150 Häuser verschüttet Experten befürchten mehr als 670 Tote in Papua-Neuguinea

dpa

26.5.2024 - 13:27

 Dorfbewohner suchen in den Erdmassen nach Überlebenden und Toten nach dem verheerenden Erdrutsch in Papua Neuguinea.
 Dorfbewohner suchen in den Erdmassen nach Überlebenden und Toten nach dem verheerenden Erdrutsch in Papua Neuguinea.
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Hilfslieferungen in das Unglücksgebiet werden von Stammeskonflikten in der Nähe bedroht. Der IOM-Chef in Papua-Neuguinea befürchtet, dass Kriminelle das Chaos ausnutzen könnten.

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  • Der Erdrutsch in einer entlegenen Region Papua Neuguineas hat neuen Schätzungen zufolge 150 Häuser verschüttet.
  • Lokale Kräfte schätzen, dass 670 Menschen von den Erdmassen getötet wurden.
  • Stammeskonflikte erschweren die Hilfsaktivitäten in der schwer zugänglichen Region.

Bei dem verheerenden Erdrutsch in Papua-Neuguinea sollen weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein als zunächst angenommen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) erhöhte ihre Schätzung zur Zahl der Todesopfer am Sonntag auf mehr als 670.

Serhan Aktoprak, der Leiter der IOM-Mission in dem südpazifischen Inselstaat, sagte, die neue Schätzung basiere auf neuen Berechnungen im betroffenen Dorf Yambali und von Vertretern der Provinz Enga, denen zufolge bei dem Unglück am Freitag mehr als 150 Häuser verschüttet wurden. Zuvor waren die Behörden von etwa 60 Häusern ausgegangen.

«Sie schätzen, dass derzeit mehr als 670 Menschen unter der Erde sind», sagte Aktoprak der Nachrichtenagentur AP. Lokale Behördenvertreter hatten die Zahl der Toten am Freitag zunächst mit 100 oder mehr angegeben. Bis Sonntag wurden lediglich fünf Leichen und das Bein eines sechsten Opfers aus den Erdmassen geborgen.

Kaum Hoffnung noch Überlebende zu retten

Auch die neuen Zahlen seien nicht belastbar, sagte Aktoprak. Er verwies darauf, dass diese auf der durchschnittlichen Grösse der Familien pro Haushalt in der Region basierten. Über eine möglicherweise noch höhere Opferzahl wollte er nicht spekulieren. «Das ist schwer zu sagen. Wir wollen ganz realistisch sein», sagte er. «Wir wollen keine Zahlen nennen, die die Realität aufblähen würden».

Angesichts der aussichtslos erscheinenden Lage verloren Rettungskräfte und traumatisierte Überlebende zusehends die Hoffnung, noch Überlebende unter dem sechs bis acht Metern tiefen Gemisch aus Erde und Trümmern zu finden. «Die Hoffnung, die Menschen lebend aus den Trümmern zu holen, hat sich inzwischen zerschlagen», sagte Aktoprak der AP. Die Menschen seien dabei, das zu realisieren. Es herrsche grosse Trauer.

Die Regierungsbehörden richteten Evakuierungszentren auf sicherem Boden zu beiden Seiten des riesigen Trümmerfeldes ein, das eine Fläche von der Grösse von drei bis vier Fussballfeldern bedeckte und die Hauptverkehrsstrasse durch die Provinz unterbrach. «Es ist sehr gefährlich, auf den Trümmern zu arbeiten», sagte Aktoprak. Der Boden sei immer noch in Bewegung.

Stammeskonflikte

Bedroht wurden die Rettungsbemühungen zudem von Stammeskonflikten, die im papua-neuguineischen Hochland weit verbreitet sind. Neben der blockierten Strasse stellte auch dies die Hilfskonvois vor Probleme, die am Samstag damit begonnen, Lebensmittel, Wasser und andere wichtige Güter in das verwüstete Dorf etwa 60 Kilometer von der Provinzhauptstadt Wabag und rund 600 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Port Moresby zu transportieren. Etwa auf der Hälfte des Weges von Wabag nach Yambali tobten Stammeskämpfe im Dorf Tambitanis. Soldaten begleiteten daher die Hilfskonvois, um sie zu schützen.

Bei nicht mit dem Erdrutsch in Verbindung stehenden Auseinandersetzungen zweier rivalisierender Clans wurden am Samstag acht Menschen getötet. Etwa 30 Häuser und fünf Geschäfte wurden niedergebrannt. Aktoprak sagte, er erwarte zwar nicht, dass die Kämpfer die Hilfskonvois ins Visier nehmen würden. Es sei aber denkbar, dass Kriminelle versuchen könnten, von dem Chaos zu profitieren. Dies könne im Diebstahl von Fahrzeugen oder mit Raubüberfällen enden.