Welche Krise?Diesen Schweizer Unternehmen geht es richtig gut
Stefan Michel
23.11.2024
Die Konjunktur kühlt sich ab, viele Schweizer Unternehmen müssen den Gürtel enger schnallen. Doch einige florieren selbst in der aktuellen Situation – auch weil sie von langfristigen Trends profitieren.
Stefan Michel
23.11.2024, 07:02
Stefan Michel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Konjunktur schwächelt weltweit. Das spüren auch Schweizer Unternehmen.
Trotzdem gibt es Firmen mit Sitz in der Schweiz, die auch in diesen Zeiten wachsen und ihren Gewinn steigern.
Darunter ist ein Traditionsunternehmen ebenso wie eines, das gerade erst der Start-up-Phase entwachsen ist, eine global bekannte Marke und eine Firma, die nur Fachleute der betreffenden Branche kennen.
Die Euphorie nach der Aufhebung der Coronabeschränkungen ist verflogen. Nicht zuletzt, weil die nächsten globalen Krisen folgten, kaum war die erste des laufenden Jahrzehnts überwunden: die russische Invasion der Ukraine, Energieknappheit und der explodierende Nahe Osten bremsen die Unternehmen und verunsichern jene, die deren Produkte kaufen könnten.
Die stark international ausgerichtete Schweizer Wirtschaft bekommt es zudem direkt zu spüren, wenn sich die Konjunktur in wichtigen Partnerländern wie Deutschland, den USA oder China abkühlt.
Trotzdem gibt es Unternehmen, die auch in der aktuellen Situation wachsen, ansehnliche Gewinne schreiben und ihren Marktanteil vergrössern. Die folgenden Beispiele sind bei weitem nicht alle Schweizer Firmen, die der Krise erfolgreich trotzen. Auch ist die Auflistung keine Rangliste.
Alle profitieren hingegen von globalen Trends wie Energiewende, neue Ernährungsgewohnheiten, Fitness-Boom oder bauliche Verdichtung. Daneben entwickeln sich auch Unternehmen in der Finanz- und Versicherungsbranche prächtig und ebenso innovative IT-Unternehmen.
Die folgende Aufstellung konzentriert sich auf Unternehmen, die Produkte entwickeln und herstellen. Denn diese sehen sich mit steigenden Energie-, Material- und Transportpreisen besonders grossen Herausforderungen gegenüber.
Ypsomed: Spritzen für Abnehm-Medikamente
Das Unternehmen mit Sitz in Burgdorf BE stellt seit 2003 Auto-Injektoren her – Spritzen für den Selbstgebrauch, auch Pens genannt. Diese nutzen seit langem beispielsweise Diabetiker*innen oder Menschen, die regelmässig Mittel zur Blutverdünnung brauchen.
Aktuell profitiert Ypsomed vom Boom der Abnehm-Medikamente wie Wegovy oder Ozempic. Diese treiben die Nachfrage nach Injektoren dermassen in die Höhe, dass das Unternehmen seine Produktion massiv ausbaut.
1,5 Milliarden Franken will Ypsomed laut NZZ investieren, um ab 2030 jährlich eine Milliarde Pens produzieren zu können. Dass es Abnehm-Medikamente inzwischen auch in Pillenform gibt, hat dem Absatz nicht geschadet.
New Roots: Vegane Molkerei international erfolgreich
Ein ambitionierter Downhill-Biker, der in einer Verletzungspause mit veganen Lebensmitteln zu experimentieren beginnt: So hat New Roots 2016 ihren Anfang genommen. Inzwischen wird der vegane Käse und weitere pflanzliche Molkerei-Produkte über Schweizer Grossverteiler verkauft und ist ein Export-Produkt. 600 Tonnen Käse, Frischkäse, Fondue, Milch, und Joghurt verlassen jährlich das Werk, erzählt Gründer Freddy Hunziker der «Berner Zeitung».
40 Angestellte stellen bei New Roots in Oberdiessbach BE die veganen Alternativen her oder experimentieren mit neuen Produkten. Die Bilanz hat New Roots zum innovativsten Schweizer Unternehmen 2025 gewählt.
Noch sind Cashews aus Afrika und Asien die Basis der veganen Molkereigüter. Schrittweise will New Roots auf einheimische Lupinensamen, Kürbiskerne und Hanfsamen umstellen.
Es ist mit Abstand das älteste Unternehmen in dieser Aufstellung: Der Aufzugs-Hersteller Schindler ist in seiner 150-jährigen Geschichte zum globalen Player mit über 100 Standorten weltweit geworden. Der Hauptsitz ist nach wie vor in Ebikon LU.
Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg hatte daran einen wesentlichen Anteil und in den letzten Jahrzehnten der (Hochhaus-)Bauboom in Asien. Der Schweizer Markt sei aber immer noch wichtig, sagt Schindler CEO Patrick Hess zur «Handelszeitung», nur wenige Länder hätten eine höhere Liftdichte.
Doch auch Schindler spürt den weltwirtschaftlichen Gegenwind. Im Oktober hat das Unternehmen bei sinkendem Umsatz die Steigerung des Gewinns bekannt gegeben.
On: Der Schuh läuft und läuft
Die Turnschuhe mit den Wolken sind ein globales Phänomen. Und wo On hintritt, setzt der Schuh zum Höhenflug an: Zurzeit erzielt das Schweizer Unternehmen in den USA besonders viel Umsatz. 2023 hat es insgesamt die 1-Milliarde-Schwelle überschritten, 2021 lag dieser noch unter 400 Millionen Franken.
In der Schweiz sind die Schuhe mit den Tunnels in den Sohlen omnipräsent – besonders bei Menschen jenseits der Vierzig. Das junge Publikum springt weniger auf die sportlichen Lifestyle-Schuhe ihrer Eltern an. Da helfen auch Show-Grössen wie Zendaya als Botschafterinnen nicht. Die On-Macher*innen wollen dies ändern, wie sie dem «Tages-Anzeiger» bekannt geben.
Ihrem Gewinn setzt das Generation-X-Image ohnehin nicht zu. Und auch die Kritik am Preis, den On in Pakistan für die Herstellung eines Schuhs zahlt und dem Betrag, der im Shop auf dem Preisschild steht, hat das Wachstum nicht gebremst.
Mit Innovationen wie dem gesprayten Schuh ohne Schnürsenkel hält sich die Marke im Gespräch und hat dazu ein Rezept, um Schuhe extrem konstengünstig und ressourcenschonend herzustellen.
R&S Group: Transformer für die Energiewende
Zum Schluss ein Unternehmen, dessen Name nur Fachleuten der Energiebranche bekannt sein dürfte. R&S stellt Transformatoren her, also Geräte, die die Stromspannung verändern. In Stromnetzen sind diese Installationen unverzichtbar, da sie die elektrische Energie, wie sie von den Hochspannungsleitungen ankommt, für Haushalte oder Betriebe auf die passende Spannung bringen.
Die Energiewende und die Dekarbonisierung erhöhen die Nachfrage nach elektrischen Installationen. R&S Unternehmen mit Sitz in Sissach BL hat jüngst durch den Kauf einer irischen Firma auf jener Insel wie auch in England Fuss fassen können. Schon länger ist die Firma in Deutschland, Italien und Polen aktiv. Chancen sieht CEO Markus Laesser nicht zuletzt in den Baltischen Staaten, wo viele Datenzentren mit hohem Strombedarf entstehen, wie er der «Handelszeitung» zu Protokoll gibt.
We at R&S Group are very excited about today’s acquisition of @KytePowertech, a leading manufacturer of distribution transformer solutions, headquartered in Cavan, Ireland. For more information, read our ad hoc announcement of this morning. https://t.co/bAXcCuZZlqpic.twitter.com/Jz9cVc7d9k