Late Night USA Wer hat die syrischen IS-Kämpfer wieder eingefangen? Trump: «Ich»

Von Philipp Dahm

23.10.2019

«Mission: Impossible»? Nicht für Donald Trump, der gerade die syrischen IS-Kämpfer unschädlich gemacht hat.
«Mission: Impossible»? Nicht für Donald Trump, der gerade die syrischen IS-Kämpfer unschädlich gemacht hat.
Screenshot: YouTube

Donald Trump scheint vielseitiger, als wir bisher dachten: Der 73-Jährige ist nicht nur US-Präsident und Geschäftsmann, sondern auch jener Sheriff, der die ausgebüchsten IS-Schergen wieder dingfest gemacht hat.

Gehen wir gleich ans Eingemachte: Ein selbsternanntes «stabiles Genie» namens Trump erklärt den Zuschauern von «Late Night with Seth Meyers» ab Minute 1:24, warum der Abzug der US-Soldaten aus Nordsyrien überhaupt keine Probleme nach sich ziehen werde.

«Der [sogenannte] Islamische Staat war an jeder Ecke. Ich war derjenige, der mit anderen zusammengearbeitet hat – und damit meine ich mich, meine Administration und andere wie die Kurden, die alle diese Typen verhaftet haben, über die Ihr jetzt redet», so Donald Trump am Montag. «Die meisten IS-Kämpfer, die wir gefangen haben … wir, wir – nicht Obama, wir … wir haben sie gefangen. Ich! Also ich habe den Fang gemacht.»

«Nein, hast du nicht», widerspricht Meyers und fügt hinzu: «Das tönt, als würde er jedes Wochenende wie Tom Cruise in ‹Mission: Impossible› mit dem Fallschirm über Syrien abspringen. 

Fang den Kämpfer, Syrien-Edition. Wer hat's erfunden? Na klar, Donald Trump.
Fang den Kämpfer, Syrien-Edition. Wer hat's erfunden? Na klar, Donald Trump.
Screenshot: YouTube

Dann, wie könnte es anders sein, geht es zum x-ten Mal um die Ukraine. Meyers: «Präsident Trump hat auch erneut betont, dass sein berüchtigtes Telefonat mit dem Präsidenten der Ukraine, bei dem er Militärhilfen in Millionenhöhe als quid pro quo für erfundenen Dreck über Joe Biden zurückhielt, perfekt war.»

Nur: Trump macht aus dem Telefonat jetzt doch tatsächlich einen Brief, wie ab Minute 2:15 zu hören ist. «Die ganze Sache dreht sich um einen Brief, der perfekt war. Man hört nichts mehr von dem Brief. Die Aussage des Whistleblowers war ganz anders als der Brief. Der Whistleblower hat eine Falschaussage gemacht.»

«Der Whistleblower hat falsch ausgesagt? Du nennst ein Telefonat einen Brief», kontert Seth Meyers an die Adresse Trumps.

Donald Trump und die Ukraine – Briefe, die zu Herzen gehen.
Donald Trump und die Ukraine – Briefe, die zu Herzen gehen.
Screenshot: YouTube

Auf der Verliererseite steht Trump mit seinem Vorschlag, das nächste G-7-Treffen in seinem Golf-Resort in Miami durchzuführen. Die Idee wurde nach zwei Tagen wegen breiter Proteste verworfen. «Jeder der G-7-Staaten hätte sein eigenes Gebäude bekommen», so Trump. «Es wäre so gut gewesen, Florida hat [den Plan] geliebt. Sie lieben wirtschaftliche Entwicklung. Es ist ein wundervoller Ort, es ist neu, es wurde total renoviert.»

Und weiter ärgert sich der 73-Jährige: «Es ist die beste Location. Alles ist gut. Es gibt gewaltige, riesengrosse Besprechungsräume. Gleich neben dem Flughafen, Miami International, einem der grössten Flughäfen der Welt – einige sagen sogar, es sei der grösste.»

Meyers empört sich so: «Was meinst du damit? Einige sagen, es sei der grösste [Airport]? Entweder er ist es oder nicht: Es ist kein Mysterium! Man kann es messen! Und wie ein Reporter auf Twitter festgehalten hat: Er ist nicht mal unter den Top 20. Trump redet, als würden Wissenschaftler seit Jahren untersuchen, welches der grösste Flughafen ist.»

Miami lässt grüssen: Seit Jahrzehnten versucht die Forschung herauszufinden, welches der grösste Flughafen der Welt ist.
Miami lässt grüssen: Seit Jahrzehnten versucht die Forschung herauszufinden, welches der grösste Flughafen der Welt ist.
Screenshot: YouTube

Ja, der Präsident scheint in der Tat beleidigt zu sein, dass man ihm wegen seines G-7-Vorschlags Bereicherung unterstellt. Dabei lässt er doch gemäss eigener Aussage von allem Privaten die Finger. «Ich leite meine Geschäfte doch gar nicht mehr selbst», rechtfertigt sich der New Yorker. «Ich habe alles in Stiftungen überführt. Und ich war nicht verpflichtet, das zu tun.»

Sodann schlägt Trump das Geschichtsbuch gleich ganz auf: «Ich weiss nicht, ob Sie es wissen: George Washington hat während seiner Präsidentschaft seine Geschäfte simultan weitergeführt. Es gab nicht viele reiche Präsidenten, aber ein paar gab es – sie haben Geschäfte gemacht.» 

Das kommt Trump sein Amtsvorgänger in den Sinn: «[Barack] Obama hat einen Buch-Vertrag geschlossen. Ist das ein Geschäft?» Und ironisch fügt er an: «Ich bin sicher, dass er nie darüber geredet hat, als er Präsident war.» Schliesslich erklärt er nochmal für Ironiebefreite: «Er hat einen Deal mit Netflix. Wann haben sie angefangen, darüber zu reden?» Trump möchte also, dass alle Welt glaubt, Obama habe schon während seiner Amtszeit Geschäfte eingetütet. Gemein, das.

Barack Obama ist nach wie vor eine Art Obsession von Donald Trump.
Barack Obama ist nach wie vor eine Art Obsession von Donald Trump.
Screenshot: YouTube

Also, wie ist das jetzt nochmal mit dem Amt und der Wirtschaft? «Einige Präsidenten waren wohlhabend. Nicht sehr wohlhabend – [höchstens] George Washington war sehr reich für seine Zeit. Man sagt, [er] hatte zwei Tische: einen fürs Amt und einen fürs Geschäft.» Meyers frotzelt: «Waren das dieselben Leute, die Miami für den grössten Flughafen halten?»

Ab Minute 6:35 ist noch einmal zusehen, wie Stabschef Mick Mulvaney das Treffen in Miami ankündigt – und sich nicht zu schade dafür ist, noch plump für die Ausstattung des Trumpschen Golf-Resorts zu werben. Und wenn man Trump und Mulvaney Glauben schenken mag, wäre die Herberge auch noch umsonst oder aber zum Selbstkostenpreis angeboten worden, doch mittlerweile wurde die Tagung ja verlegt.

Mick Mulvaney zählt die Vorzüge des Trump-Hotels von Miami auf, als er ankündigt, dass dort das nächste G-7-Treffen stattfinden soll.
Mick Mulvaney zählt die Vorzüge des Trump-Hotels von Miami auf, als er ankündigt, dass dort das nächste G-7-Treffen stattfinden soll.
Screenshot: YouTube

Es ist notabene jene Pressekonferenz, bei der Mulvaney neben der Bekanntgabe des G-7-Termins auch noch versehentlich zugibt, dass es eben doch ein quid pro quo in Sachen Ukraine gab. Man könnte abschliessend den Termin im Weissen Haus so zusammenfassen: Erst hatten sie kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.

Meyers «Closer Look» im Video.

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