab. «Engagement und Temperament» nannte Herzog ihre Ausbrüche in einem Gespräch mit der damaligen Zeitung «TagesWoche». «Man weiss bei mir immer, woran man ist.» Und wenn ihr etwas rausrutsche, würde sie sich danach hinstellen und entschuldigen.

Dass Herzog nicht immer auf Parteilinie politisiert, zeigte sich 2016 eindrücklich, als sie an vorderster Front mit Bundesrat Ueli Maurer für die Unternehmenssteuerreform III kämpfte, obwohl ihre Partei das Referendum gegen die Reform ergriffen hatte. Die Schweizer Stimmbevölkerung lehnte die Reform ab. Herzogs Beliebtheit in der Basler SP und Bevölkerung tat dies aber keinen Abbruch.