Zu wenig Schulkinder Wie ein Dorf im Waadtland um das Überleben seiner Schule kämpft

loe

21.9.2024

In zwei Jahren soll es in Corbeyrier nur noch sieben Schüler*innen geben. 
In zwei Jahren soll es in Corbeyrier nur noch sieben Schüler*innen geben. 
Hauke-Christian Dittrich/dpa

Im 460-Seelendorf Corbeyrier, im Kanton Waadt, droht die einzige Schule zu schliessen. Grund dafür: Es hat zu wenig Schüler*innen. Das Dorf sieht das ganze aber anders.

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  • Die Schule in der Gemeinde Cobeyrier VD soll geschlossen werden.
  • Grund dafür: Es hat zu wenig Schüler*innen.
  • Die Bewohnerinnen im Dorf sehen das aber anders.

Wer in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist, kennt es vielleicht: Eine Lehrperson unterrichtet mehrere Klassen und unterschiedliche Stufen. Auch Mehrstufenmodell genannt.

So läuft das auch seit über 200 Jahren im knapp 460-Seelendorf Corbeyrier, im Kanton Waadt. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Grund dafür: Jedes Jahr gibt es weniger Schüler*innen. In zwei Jahren soll es nur noch sieben Schüler*innen geben. Das ist der Direktion zu wenig. 

Die Lehrerin sieht das anders. Seit 15 Jahren unterrichtet sie im Mehrstufenmodell. In der SRF Sendung «Schweiz Aktuell» erklärt sie: «Der Vorteil vom Modell ist die Interaktion und der Austausch zwischen den verschiedenen Altersklassen. Ich beobachte, dass viel untereinander geholfen wird und der gegenseitige Respekt.»

«Ich bin traurig und wütend, dass meine Schule zugeht»

Die Stimmung im Dorf ist deswegen getrübt. «Es ist doof», sagt ein Mädchen. «Ich bin traurig und wütend, dass meine Schule zugeht», ein Junge. 

Den Entscheid begründet Frédérique Rebetez, Schuldirektorin, damit: «Ausschlaggebend für den Entscheid waren die geringe Anzahl Schüler*innen. Der pädagogische Grund ist auch entscheidend. Bei einer mehrstufigen Klasse kann man den Austausch zwischen den Schüler*innen in derselben Stufe nicht mehr gewährleisten. Dann kommt noch der finanzielle Aspekt.»

Dazu kommt noch ein Sicherheitsproblem. Eine Lehrerin, die alleine Kinder in einem abgeschotteten Dorf unterrichten muss, könnte zu einem Problem führen: «Die Lehrerin könnte in Ohnmacht fallen oder ein Schüler könnte das Klassenzimmer verlassen. Wie soll eine Person das dann handhaben?» Die Sorgen um die Sicherheit versteht man im Dorf nicht. Unter anderem, weil sich unter der Schule das Büro der Gemeinde befindet. Im Notfall ist immer jemand in der Nähe.

Der Gemeindekern würde durch die Schliessung wegfallen

«Es macht mir Angst, dass die Schule schliessen muss», erzählt die Gemeindepräsidentin Monique Tschudi gegenüber SRF. «Der Gemeindekern existiert dann nicht mehr und die Eltern, die sich dank der Kinder treffen, sehen sich nicht mehr. Es fällt vieles weg, wenn es die Schule nicht mehr geben würde.»

Auch ein Vater, dessen Tochter die Schule in Corbeyrier besucht, versteht nicht, warum man skeptisch gegenüber einem Mehrstufenmodell ist: «Auch ich ging damals hier in die Schule und es ist aus jedem von uns was geworden.»