Draussen kaum GefahrAerosolforscher stützen Forderung nach offenen Terrassen
Von Maximilian Haase
14.4.2021
Dürfen die Terrassen bald wieder öffnen? Viele Restaurantbesitzer hoffen auf einen entsprechenden Entscheid des Bundesrats. Wissenschafter stützen die Forderungen, wie ein offener Brief von Aerosolforschern in Deutschland nun zeigt.
Von Maximilian Haase
14.04.2021, 11:48
14.04.2021, 11:49
Maximilian Haase
Dürfen sich die Schweizer mit dem herannahenden Frühling bald wieder im Freien bewirten lassen? Die Chancen stehen gut für Terrassenfreunde und Restaurantbesitzer. Vieles deutet darauf hin, dass der Bundesrat am Mittwochnachmittag zumindest eine Öffnung der Aussenbereiche ab 19. April beschliesst, wie unter anderem «Blick» und «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf nicht weiter benannte Quellen berichten.
Nachdem man Lockerungen für Restaurantterrassen im März aufgrund der Infektionslage zunächst ad acta gelegt hatte, wurden die Forderungen der Gastronomen zuletzt wieder lauter. Unterstützung erhielten sie von Politik, Kantonen, Wirtschaftsverbänden – und dem Schweizerischen Städteverband.
Es sei vertretbar, die Aussenbereiche unter strengen Auflagen und mit wirkungsvollen Schutzkonzepten zu öffnen, hiess es in einem Schreiben von Anfang der Woche. Draussen träfe man sich bei warmen Temperaturen ohnehin, die Auflagen der Gastronomie sorgten immerhin für «geordneten Konsum und gute Kontrollmöglichkeiten», wie Verbandsdirektorin Renate Amstutz gegenüber SRF sagte.
Offener Brief von Aerosolforschern
Doch wie gross ist das Risiko wirklich? Zwar sprechen die aktuellen Infektionszahlen gegen weitere Öffnungen – schliesslich ist derzeit nur eines der festgelegten Kriterien des Bundesrats erfüllt. Doch können sich die Restaurantbesitzer auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufen: Mal wieder kommen die Aerosole ins Spiel, die für die Verbreitung des Virus entscheidend sind.
Ein offener Brief von Aerosolforschern in Deutschland stützt nun die hiesigen Wünsche nach offenen Aussenbereichen. In dem Brief des Vorstands der Gesellschaft für Aerosolforschung, adressiert unter anderem an die deutsche Kanzlerin, berufen sich die Wissenschafler auf ein bereits im Dezember veröffentlichtes Papier zur Verbreitung des Coronavirus über den Luftweg. Allein: Die Politik hätte die Erkenntnisse nicht in Handeln übersetzt.
Die Übertragung der Coronaviren «findet fast ausnahmslos in Innenräumen statt», heisst es in dem offenen Brief, im Freien sei sie äusserst selten. Gruppeninfektionen gebe es im Freien praktisch nie, so die Forscher. Aufgrund der politischen Massnahmen – etwa das Sperren von Parks und die laut dem Schreiben eher «symbolische» Maskenpflicht beim Joggen – würden zu falschen Vorstellungen über das Ansteckungspotenzial führen.
Gefahr drinnen statt draussen
«Draussen ist es gefährlich» – dieser Eindruck werde oft geweckt. Stattdessen plädieren die Verfasser dafür, die Menschen zu sensibilisieren, dass «drinnen die Gefahr lauert»: «Wer sich zum Kaffee in der Fussgängerzone trifft, muss niemanden in sein Wohnzimmer einladen», heisst es in dem Schreiben. Die Debatten etwa über die Schliessung von Biergärten halten die Experten für kontraproduktiv.
Das sieht auch in der Schweiz so mancher so: «Man geht nicht wirklich ein Risiko ein mit der Öffnung der Terrassen», bekräftigte der Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren Lukas Engelberger die Forderungen der Gastronomie: «Natürlich nur mit Vierer-Tischen und unter strikter Einhaltung der Schutzkonzepte», sagte er laut SRF dem Sender RTS.
Sollte der Bundesrat entscheiden, dass die Terrassen aufmachen dürfen, freut sich indes nicht jeder Restaurantbesitzer. Unter Gastronomen existieren unterschiedliche Ansichten zur Terrassenöffnung: Viele hielten eine Teil-Öffnung für nicht rentabel, wie unter anderem «Watson» berichtet.