«Moralisieren und alles besser wissen»Bundesrat Maurer teilt gegen Corona-Experten aus
uri
12.11.2020
Der Erfolg im Kampf gegen das Coronavirus beruht nicht zuletzt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Bundesrat Ueli Maurer unterstellt Experten jedoch einen Tunnelblick und mangelnden Pragmatismus.
Gefragt, warum die SVP keine Coronaoppositionspolitik mache, erklärt Maurer, dass Corona ein «schwieriges Thema» sei. Man stelle fest, dass man sehr viele Ansteckungen habe, und man merke auch, dass die Leute Angst hätten, sagt er ab etwa der 31. Minute in der Aufzeichnung. In dieser Situation müsse man zusehen, dass man die Ansteckungszahlen senke, und das täte man am besten, «wenn man weniger Kontakt hat und vorsichtig ist im Umgang». Das sei die Grundvoraussetzung, die wohl alle Leute im Land teilen würden.
Kritik an Expertengläubigkeit
«Was ich aber auch bezweifle und kritisiere», so Maurer, «sind diese Expertengläubigkeit und der absolute Glaube, dass alles richtig ist, was uns gesagt wird.» Das dürfe man nicht mehr wirklich laut sagen, meint der Bundesrat, aber man müsse darüber diskutieren. Auch glaube er nicht, dass die SVP in Opposition zum Bundesrat gehen müsse, denn dieser mache eine Menge richtig: «Die Stossrichtung ist gut.» Es gebe hingegen Diskussionen, weil Experten den Bundesrat eine halbe Stunde nach dessen Auftritt schon wieder kritisieren, bemängelt Maurer.
Das seien auch diejenigen, die «moralisieren und alles besser wissen». Diese Leute seien zwar Experten, so Maurer, doch sie hätten einen Tunnelblick: «Sie sehen nur gerade ihre Gesundheit», dabei müssten sie auch die Wirtschaft und die Gesellschaft betrachten. «Die Kinder müssen in die Schule, wir müssen leben, wir müssen Geld verdienen können, wir müssen einkaufen.» Es gelte hingegen ganz pragmatisch, einen Weg in der Mitte zu finden. Wenn in der Tagesschau jedoch jeden Tag wie der Wetterbericht lediglich ständig die genauen Zahlen präsentiert würden, «jagt man den Leuten Angst ein».
Ausgewogene Taskforce
Die SVP dürfe darauf hinweisen, dass man mit dem Virus noch längere Zeit leben müsse. Man müsse sich damit arrangieren, aber auch keine unnötigen Risiken eingehen, sodass die Leute krank würden und dann im Spital endeten, erklärt Maurer. «Zum Schluss ist das eine Kostenfrage, wenn wir vorsichtig sind im Umgang. Und ich bin ja auch Finanzminister, nebenbei.»
Nicht gut kommt die Expertenschelte des SVP-Politikers bei SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen an. Sie sagte zu «20 Minuten»: «Wir kommen nicht durch diese Krise, wenn wir einen Keil zwischen Wissenschaft und Politik treiben.» Man schaffe das nur gemeinsam.
Wasserfallen kritisierte auch Maurers Darstellung von einseitigen Experten: «Die Taskforce besteht aus Mitgliedern mit verschiedenen Blickwinkeln, dazu gehören auch Stimmen aus der Ökonomie», meinte sie gegenüber «20 Minuten». Auch existiere in der Pandemie eben kein Konflikt zwischen dem Gesundheitsschutz und der Wirtschaft, denn eine funktionierende Wirtschaft sei auch nur mit gesunden Menschen möglich.
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