Oberste Apothekerin schlägt Alarm «Die Medikamenten-Engpässe werden massiv sein»

Sven Ziegler

21.10.2024

Martine Ruggli-Ducrot, Präsidentin Schweizerischer Apothekerverband Pharmasuisse, im März 2023.
Martine Ruggli-Ducrot, Präsidentin Schweizerischer Apothekerverband Pharmasuisse, im März 2023.
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In der Schweiz droht diesen Winter ein massiver Medikamenten-Engpass. Bis zu 1000 Medikamente fehlen, warnt die oberste Apothekerin. 

Sven Ziegler

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  • Martine Ruggli warnt vor einem massiven Medikamentenmangel im Winter.
  • Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren verschärft, sagt die Präsidentin des Apothekerverbands Pharmasuisse. 
  • Vor allem Antibiotika seien wegen massiver Lieferengpässe nicht mehr verfügbar.

Martine Ruggli vom Apothekerverband Pharmasuisse warnt vor einem massiven Medikamentenmangel im Winter. 

Im Interview mit SRF erklärt Ruggli, dass die Verlagerung der Produktion ins Ausland – insbesondere nach China und Indien – die Situation verschärft habe. Zudem seien im Winter zahlreiche Menschen gleichzeitig krank. «Die Engpässe für Medikamente, die stark nachgefragt werden, werden massiv sein», sagt Ruggli.

Vor allem Antibiotika seien bei massiven Lieferengpässen nicht mehr verfügbar. «Es fehlen zwischen 700 und 1000 Medikamente», warnt Ruggli. Medikamente würden heute bei einem Engpass langfristig fehlen. «Früher hatten wir kurze Engpässe, heute fehlen sie ein halbes Jahr oder gar zwei Jahre.»

Vor allem günstige Medikamente betroffen

Die Apothekerpräsidentin fordert nun Preiserhöhungen für die günstigen Medikamente, um die Versorgung zu sichern. Denn vor allem günstige Medikamente seien von den Lieferengpässen betroffen. Sie ist überzeugt: «Die Bevölkerung zahlt lieber ein paar Rappen mehr pro Tablette, damit wichtige Medikamente verfügbar sind.»

Die Preiserhöhung bei den billigen Medikamenten habe keine Auswirkung auf die Prämienentwicklung, ist Ruggli überzeugt. Für die steigenden Kosten seien nur wenige Medikamente verantwortlich. «Zwei Prozent aller Medikamente verursachen die Hälfte der Kosten, zum Beispiel teure Medikamente gegen Krebs», sagt Ruggli. Diese würden viel stärker ins Gewicht fallen.