Genervt von lauten MotorrädernBetroffene Anwohner fordern Lärmblitzer an Brennpunkten
Philipp Fischer
18.9.2024
In der beschaulichen Gemeinde Steinmaur ZH steigt die Wut auf Töfffahrer. Insbesondere an Wochenende knattern Scharen von Motorrädern über die kurvenreiche Hauptstrasse. Die Anwohner fordern deshalb Lärmblitzer – auch andere Gemeinden verlangen Massnahmen.
Philipp Fischer
18.09.2024, 19:06
18.09.2024, 19:12
Philipp Fischer
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
In einigen Gemeinden führt der Motorradlärm von Auswertigen zu Unmut unter den Anwohnern.
Sie fordern den Einsatz von Lärmblitzern.
Per Petition wurden in nur drei Wochen wurden rund 20’000 Unterschriften für den Einsatz der Geräte gesammelt.
Die kleine Gemeinde Steinmaur ZH mit ihren knapp 3000 Einwohnern bietet ein wunderschönes Erholungsgebiet mit hohem Wohnwert. Wer jedoch zu nahe an der Hauptstrasse wohnt, der wird regelmässig von lärmigen Motorrädern in seiner Ruhe gestört. Die kurvenreiche Kantonsstrasse hat sich unter Töfffahrern als Hotspot herumgesprochen.
Für Robert Brunner hat sich das Idyll inzwischen zum Lärm-Ärgernis entwickelt. Der grüne alt Kantonsrat wohnt direkt an der Hauptstrasse. Dort betreibt er auch eine Mosterei. Wie so viele seiner Nachbarn fühlt sich Brunner vom Strassenlärm massiv gestört. Besonders die dröhnenden Motorräder verärgern die Anwohner, berichtet der «Zürcher Unterländer» (Bezahlartikel).
Die kurvenreiche Strasse von Steinmaur über Regensberg und hinunter nach Boppelsen zieht vor allem an Wochenenden unzählige Töfffahrer an. In Kolonnen brettern sie am Morgen die Strecke hinauf. Am Abend geht es in der gleichen Dezibelzahl wieder zurück. «Unsere Gemeinde ist massiv durch überlaute Fahrzeuge geplagt», klagt Brunner. «Ich liebe verregnete Wochenenden, weil uns diese Idioten dann verschonen», schimpft der lärmgeplagte Anwohner.
Unnützer Flüsterbelag
Das Problem ist nicht neu: Der Kanton hatte auf Teilen der Strasse bereits ein Tempolimit verfügt. Die Begrenzung scheiterte jedoch, nachdem die Stimmberechtigten die Einführung von Tempo 30 auf Quartierstrassen abgelehnt hatten. Der Automobil Club (ACS) rekurrierte gegen den Beschluss und forderte stattdessen sogenannte Flüsterbeläge. Die helfen jedoch nicht gegen laute und röhrende Motoren.
Robert Brunner fordert deshalb den Einsatz von Lärmblitzern. Der Blitzer erfasst Fahrzeuge, die einen festgelegten Lärmpegel-Schwellenwert überschreiten. «Wir brauchen nun ein Messinstrument, analog dem Tempoblitzer, das feststellen kann, wenn ein Verstoss gegen das Strassengesetz vorliegt», so Brunner.
Gemeinden wehren sich
Auch in andere Regionen sind Anwohner vom Krach der Töfffahrer auf den Strassen genervt. Ein beliebter Treffpunkt für Zweiradfahrer ist im Zürcher Unterland die Irchelstrasse zwischen Freienstein-Teufen und Berg am Irchel. Dort peitschen den ganzen Tag lang laute Motorräder über die kurvenreiche Strecke. Für die Anwohner ist die Freizeitbeschäftigung der Töff-Cliquen schon längst zur Plage geworden.
Eine Lösung, um den Lärm einzudämmen, ist jedoch nicht in Sicht. Im vergangenen Jahr seien mehrmals Polizeikontrollen durchgeführt worden, erzählt Gemeindeschreiber Marco Suter. Laute Fahrer wurden auch kurzfristig aus dem Verkehr gezogen. Doch die Definition von «laut» ist polizeilich kaum nachzuweisen – oder zu bestrafen. Deshalb fordert auch Suttner für seine Gemeinde: «Wir würden es begrüssen, wenn künftig Lärmblitzer eingesetzt würden.»
Die Anwohner in Bülach ZH kämpfen ebenfalls mit lärmenden Töfffahrern. Die Rundtour über Neftenbach mit seinen kurvigen Strassen ist längst kein Geheimtipp mehr bei Bikern. Vor allem der Minipass von Rorbas bis nach Buch am Irchel mit seinen vielen Links- und Rechts-Wendungen ist in der Motorradgemeinde schwer beliebt. Auch hier versucht die Polizei durch vermehrte Kontrollen der lauten Zweirad-Flut Herr zu werden.
Vor wenigen Tagen wurden zwölf Fahrzeuglenkende wegen Verursachung von unnötigem Lärm angezeigt. In der Summe ist das jedoch nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Auch am nächsten Wochenende werden röhrende Biker-Schlangen die Strecke wieder frequentieren – zum Ärger der Anwohner. Weitere bekannte In-Treffs mit kurvenreichen Strecken haben Töfffahrer an der Hohlstrasse in Zürich, an der Albisstrasse oder in Sternenberg ausgemacht.
Lärmblitzer sollen die Lösung bringen
An einigen Orten in der Schweiz werden Lärmblitzer bereits getestet. Im baselbieterischen Laufental kamen sie schonzum Einsatz. Auch die Städte Genf und Lausanne setzen sie inzwischen versuchsweise ein. Zürich soll folgen.
Frankreich hat schon mehrere Lärmblitzer aufgestellt. Die ersten drei Lärmblitzer wurden 2019 in Paris installiert. Seitdem sind landesweit noch ein paar weitere dazugekommen. Die französischen Lärmblitzer messen über vier Mikrofone das Geräusch vorbeifahrender Fahrzeuge. Ab 84 Dezibel fallen Bussen an.
Die Lärmliga hat Ende August eine Petition beim Bund eingereicht, um den Lärmblitzern auch in der Schweiz denn Weg freizumachen. In nur drei Wochen wurden rund 20’000 für den Einsatz der Geräte gesammelt. «Das zeigt, dass Lärmblitzer auf grosse Unterstützung in der Bevölkerung stossen», schreibt die Lärmliga auf ihrer Website.