Naturschützer sind wütend Bruder von Umweltminister Albert Rösti düngt geschützte Wiese

Samuel Walder

15.9.2024

Albert Rösti sagt, die Schweiz tue genug für den Naturschutz. (Archivbild)
Albert Rösti sagt, die Schweiz tue genug für den Naturschutz. (Archivbild)
sda

Hans Rösti will, trotz Schutzvorschriften, weiterhin Gülle auf einer Trockenwiese von nationaler Bedeutung verteilen. Das schlägt den Umweltschützern nun auf den Magen.

Samuel Walder

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  • Die Ueschinenalp im Berner Oberland ist eine national bedeutsame Trockenwiese, die naturnah bewirtschaftet wird.
  • Hans Rösti und andere Bauern lehnen eine Ausweitung des Schutzes auf zwei Hektar ab und wollen dort weiterhin Gülle verteilen.
  • Umweltschützer warnen vor irreversiblen Schäden für die Artenvielfalt, während die politische Debatte im Kontext der anstehenden Biodiversitätsinitiative intensiver wird.

Die Ueschinenalp liegt im Berner Oberland und ist von nationaler Bedeutung. Die Trockenwiese wird von der Alpgenossenschaft bewirtschaftet, deren Präsident Hans Rösti ist, Bruder von SVP-Bundesrat Albert Rösti.

Die Alp gilt als naturnah bewirtschaftet – auf einem Grossteil der Flächen wurden Schutzvereinbarungen mit dem Kanton Bern abgeschlossen. Pestizide und Dünger sind auf diesen Flächen verboten, die Bauern werden für die schonende Bewirtschaftung finanziell entschädigt, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.

Hans Rösti und andere Bauern lehnen eine Schutzvereinbarung für zwei Hektar Trockenwiesen ab. Die Bauern wollen weiterhin Gülle austragen – und zwar genau dort. Rösti begründet dies mit der guten Erreichbarkeit der Flächen durch die Alpstrasse. Denn der Güllen-Transport auf andere Flächen sei nicht möglich.

Experten warnen vor Artensterben wegen Gülle

Umweltschützer wie Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz warnen vor der dauerhaften Zerstörung der Trockenwiesen. Studien zeigen, dass selbst eine einzige Düngung diese artenreichen und für die Biodiversität wichtigen Flächen langfristig schädigen könne.

Die Bauern wollen keine weiteren Schutzmassnahmen unterschreiben. 
Die Bauern wollen keine weiteren Schutzmassnahmen unterschreiben. 
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Das Düngen der Fläche steht im Widerspruch zu den Zielen des Bundesrats. Seit 2010 sind diese Wiesen als besonders schützenswert eingestuft und sollen laut Heimatschutzgesetz «ungeschmälert» erhalten bleiben. Dennoch hat der Kanton Bern keine rechtliche Handhabe, die Bauern zur Unterzeichnung von Schutzvereinbarungen zu zwingen.

Jetzt, wo das Volk kurz vor der Abstimmung zur Biodiversitätsinitiative am 22. September steht, stehen vor diesem Hintergrund Fragen im Raum. Bundesrat Albert Rösti betont immer wieder, dass die Schweiz genug für den Naturschutz tue. Dennoch werfen die Ereignisse auf der Ueschinenalp ein anderes Licht auf die Sache. Experten sind der Meinung, dass das Austragen von Gülle das Artensterben auf solchen Fläche beschleunigen könnte. Auch in den politischen Rängen haben sich nun kritische Stimmen zur Güllen-Austragung von Rösti gemeldet.