Robust durch alle Krisen Trotz schlimmer Befürchtungen geht's dir besser als gedacht

tafi

15.5.2023

Schweizer Angestellte haben 2021 weniger Lohn erhalten. Nicht zuletzt weil die Inflation um 0,6 Prozent gestiegen ist, blieb im Portemonnaie real ein Lohnminus 0,8 Prozent. (Symbolbild)
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Die Inflation schwächt sich ab, die Arbeitslosigkeit sinkt auf ein 20-Jahres-Tief: Der Schweiz geht’s wirtschaftlich besser als gedacht. Die Gründe dafür liegen auch in der Bevölkerung.

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  • Trotz grosser Befürchtungen blieb der Schweiz eine Energiemangellage bislang erspart: Davon profitiert die Wirtschaft.
  • Im zweiten Halbjahr soll sich die Auftragslage sogar noch verbessern.
  • Dass die Schweiz so gut dasteht, liegt auch an Arbeitnehmenden, die auf Lohnexzesse verzichten und Konsumenten, die für stabile Umsätze sorgen.

Der Winter hätte hart werden können, der Bund rief die Bevölkerung dazu auf, sich auf eine Energiemangellage vorzubereiten und für allfällige Stromausfälle gewappnet zu sein. Die Befürchtungen waren schlimm, erfüllt haben sie sich nicht.

Im Gegenteil: Es ist alles ziemlich gut gegangen. Niemand musste wegen fehlender Heizenergie frieren oder im Dunkeln sitzen, die Wirtschaft kam nicht zum Stillstand. Wirtschaftlich, findet der «Blick», geht es den Schweizerinnen besser, als sie sich fühlen.

Generell wirtschaftsfreundliche Bevölkerung

Die jüngsten Daten zu Inflation und Arbeitsmarkt sprechen in der Tat dafür. Die Zahl der Arbeitslosen sank im April weiter, die Arbeitslosenquote verharrte schweizweit auf 2,0 Prozent. Eine geringere Quote wurde letztmals im Jahr 2001 mit 1,6 Prozent gemessen.

Auch die Teuerung geht weiter zurück. Bereits im März war sie wieder auf das Niveau von Ende 2022 gefallen, im April sank die Jahresinflation noch weiter – auf nunmehr 2,6 Prozent.

«Die Welt schwächelt, die Schweiz zeigt Stärke», prognostizierte Konjunkturforscher Jan-Egbert Sturm von der ETH Zürich Anfang Jahr im «Blick». Das scheint auf die Wirtschaft bezogen zu stimmen.

«Wir bewegen uns von Krise zu Krise und stellen immer wieder fest, wir haben das gut gemacht», resümiert Sozialwissenschaftlerin Heike Scholten. Dass die Schweizer Wirtschaft «resilient und agil» ist, liege unter anderem daran, dass die Bevölkerung im Vergleich zu anderen Ländern und generell wirtschaftsfreundlich eingestellt ist.

Der Ausblick ist positiv

Der robuste Arbeitsmarkt und der Fachkräftemangel würden die Verhandlungspositionen auf Arbeitnehmerseite stärken. Diese seien aber weit davon entfernt, ihre Macht für Exzesse bei Lohn und Gehalt zu missbrauchen, erklärt Caroline Hilb, weshalb eine Lohn-Preis-Spirale nicht zu befürchten sei.

Die Leiterin Anlagestrategie der St. Galler Kantonalbank erwartet vielmehr, dass sich die Auftragsbücher der Industrie, trotz derzeit leicht eingetrübter Konjunkturaussichten, im zweiten Halbjahr weiter füllen. «Der Ausblick ist positiv, das hört man auch von den Unternehmen selber.»

Diese hätten unter anderem den Vorteil, dass sie ihre Preise wegen der niedrigen Inflation in der Schweiz im Vergleich zur Konkurrenz aus anderen Ländern nur moderat erhöhen müssten.

Auch dass die Stimmung bei den Konsumenten getrübt ist, hat kaum Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. An den Detailhandelsumsätzen jedenfalls lasse sich nicht ablesen, dass der Konsum sinken würde: «Die haben im ersten Quartal real sogar zugelegt», weiss Hilb.

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