Gemischte Zwischenbilanz 2020Dicke Luft durch viel Verkehr: Erreicht die Schweiz ihre Klimaziele?
tafi
24.9.2019
Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral werden. Aber erreicht sie überhaupt ihre kurzfristigen Klimaziele? Die Zwischenbilanz für 2020 ist gemischt.
Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral werden. Das hat es der Bundesrat Ende August unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse entschieden. Allerdings ist der Weg dahin lang und steinig.
Zwar hat der Ständerat während der Beratungen zum neuen CO2-Gesetz gerade erst beschlossen, dass neue Ölheizungen ab 2023 faktisch verboten werden. Aber die Schweiz ist noch ein ganzes Stück weit davon entfernt, ihre aktuellen Klimaziele umzusetzen: Für das Jahr 2020 werden sie kaum erreicht.
Nach SRF-Recherchen ist der CO2-Ausstoss der Schweiz im Vergleich zum Jahr 1990 gerade mal um zwölf Prozent gesunken. Vorgesehen war eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent. Eine Zwischenbilanz zeigt, wo es konkret hapert.
Verkehr hinkt hinterher
Die Sektoren Verkehr, Gebäude und Industrie sind laut SRF in der Schweiz für 81 Prozent der Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich. Der grösste Batzen entfällt mit 32 Prozent auf den Verkehr, dabei ist der Flugverkehr noch nicht eingerechnet. Gebäude schlagen mit 26 Prozent zu Buche, die Industrie verantwortet 23 Prozent.
Für Wanderferien ist die Schweiz die Destination Nummer eins – auf dem Bild: Schrattenfluh im Sörenberg.
Bild: UNESCO Biosphäre Entlebuch
Flugreisen sind mit einem Ausstoss von durchschnittlich 201 Gramm CO2 pro Personenkilometer besonders schädlich. Wenn man etwa nach Nizza in die Ferien geht und sich für das Flugzeug als Transportmittel entscheidet, werden 277 Kilogramm CO2 ausgestossen. Wählt man das Auto, reduziert sich dieser Wert auf 172 Kilogramm bei einem Mittelklassewagen.
Bild: Swiss
Viele Souvenirs werden in Massenproduktionen, fern von den Orten, wo sie verkauft werden, hergestellt.
Bild: Keystone
Vegetarische Leckereien auf dem Grill: Melanzane, Grill-Käse, Quorn-Plätzli, Soya-Burger, Halloumi…
Bild: iStock
Der Wochenmarkt in Luzern hat eine lange Tradition und bietet frische Produkte aus der ganzen Region.
Bild: Keystone
Biken ist schon fast ein Schweizer Nationalsport. Schwingen Sie sich auf den Sattel und entdecken Sie die Schweiz.
Bild: Keystone
Ab und an von Zuhause aus arbeiten schont die Umwelt und kann sehr effizient sein, wenn man nicht abgelenkt wird.
Bild: iStock
Ventilatoren sind zwar sparsamer als Klimaanlagen, brauchen aber trotzdem Strom. Wenn Sie einen verwenden, am besten nachts und nur kurze Zeit, um einen guten Durchzug in der Wohnung zu erzeugen.
Bild: Keystone
Doppelwandige Trinkflaschen halten Leitungswasser über längere Zeit kühl.
Bild: iStock
Bei Sonne und Wind trocknet Wäsche mindestens so schnell wie im Tumbler und man spart eine Unmenge an Strom.
Bild: Keystone
Vor allem der Verkehrssektor hinkt den Klimazielen hinterher. In diesem Bereich sollten im Vergleich zu 1990 zehn Prozent der Emissionen eingespart werden: Aktuell sind sie aber sogar um ein Prozent gestiegen. Andreas Burgener, Direktor von «Auto Schweiz», macht bei SRF das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum dafür verantwortlich.
Industrie erkauft sich positive Bilanz
Positiv fällt die Zwischenbilanz bei der Industrie aus, wenn auch mit einem grossen Abstrich. Zwar habe der Sektor sein Ziel für 2020 (minus 15 Prozent gegenüber 1990) schon 2015 erreicht. Allerdings hätten Schweizer Firmen laut Knutti viele energieintensive Arbeiten ins Ausland verlagert. «Das sieht auf dem Papier jetzt besser aus, aber es wird einfach in China oder Osteuropa produziert.»
Auch bei den Gebäuden, die 40 Prozent im Vergleich zu 1990 einsparen sollten und aktuell nur bei minus 26 Prozent liegen, gibt es noch Steigerungsbedarf. Allerdings sei man hier auf einem guten Weg, wie Reto Knutti, Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich, im SRF sagte. Die dafür notwendigen Technologien seien vorhanden, es sei nunmehr eine Frage der finanziellen Mittel, um diese auch einzusetzen.
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