Steigende FallzahlenBeim Contact-Tracing kommen Kantone schon wieder ans Limit
tafi
3.7.2020
Die steigenden Corona-Infektionen in der Schweiz machen die Nachverfolgung des Virus zu einer Herausforderung. In der Taskforce des Bundes wächst die Sorge, dass es nicht genügend Virenjäger gibt.
Mit einem schnellen Anstieg der Fallzahlen könnte der Kanton beim Contact-Tracing an seine Grenzen kommen, schätzt die Aargauer Kantonsärztin Yvonne Hummel bei SRF die Lage ein. Im Aargau am Mittwoch und Donnerstag wurden 34 neue Corona-Fälle gemeldet, die 14 Contact-Tracer haben alle Hände voll zu tun. «Das Team ist voll ausgelastet», sagt Hummel.
Auch in anderen Kantonen sei man darüber beunruhigt, dass die Contact-Tracer bei weiter steigenden Fallzahlen – am Freitag vermeldete das BAG am dritten Tag in Folge dreistellige Zuwächse – schnell ans Limit kommen könnten. Die Nachverfolgung einstellen, wie es vor dem Lockdown passiert ist, sei zwar (noch) nicht zu befürchten, gibt Rudolf Hauri, der oberste Kantonsarzt der Schweiz, bei SRF zu Protokoll. «Aber wenn die Fallzahlen weiter zunehmen, werden vor allem grössere Kantone mit vielen Fällen an Grenzen kommen», ist sich der Zuger sicher.
Taskforce kritisiert Kantone
Beim wissenschaftlichen Leiter der Corona-Taskforce des Bundes stösst diese Einschätzung auf Unverständnis. Die Lockerungen seien nur beschlossen worden, weil die Kantone eingeschätzt hatten, «einen Anstieg der Fälle zu bewältigen und mit vermehrtem Testen, Tracen, Isolieren und Quarantäne eine zweite Welle zu verhindern». Er kritisierte, dass zum Beispiel noch immer eine angekündigte einheitliche Datenbank fehle, mit der sich Ausbrüche fast in Echtzeit verfolgen lassen.
Untätig seien die Kantone nicht gewesen, kontert Rudolf Hauri. Man habe die Zeit genutzt, um die Contact-Tracing-Teams personell aufzustocken und anzulernen. Er schränkt bei SRF allerdings ein: «Man kann nicht unendlich Personen aufbieten und ausbilden. Und man kann auch nicht unendlich Gespräche führen und Kontakte eruieren.»
Kapazitäten rasch erhöhen
Während die Taskforce von schweizweit 2'000 Contact-Tracern ausging, seien nach SRF-Schätzung deutlich weniger als 200 im Einsatz. Die absolute Anzahl sei dabei weniger wichtig, sagt Taskforce-Leiter Egger. Aber die Kantone müssen die Möglichkeit haben, ihre «Kapazität sehr rasch – auch in einem Tag – deutlich zu steigern».
Zumal sich unter den Neuinfizierten viele junge Leute befinden. Und die haben potenziell mehr Kontakt, schätzt der St. Galler Gesundheitsdirektor Bruno Damann ein. Es sei schwieriger, sämtliche Kontakte zu eruieren: Trotzdem hoffen die Kantone, das Virus nicht so schnell aus den Augen zu verlieren und eine erneute Ausbreitung verhindern zu können.
Frage der Woche: Werden Sie die SwissCovid-App nutzen?
Am Donnerstag ist es so weit – Schweizerinnen und Schweizer können mithilfe der SwissCovid-App ihre Kontakte nachverfolgen. Doch will die Bevölkerung das Hilfsmittel überhaupt nutzen? «Bluewin» hat sich in Biel umgehört.