Russischer Soldat packt aus Wie es ist, als Kanonenfutter an die Front geschickt zu werden

euc

25.7.2023

Immer wieder schickt Russlands Präsident Wladimir Putin teils unerfahrene Soldaten als Kanonenfutter an die Front. (Symbolbild)
Immer wieder schickt Russlands Präsident Wladimir Putin teils unerfahrene Soldaten als Kanonenfutter an die Front. (Symbolbild)
Keystone

Dass Russland grosse Verluste bei seinen Einheiten bei den Kämpfen in der Ukraine in Kauf nimmt, ist bekannt. Jetzt packt ein russischer Soldat gegenüber CNN über seine Zeit an der Front aus. 

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  • Ein russischer Soldat spricht darüber, wie es sich anfühlt, als Menschenmaterial an die Front in der Ukraine geschickt zu werden.
  • Der Mann wurde mehrfach angeschossen, nach der Behandlung aber jeweils wieder in den Krieg geschickt.
  • Von 600 Mann, die mit ihm rekrutiert worden, leben nach seinen Angaben nur noch 170. Lediglich zwei von ihnen blieben unverletzt.

Seit fast anderthalb Jahren führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Höchst selten sprechen russische Soldaten mit westlichen Medien, wie es an der Front zugeht. Nun äussert sich einer, der Sergej genannt wird, gegenüber CNN.

Sergej wurde nach eigenen Angaben aus einem russischen Gefängnis rekrutiert. Zum Schicksal seiner Einheit sagt er: «Von 600 russischen Soldaten überlebten nur 170 – und nur zwei unverletzt.» Er selbst wurde demnach mehrfach verwundet und angeschossen, sei jedoch immer wieder zurück in die Ukraine – direkt an die Front – geschickt worden. 

Mehrfache Einsätze trotz Verwundung

Gegenüber CNN berichtet Sergej: «Ich erinnere mich am besten an meine letzte Nacht an der Front. Wir haben angegriffen. Drohnen flogen um uns herum. Unser Kommandant schrie uns an: ‹Es ist mir egal. Kommt nicht zurück, bis ihr die Stellung eingenommen habt.›»

Weiter sagt er: «Zwei von uns haben ein Loch gefunden und uns darin versteckt. Eine Drohne schoss eine Granate auf uns und sie landete in Entfernung von 30 Zentimetern zwischen uns. Mein Kamerad war überall von Schrapnell getroffen. Ich blieb unverletzt, konnte aber fünf Stunden nichts mehr sehen.»

Danach durfte er nach Hause. Vielleicht für immer, vielleicht muss er auch erneut an die Front, wie er erklärt. Schliesslich wurde er bereits mehrfach erneut in den Krieg geschickt. Über die Situation an der Front sagt er: «Manchmal haben wir tagelang nicht gegessen und auch nichts getrunken. Zum Glück war Winter, wir assen den Schnee.»

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Ermordung eigener Soldaten

Ausserdem behauptet er, dass Vorgesetzte auch auf eigene Soldaten schossen. «Manchmal tötete unser Kommandant unsere eigenen Soldaten. Er löschte sie aus. Bei einem Streit schoss einer einem von ihnen von hinten in den Kopf.»

Sergej ist sich offenbar bewusst, dass er als Kanonenfutter an die Front geschickt wurde. Die Methode sei, die Soldaten immer und immer wieder in den Krieg zu schicken. Anstatt sich zu regenerieren und neu zu formieren, werde weiterhin darauf gesetzt, möglichst viele Soldaten zu schicken und zugleich hohe Verluste in Kauf zu nehmen. 

Odessa unter Beschuss

Diese Strategie scheint weiterhin Bestand zu haben, auch wenn Russlands Präsident Wladimir Putin andere Vorgehensweisen ändert. So attackiert Russland aktuell etwa vermehrt die ukrainische Hafenstadt Odessa, die lange relativ verschont blieb.

Die Hafenstadt ist der zentrale Knotenpunkt für die Ausfuhr von ukrainischem Getreide. Die Ukraine und Russland gehören zu den grössten Getreideproduzenten der Welt. Die russischen Attacken haben Getreidesilos getroffen, den Hafen und die grösste orthodoxe Kirche.

Die Angriffe auf Odessa kommen nach der Aufkündigung des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine. Am Montag letzter Woche hat das letzte Transportschiff Odessa verlassen. Seitdem wird kein Getreide mehr aus der ukrainischen Stadt am Schwarzen Meer in die Welt verschifft. Grund ist der Ausstieg Moskaus aus der «Initiative für den sicheren Transport von Getreide und Lebensmitteln aus ukrainischen Häfen», kurz Getreideabkommen.