«Ein echtes Problem» Darum ist die Schweiz bei der italienischen Mafia so beliebt

lpe

20.5.2021

Die Mafia agiert in der Schweiz eben gerade nicht wie hier im Videogame «Mafia»: Anstelle von Geldwäscherei und Drogenhandel handeln die Kriminellen neu auf der legalen wirtschaftlichen Ebene.
Die Mafia agiert in der Schweiz eben gerade nicht wie hier im Videogame «Mafia»: Anstelle von Geldwäscherei und Drogenhandel handeln die Kriminellen neu auf der legalen wirtschaftlichen Ebene.
2K/dpa-tmn

Die italienische Mafia ist für die Schweiz zu solch einer Bedrohung geworden, dass in Lugano ein eigenes Institut zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens eingerichtet wurde.

lpe

«Unser Land hat ein echtes Problem mit der Mafia.» Dies sagte die  Fedpol-Chefin Nicoletta della Valle kürzlich in Lugano, wie die NZZ am Donnerstag berichtet. Die Aussage traf sie anlässlich der offiziellen Einweihung des Observatoriums für organisierte Kriminalität der Universität der italienischen Schweiz. 

Während die Mafiosi vor rund 50 Jahren ihren Weg in die Schweiz über Geldwäsche und Drogenhandel fanden, seien heute die Enkel dieser Mafiosi häufiger auf legaler wirtschaftlicher Ebene unterwegs, wie die NZZ schreibt. Neben der Gastronomie- und Immobilienbranche rückten die Finanzbranche sowie der Handel mit agronomische Gütern wie italienische Tomaten in den Fokus der Mafia.

Fedpol-Chefin warnt vor Unterwanderung 

Für die Fedpol-Chefin della Valle ist dies besorgniserregend: Da die Mafia sich an normalen, grösstenteils ahnungslosen Firmen beteilige, würde auch die Schweizer Zivilgesellschaft allmählich unterwandert.

Die Schweizer Bevölkerung bekam davon bisher nicht so viel mit. Als Indiz für die Tragweite des Problems dienen alleine die Meldungen über Polizeirazzien, die vereinzelt auftauchen. So wurde zum Beispiel letztes Jahr in einer grossen Aktion koordiniert mit Italien Dutzende Personen festgenommen. Razzien fanden dabei nicht nur in grenznahen Kantonen wie dem Tessin, sondern auch im Aargau, in Zug und Solothurn statt.

Die Mafia profitiere in der Schweiz allgemein von der lascheren Gesetzgebung im Vergleich zu Italien, sagt Bundesstaatsanwalt Sergio Mastroianni der NZZ. Die Annahme, dass die Kantone nahe an der italienischen Grenze für das organisierte Verbrechen besonders attraktiv seien, sei hingegen falsch. 



Der Norden der Schweiz sei für die Kriminellen besonders interessant, da das fehlende Bewusstsein der dortigen Behörden und Bevölkerung ihnen erlauben würde, ihren Geschäften in aller Ruhe und Diskretion nachzugehen, zitiert die Zeitung den Bundesstaatsanwalt. Die zweite Sprache der ’Ndrangheta, der aktivsten Organisation hierzulande, sei Schweizerdeutsch, sagt Mastroianni.