25 Personen dürften nicht mehr in WohnungDas tut Luzern, um Menschen vor drohendem Felssturz zu schützen
zis
13.9.2024
Am Gütsch bei Luzern herrscht akute Felssturzgefahr. Das teilt die Stadt mit. Die Zuständigen haben Sofortmassnahmen ergriffen. 20 bis 25 Personen dürfen nicht mehr in ihre Wohnungen.
zis
13.09.2024, 13:15
Sven Ziegler
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Gütsch bei Luzern herrscht akute Felssturzgefahr. Das teilt die Stadt mit.
Es werden Sofortmassnahmen ergriffen.
Der instabile Fels ist rund 5000 Kubikmeter gross und gefährdet den Gütschweg, das Portal des Gütschtunnels der SBB und weiter unten gelegene Parkplätze.
Der Fels am Gütsch in Luzern zeigt besorgniserregende Anzeichen von Bewegung, was die Stadt zu sofortigen Massnahmen zwingt. Am Freitagmorgen gab die Stadt bekannt, dass wegen der akuten Felssturzgefahr im Gebiet Gütsch umgehend Sofortmassnahmen getroffen wurden.
Wie die Verantwortlichen an einer Medienkonferenz mitteilen, seien tausende Tonnen Fels instabil. Der Fels könne jederzeit abstürzen.
Der Fels sei rund 5500 Kubikmeter gross und 13'000 Tonnen schwer. Die Anwohnenden des Gefährdungsgebiets wurden am Donnerstagabend informiert und haben nur noch eingeschränkt Zugang zu ihren Häusern, teilte die Stadt mit.
Bauarbeiten sind nicht die Ursache
Die Bauarbeiten beim Schlössli Schönegg haben laut Stadt Luzern nichts mit dem drohenden Felssturz zu tun. Die im Fels festgestellte Kluft sei viel mehr ein «Kind der Eiszeit».
Spalten und Kluften wie diese kämen in der Region Luzern immer wieder vor, sagte Geologe Beat Keller an der Medienorientierung vom Freitagvormittag. Diese entstanden in der Eiszeit, als sich der Reussgletscher zurückbildete. Durch Glück habe man die Kluft aber während der Bauarbeiten Mitte August entdecken können.
Beurteilungen des in Bewegung geratenen Felsbrockens zeigten, dass dieser sehr sensibel auf Veränderungen reagiert. Deshalb wurden die Bauarbeiten beim Schlössli eingestellt. Als Sofortmassnahme wurde ein automatisiertes Alarmierungssystem installiert.
Am 12. September zeigten neue Analysen, dass sich die Felsmasse ohne Vorwarnung lösen könnte. In der direkten Gefahrenzone liegen der Gütschweg, das SBB-Portal des Gütschtunnels, talseitige Parkplätze sowie das Schlössli Schönegg. Dieses drohe zwar nicht abzustürzen, aber beschädigt zu werden, melden die Zuständigen.
20 bis 25 Personen in Wohnung gefährdet
Auch die Notschlafstelle sowie vier Wohnhäuser sind betroffen. Jedoch nur die bergseitig liegenden Wohnungen, wie Keller betonte. Die Stadt informierte einen Grossteil der Anwohner an einer Veranstaltung am Donnerstagabend über die Gefahr. Die Anwohner, die nicht erreicht werden konnten, sollen im Laufe des heutigen Tages informiert werden. Ihnen wird der permanente Aufenthalt in ihren Wohnungen verboten. Wie viele Personen genau betroffen sind, ist laut Keller unklar. Es handle sich um schätzungsweise 20 bis 25 Personen.
Als Sofortmassnahme werden am Freitagnachmittag Stahlpalisaden mit einem Helikopter eingeflogen, informierte Beda Müller, Bereichsleiter Siedlungsentwässerung und Naturgefahren der Stadt Luzern. Diese sollen die Gefahr reduzieren und das Schadenspotential im Ereignisfall mildern.
Die langfristigen Felssicherungsmassnahmen starten Ende September und dauern voraussichtlich bis Ende Jahr, sagte Keller. Konkret soll die absturzgefährdete Felspartie mit verankerten Betonriegel und Spritzbetonwänden gesichert werden. Zusätzlich soll sie mit einem Bodennetz abgedeckt werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Franken.
Sirenen und Warnleuchten installiert
Da die Umsetzung der Massnahmen etwas Zeit beansprucht, haben die Verantwortlichen ein Alarmierungskonzept für den Ereignisfall erarbeitet. Ein Überwachungssystem misst Bewegungen der Felsmasse. Erreichen diese ein kritisches Mass, löst das System einen Alarm aus. Sirenen und Warnleuchten machen die Anrainer*innen auf die Gefahr aufmerksam.
Auch die SBB-Bahnlinie beim Gütschtunnel wird im Ereignisfall automatisch gesperrt. Bei dieser handelt es sich um die Hauptzufahrt zum Bahnhof Luzern. Auf Anfrage erklärte die Medienstelle der Bundesbahnen: «Die SBB beobachtet die Lage genau und ist in engem Austausch mit den zuständigen Stellen bei der Stadt Luzern». Es existieren laut SBB Ersatz-Konzepte für den Bahnhof Luzern, welche bei Bedarf an die Situation angepasst und umgesetzt werden könnten.
Zuletzt herrschte im Gebiet Gütsch beim Sagenmattquartier im Januar 2016 Felssturzgefahr. Eine rund 20 Meter hohe Felspartie habe sich innert weniger Stunden rund 1,5 Millimeter bewegt, hiess es damals. Es bestand die Gefahr, dass sich ein Felsbrocken lösen und auf die Siedlung niedergehen könnte. 125 Bewohner eines Wohnblockes wurden sicherheitshalber evakuiert. Laut Keller hätte die damalige Situation jedoch nichts mit der Situation heute zu tun.