Resistent gegen Antibiotika «Das ist beängstigender als Corona»

aru

8.8.2023

Die Resistenz gegen Antibiotika nimmt seit Jahren kontinuierlich zu.
Die Resistenz gegen Antibiotika nimmt seit Jahren kontinuierlich zu.
Waltraud Grubitzsch/dpa

Bei mehr und mehr Menschen schlägt eine Behandlung mit Antibiotika nicht mehr an. Krankheiten, die seit der Erfindung von Penicillin eher harmlos geworden sind, werden so wieder zur tödlichen Gefahr.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Immer mehr Menschen sterben in der Schweiz, weil bei ihnen Antibiotika nicht mehr wirken.
  • Dies könnte zur nächsten grossen Gesundheitsbedrohung werden.
  • Denn Antibiotika würden noch immer grosszügig und teils falsch verschrieben.

Jährlich sterben in der Schweiz rund 300 Personen an resistenten Infektionen. Über die letzten Jahrzehnte nahm dieser Wert kontinuierlich zu. «Diese Entwicklung geschah unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung», heisst es beim Universitätsspital Zürich auf Anfrage von «Watson».

Laut dem britischen Star-Chirurgen Ara Darzi könnte dies nun zur nächsten grossen Gesundheitsbedrohung werden. Diese sei beängstigender als Corona, sagt er etwa dem «Blick». Denn je häufiger Antibiotika eingesetzt werden, desto eher werden Bakterien dagegen resistent.

Früher verliefen Lungenentzündungen oft tödlich

«Im Jahr 2028 werden so viele Menschen an Infektionen sterben, die gegen Antibiotika resistent sind, wie im Jahr 1928 vor der Entdeckung des Penicillins an Infektionen starben», so Ara Darzi.

Damals verliefen etwa Lungenentzündungen oder Blutinfektionen noch oft tödlich. Je häufiger Antibiotika aber benutzt werden, desto eher werden Bakterien dagegen resistent.

Besonders gefährlich: Erreger aus dem Spital

Wer ist am meisten gefährdet? «Vor allem bei Erregern von Infektionen, die im Spital erworben werden, und bei Patienten mit beeinträchtigtem Immunsystem nimmt die Resistenz gegenüber üblicherweise eingesetzten Antibiotika kontinuierlich zu», sagt der Leiter der Spitalhygiene an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene, Walter Zingg, zu «Watson».

Auch der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri rät, Antibiotikaresistenzen ernst zu nehmen: «Sie machen bislang gut behandelbare Infektionen wieder zu gefährlichen Krankheiten», erläutert er. Noch immer würden Antibiotika grosszügig und mitunter auch falsch eingesetzt.

Bereits seit 2016 geht der Bund mit einer Strategie gegen die Antibiotikaresistenzen vor. Dies bei Mensch, Tier, Landwirtschaft und Umwelt. Hier gibt es bereits erste Erfolge vorzuweisen. «In den letzten zehn Jahren konnten wir beim Menschen den Einsatz der besonders kritischen Antibiotika um fast 40 Prozent senken», heisst es beim BAG. In der Tiermedizin habe die Verwendung von Antibiotika gar um die Hälfte reduziert.

Was kann ich dagegen tun?

Man muss sich bewusst sein, dass Antibiotika gegen Bakterien, aber nicht gegen Viren wirken. «Wenn es uns gelingen würde, bei viralen Infektionen auf Antibiotika zu verzichten, hätten wir schon viel erreicht», sagt Zingg zu «Watson».

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