Fragen und Antworten So bleibst du auch im Blackout gelassen

Von Gabriela Beck

19.10.2022

Auch ohne elektrische Herdplatte lassen sich mit der richtigen Ausrüstung und Vorbereitung warme Mahlzeiten zubereiten.
Auch ohne elektrische Herdplatte lassen sich mit der richtigen Ausrüstung und Vorbereitung warme Mahlzeiten zubereiten.
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Kein Wasser, kein Smartphone, kein Sprit: Bei einem grossflächigen Stromausfall funktioniert nicht mehr viel. Bund und Kantone empfehlen, Vorräte anzulegen. blue News hat alles Wichtige zusammengetragen.

Von Gabriela Beck

Der Krieg in der Ukraine, die Sabotageakte an kritischer Infrastruktur und die Erfahrungen mit gestörten Lieferketten während der Corona-Pandemie haben schmerzhaft vor Augen geführt, wie schnell sicher geglaubte Infrastrukturen auch hierzulande gestört werden können. Das verunsichert viele.

Mit den kühleren Temperaturen rückt nun die Bedeutung einer potenziellen Strommangellage mit Stromausfällen mehr und mehr ins Bewusstsein. Onlinehändler verzeichnen eine gestiegene Nachfrage nach Konserven, Kerzen und Powerbanks. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) rät der Bevölkerung, genug lebenswichtige Güter für rund eine Woche zu Hause zu halten. Die Kantone wie etwa Zürich, Graubünden oder Aargau stellen Infos auf ihren Websites zusammen.

Worauf muss man sich einstellen? blue News schafft Klarheit.

Wie wahrscheinlich ist ein grossflächiger Stromausfall über mehrere Tage?

Das Thema «Strommangellage» ist nicht neu. Bund, Kantone und Versorger rechnen seit Jahren damit. In der jüngsten Risikoanalyse des Bundes aus dem Jahr 2020 – also lange vor der russischen Invasion in die Ukraine – wird eine Strommangellage als grösstes technisches Risiko aufgeführt – noch vor dem Ausfall des Mobilfunknetzes. In einem Beispielszenario kommen die Autoren zu dem Schluss, dass es bei einem grossflächigen Stromausfall von zwei bis vier Tagen in der Folge Tage bis Wochen dauern würde, bis sich die Situation wieder normalisiert hat.

Auch das BWL schreibt: «Im Zusammenhang mit Strommangellagen kann es zu Stromunterbrüchen kommen, entweder unvorhergesehen oder dann als Folge von Netzabschaltungen.» Letztere kann der Bundesrat im Rahmen des Strom-Notfallplans als äusserste Massnahme anordnen, um ein komplettes Zusammenbrechen der Stromversorgung zu verhindern.

Was passiert bei einem Stromausfall?

Sollte der Strom ausfallen, gibt es kein Licht, das Handy könnte nicht aufgeladen werden, Digitalradio, Smart-TV und Laptop blieben stumm. Und nach ein paar Stunden gäbe es auch kein Leitungswasser mehr, da viele Wasserpumpen elektrisch betrieben werden. Auch die Toilettenspülung würde aufgrund des fehlenden Wasserdrucks nicht mehr funktionieren, denn dessen Erzeugung benötigt in den allermeisten Fällen Strom.

Doch auch die öffentliche Infrastruktur wäre nur noch bedingt einsatzfähig. Bargeldautomaten würden keine Banknoten mehr ausspucken. Supermärkte müssten vorübergehend schliessen, weil Kühltruhen und Kassensysteme ausfallen. Ein Grossteil des öffentlichen Nahverkehrs stünde still, in Tunneln funktionierten weder Beleuchtung noch Belüftung. Nur wenige Tankstellen verfügen über Notstromaggregate, um die Pumpen für die Zapfsäulen am Laufen zu halten. Im Notfall sorgen die Aggregate dafür, dass Rettungs- und Einsatzfahrzeuge an Benzin und Diesel kommen.

Und wenn die Strommangellage länger dauert?

Falls die Wirtschaft während eines länger anhaltenden Stromausfalls die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern nicht mehr aufrechterhalten könnte, würden die Pflichtlager freigegeben. Deren Reserven an Nahrungsmitteln, Medikamenten und Treibstoffen reichen über mehrere Monate. Allerdings könnte der Bund Rationierungen veranlassen.

Das System der Pflichtlagerhaltung basiert auf der Zusammenarbeit zwischen dem Staat und der Wirtschaft. Der Bund legt die Zusammensetzung und das Ausmass der Pflichtlager fest. Die Vorräte werden jedoch nicht vom Bund, sondern von privaten Unternehmen gehalten und sind deren Eigentum. Die Kosten der Pflichtlagerhaltung werden von den Unternehmen auf die Verkaufspreise überwälzt und damit von den Konsument*innen getragen.

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Die Kantone Aargau, Bern, Luzern, Nidwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Thurgau, Uri und Zürich sowie die Stadt Zug haben sogenannte Notfalltreffpunkte eingerichtet, an denen du Informationen und Unterstützung erhältst. Ab welchem Zeitpunkt die Notfalltreffpunkte in Betrieb sind, hängt von der lokalen Gefährdung ab und kann regional unterschiedlich sein. Die Behörden informieren dazu über Radio/Fernsehen (SRG) und App/Internet (Alertswiss).

Wie bereite ich mich auf einen Blackout vor?

Appelle der Behörden zur Beschaffung eines Notvorrats sind nicht neu. Bereits zu Zeiten des Kalten Krieges wurde die Parole «Kluger Rat – Notvorrat» ausgegeben, mit der das BWL seine aktuelle Ratgeber-Broschüre für den Notfall betitelt.

So sitzt du einen Stromausfall bequem aus:

  • stromlose Kochgelegenheit z. B. Campingkocher mit Gaskartuschen, Fondue-Rechaud mit Gas oder Brennsprit, Outdoor-Grill mit Gas, Holz oder Holzkohle
  • ausreichend Kerzen mit Zündhölzern / Feuerzeug oder Campinglampen mit Gaskartuschen
  • batteriebetriebenes Radio, am besten ausgerüstet mit Solarzellen und Handkurbel mit aufladbarem Akku
  • Taschenlampe
  • ausreichend Ersatzbatterien für Taschenlampe, Radio etc.
  • ausreichend Ersatzbrennmaterial für Kochgelegenheit (Brennsprit / Gas / Holz / Holzkohle)
  • mindestens neun Liter Wasser pro Person
  • haltbare Lebensmittel für mindestens eine Woche
  • Hausapotheke / persönliche Medikamente etc. für mindestens eine Woche
  • etwas Bargeld in kleinen Noten

Wie verhalte ich mich während eines Stromausfalls?

Um Unfälle zu vermeiden, ist es zuerst einmal wichtig, für ausreichend Beleuchtung mittels Taschenlampe oder Kerzen zu sorgen. Alsdann sollte man sich auf der Website des jeweiligen Stromanbieters informieren und abklären, ob spezifische Informationen zu erwarten sind, solange die akkubetriebenen Geräte noch laufen. Informationen bekommt man auch über ein batteriebetriebenes Radio.

Auch ohne elektrische Herdplatte lassen sich warme Mahlzeiten zubereiten. Etwa mit einem gasbetriebenen Campingkocher, der sich leicht lagern und transportieren lässt. Geeignete Gaskartuschen zum Wechseln finden sich in jedem Baumarkt. Ein Garten- oder Tischgrill, der mit Holzkohle oder Gas betrieben wird, kann ebenfalls zum Kochen ohne Strom genutzt werden. Allerdings sollte nur draussen grilliert werden, in Innenräumen besteht Erstickungsgefahr durch Kohlenmonoxid.

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Geräte wie Bügeleisen oder elektrische Handwerkzeuge, die sich bei Wiederherstellung der Stromversorgung automatisch einschalten, entweder per Knopf ausschalten oder den Stecker ziehen. Nach sechs Stunden Stromunterbruch sollte der Kühlschrank geleert werden, das Tiefkühlgerät erst nach 24 Stunden. Sonst läufst du Gefahr, an verdorbenen Lebensmitteln zu erkranken.

Zu guter Letzt: Nachschauen, ob Leute im Lift eingeschlossen sind und wenn nötig Hilfe organisieren.