#UKRAINEinLEGObricks Wie Lego-Fans aus aller Welt Geld für die Ukraine sammeln

Christopher Schmitt

1.7.2024

Der Khan-Palast von Bachtschyssaraj in der Lego-Version – es geht um Geld für die Ukraine.
Der Khan-Palast von Bachtschyssaraj in der Lego-Version – es geht um Geld für die Ukraine.
CNN / United24

Mit bunten Steinchen gegen den russischen Angriffskrieg. Bastler aus aller Welt haben ukrainische Wahrzeichen aus Lego gebaut, um Geld für das Land zu sammeln. Die kreativen Bauwerke werden verlost.

Christopher Schmitt

1.7.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Unter anderem das Goldene Tor in Kiew sowie den Khan-Palast auf der Krim gibt es nun als Lego-Sets. 
  • Lego-Bastler aus der ganzen Welt bauen ukrainische Wahrzeichen nach, um Geld für das vom russischen Angriffskrieg gebeutelte Land zu sammeln.
  • Die Idee kam der Initiative United24, die von Präsident Selenskyj persönlich ins Leben gerufen wurde.

Der prächtige Khan-Palast von Bachtschyssaraj befindet sich zwar nominell auf dem Staatsgebiet der Ukraine, allerdings auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim. Unter anderem den ehemaligen Sitz der Herrscher über das Khanat der Krim gibt es nun als einzigartiges Lego-Set, mit dem Geld gesammelt werden soll, um die Folgen des russischen Angriffskriegs für die Ukraine zu lindern.

Kreative Bastler aus den USA und Deutschland, aus Polen und der Ukraine habe mit viel Liebe zum Detail ukrainische Denkmäler aus Lego nachgebaut, die nicht im Handel erhältlich sind, sondern im Rahmen einer Verlosung gewonnen werden können. Mitmachen kann jeder, der mindestens 24 US-Dollar (rund 21,6 Millionen Franken) an die Initiative United24 spendet. Das Geld wird dann in den Wiederaufbau zerstörter Bauwerke investiert, oder kommt Hilfsaktionen im Rahmen des zermürbenden Kriegs gegen Russland zu Gute.

Die Lego Foundation spendete zweimal 30 Millionen Dollar

Tatsächlich setzte sich auch das Steinchen-Unternehmen selbst bereits für die Ukraine ein. Einen Monat nach Kriegsbeginn, im März 2022, und nochmal im September 2022 spendete die Lego Foundation rund 30 Millionen Dollar (rund 27 Millionen Franken) für den Wiederaufbau von Schulen und Bildungseinrichtungen sowie Bildungshilfe ukrainischer Geflüchteter in anderen Ländern. Auch die Konkurrenz, der in Chicago ansässige Spielzeughersteller Citizen Brick hatte eine Idee: Im März 2022 veröffentlichte Citizen Brick eine speziell angefertigte Selenskyj-Minifigur und sammelte so 145’000 Dollar für die Ukraine.

Der Bestand an Selenskyj-Minifigur war nach wenigen Stunden komplette vergriffen.
Der Bestand an Selenskyj-Minifigur war nach wenigen Stunden komplette vergriffen.
Bild: IMAGO/ZUMA Wire

Genau von diesen Aktionen soll die Inspiration für die Lego-Sets von United24 stammen – und von Lego Architecture, einer Reihe von Sets für Erwachsene, die ikonische Wahrzeichen nachbilden. «Wenn der Eiffelturm, die London Bridge und die Freiheitsstatue dabei sind, warum dann nicht auch die Kiewer Mutter-Heimat-Statue?», so die United24-Koordinatorin Yaroslava Gres gegenüber CNN.

Im November 2023 wurde die Idee mit den ersten Sets unter dem Titel #LEGOWITHUKRAINE umgesetzt, vergangenen Monat folgten mit #UKRAINEinLEGObricks weitere Veröffentlichungen: das Goldene Tor in Kiew, den Khan-Palast auf der Krim, das Pidhirtsi-Schloss im Gebiet Lviv, die Nationale Akademische Oper in Odessa und das Astronomische Observatorium in Mykolaiv. Alle Bauwerke aus Lego gibt es jeweils dreimal, für die Spender*innen gibt es also 15 Gewinnchancen.

Alle Spender*innen können selbst wählen, an welcher der Set-Verlosungen sie teilnehmen möchten und, so Gres, welches der fünf Ziele von United24 sie mit ihrer Spende unterstützen wollen. Zur Auswahl stehen Verteidigung, humanitäre Minenräumung, medizinische Hilfe, Wiederaufbau der Ukraine oder Bildung und Wissenschaft. Die gesamten Erlöse der neuen Sets gehen in den Wiederaufbau der Velykokostromska-Schule, einer Kindergarten- und Grundschule in der Oblast Dnipropetrovsk, auf der im Oktober 2022 Bomben fielen.

Der US-Amerikaner Eric Law nahm sich dem Goldenen Tor in Kiew an.
Der US-Amerikaner Eric Law nahm sich dem Goldenen Tor in Kiew an.
Bild: CNN / United24

Ein Monat Arbeit am Computer

Zu den fleissigen Bastlern gehört der amerikanische Lego-Künstler Eric Law, der sich dem Goldenen Tor in Kiew angenommen hat. «Als ich das Goldene Tor sah, dachte ich, dass es ein interessantes Gebäude zum Bauen wäre, aber nachdem ich die Geschichte dazu gelesen hatte, verliebte ich mich in die Idee, es zu bauen», so Law im Gespräch mit CNN. Einen Monat dauerte es, um das Modell digital am Computer zu entwerfen, eine Woche lang baute das finale Set zusammen. Nicht einfach: «Die Form ist voller Bögen und um die Form richtig hinzubekommen, musste ich sechsmal umbauen.»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj selbst rief United24 ins Leben, um durch originelle Aktionen mehr internationale Hilfe zu generieren. Im Rahmen der Initiative wurde unter anderem durch Fußballspiele, Kunstausstellungen, Musikvideos gedreht und prominente Botschafter auf die Situation in der Ukraine aufmerksam gemacht und um Spenden geworben. Sogar ein virtuelles Spendenzentrum im Online-Game Minecraft mit einer virtuellen Nachbildung der ukrainischen Soledar-Salzminen wurde realisiert – und eben ukrainische Wahrzeichen aus Lego.

Wie Gres erklärte, leitet sich der Name United24 von dem Ziel der Initiative ab, «rund um die Uhr Hilfe für die Ukraine zu leisten». Allerdings ist die Zahl 24 für Ukrainer*innen mit mehr Bedeutung aufgeladen. Am 24. August wird der Unabhängigkeitstag des Landes gefeiert, am 24. Februar 2022 startete der Krieg, als russische Truppen die Grenze überquerten.

Spenden aus 110 Ländern

Koordinatorin Gres sagte im Gespräch mit CNN, dass seit dem Start von United24 im Mai 2022 über 650 Millionen US-Dollar (rund 587 Millionen Franken) an Spenden zusammengekommen sind, Spender*innen aus 110 Ländern leisteten finanzielle Hilfe. Das Geld habe den Wiederaufbau von fünf Krankenhäusern, 18 Wohngebäuden und 24 Brücken sowie den Kauf von 240 Krankenwagen und 659 Krankenhausgeneratoren ermöglicht. Ausserdem seien Spenden in Verteidigungssysteme gegen Selbstmorddrohnen und zehntausende ukrainische Drohnen geflossen, auch zur Entwicklung von Kampfrobotern hätten die Spenden beigetragen.

Korruption ist in der ukrainischen Politik nach wie vor ein grosses Problem.  Die Mittelbeschaffung von United24 wird deshalb von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte überwacht. Sie bietet ihre Dienste kostenlos an.

Nach Schätzungen der Weltbank beläuft sich der Gesamtschaden an der ukrainischen Infrastruktur und Wirtschaft zwischen Februar 2022 und Dezember 2023 auf 152 Milliarden Dollar (rund 137 Milliarden Franken). Fast 14 Milliarden Dollar (12,6 Milliarden Franken) benötige die Ukraine für den Wiederaufbau, schätzt Gres.

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23.12.2022