Der Sinn des dritten PiksErst der Booster macht den Schutz vollständig
tafi
16.11.2021
Keine Auffrischung, sondern eine Komplettierung: Ein Immunologe erklärt, warum die dritte Impfung eigentlich ein Muss ist und warum wir nicht jedes Jahr einen Booster brauchen.
tafi
16.11.2021, 18:56
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Die dritte Covid-19-Impfung soll bald auch für Personen unter 65 Jahren möglich sein. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) planen eine Anpassung der Impfempfehlung, wie es am Dienstag vor den Medien in Bern hiess.
«Die offizielle Empfehlung ist in Erarbeitung und folgt in wenigen Wochen», sagte Ekif-Präsident Christoph Berger. Bis dahin sollen sich alle älteren Menschen über 65 Jahre für eine Auffrischimpfung anmelden.
Eigentlich, sagt Carsten Watzl, ist der Begriff «Auffrischimpfung» falsch. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» sagte der Immunologe von der Technischen Universität Dortmund, dass «die Grundimmunisierung gegen das Coronavirus erst nach einer Dreifachimpfung erfolgt».
Wenn die Schweiz jetzt anfängt, Booster-Impfungen zu verarbeiten, dann vervollständigt sie demnach lediglich den Impfschutz. Studien haben gezeigt, dass man nach der Booster-Impfung fünf- bis zehnfach mehr Antikörper hat als nach der zweiten Impfung.
«Regelmässige Booster werden wir nicht brauchen«
Das Dreifach-Impfschema ist nicht neu. Im Gegenteil, man kenne es von vielen Impfungen im Kindesalter, etwa gegen Tetanus oder Diphterie. «Kinder erhalten eine Impfung, einen Monat später die zweite und dann sechs Monate später die dritte. Das ist ein klassisches Schema» doppelt Watzl bei SRF nach.
Dass es in Zukunft bei drei Impfungen bleibt, könne Watzl nicht versprechen. Es sei bei Atemwegsinfektionen generell «schwer, einen dauerhaften Schutz aufrechtzuerhalten.» Brauchen wir also künftig regelmässig jedes halbe Jahr einen Booster? Nein, sagt der Immunologe. Nach einer dritten Impfung halte die Immunantwort «wahrscheinlich länger» an. «Ich werde mich nach dem Booster also nicht alle halbe Jahre erneut impfen lassen müssen.»
Diese Meinung vertritt auch Ekif-Chef Christoph Berger: «Ich gehe nicht davon aus, dass es künftig regelmässige Booster alle halbe Jahre braucht», sagte er am Dienstag auf der wöchentlichen BAG-Medienkonferenz. Allerdings müsse man stets die epidemiologische Lage beobachten.
Drittimpfungen können die vierte Welle brechen
Derzeit werden in der Schweiz vor allem ältere Menschen mit Booster-Impfungen versorgt, weil sie schwerer erkranken und auch vermehrt hospitalisiert werden müssten, erklärt Berger. Jüngere Menschen ein drittes Mal zu impfen, mache trotzdem Sinn, erklärt Watzl im «Spiegel»: «In Israel haben wir gesehen, dass es gelingen kann, eine Welle mit den Boostern zu brechen. Dort wurden auch unter 60-Jährige zum dritten Mal geimpft. Damit wird die Übertragung des Virus noch mal deutlich gesenkt. Die Dreissigjährige schützt damit indirekt auch ihre Oma.»
Zwar plädiert Watzl dafür, zunächst Impflücken zu schliessen. Wenn das aber nicht möglich sei, und danach sieht es in Deutschland gleichermassen aus wie in der Schweiz, sind Drittimpfungen ein adäquates Mittel, um die vierte Welle zu brechen. Dabei würde eine Booster-Quote von 50 Prozent reichen, um die Infektionszahlen nachhaltig zu senken.