Abschuss von UFOs Weisses Haus: «Es gibt keinen Hinweis auf Aliens»

SDA, tjnj, amo

14.2.2023 - 07:25

Weisses Haus: «Keine Aliens» am Himmel über Nordamerika

Weisses Haus: «Keine Aliens» am Himmel über Nordamerika

Weisses Haus: «Keine Aliens» am Himmel über Nordamerika.

14.02.2023

Die über Nordamerika abgeschossenen Flugobjekte stehen nach Angaben der US-Regierung nicht in Zusammenhang mit Ausserirdischen. Zu dieser Klarstellung fühlt sich das Weisse Haus am Montag veranlasst. 

SDA, tjnj, amo

«Es gibt keinen Hinweis auf Aliens oder ausserirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten Abschussaktionen», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses Karine Jean-Pierre in einem offiziellen Statement des Weissen Hauses. Seit Tagen taucht der Begriff «UFO» wieder in der seriösen Presse auf.

Tatsächlich handelt es sich bei den kürzlich von den amerikanischen und kanadischen Regierungen abgeschossenen Flugkörpern buchstäblich um UFOs: Es sind unidentifizierte Flugobjekte. 

Dem abstrus wirkenden Statement des Weissen Hauses waren Spekulationen in sozialen Medien über die Herkunft der Flugkörper vorausgegangen. Darunter auch die, wonach es sich dabei vielleicht um Ausserirdische handeln könnte.

UFO-Faszination reicht bis in die 1940er zurück

Die Aufregung hat einen historischen Hintergrund: Sichtungen vermeintlicher UFOs aus dem All regen in den USA schon seit den 1940er-Jahren immer wieder Diskussionen sowie die Fantasie von Science-Fiction-Autor*innen an.

Die erste dokumentierte behauptete Sichtung eines UFOs aus dem All stammt aus dem Jahr 1947, als der Pilot Kenneth Arnold angab, neun in einer Kette fliegende ungewöhnliche Flugobjekte gesehen zu haben. Arnolds Beschreibung der Flugkörper führte zu dem Begriff «Fliegende Untertasse».

Das Thema hat sich über die Jahrzehnte hinweg verselbständigt. So machte die populäre Science-Fiction-Serie «Star Trek» die UFO-Faszination bereits Anfang 1967 zum Thema. In einer Episode reist das Raumschiff Enterprise ungewollt zurück in die 1960er-Jahre und wird von einem Militärradar erfasst.

Auch Ex-Präsident Carter sah einst ein UFO

Menschen, die behaupten, UFOs gesichtet zu haben, werden selten ernst genommen, dabei bekleidete einer von ihnen das höchste politische Amt des Landes: Jimmy Carter, US-Präsident von 1977 bis 1981, berichtete, 1969 Zeuge einer UFO-Sichtung geworden zu sein, als er ein seltsames Flugobjekt am Himmel entdeckte, das seine Farbe ändern konnte.

Während des Präsidentschafts-Wahlkampfes versprach Carter sogar, Berichten von UFO-Sichtungen grundsätzlich vorerst Glauben zu schenken und alles verfügbare Material, das der Staat zum Thema gesammelt hat, zu veröffentlichen. Er machte sein Versprechen jedoch nicht wahr, weil die Umsetzung sich negativ auf die nationale Sicherheit hätte auswirken können.

Herkunft der Flugkörper weiter unbekannt

Dass Ausserirdische die Erde besucht haben, ist unwahrscheinlich. Was sich hinter den jüngst abgeschossenen Gerätschaften aber tatsächlich verbirgt, weiss man laut dem Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates John Kirby immer noch nicht.

Matrosen bergen am 7. Februar einen Höhenüberwachungsballon vor der Küste von Myrtle Beach.
Matrosen bergen am 7. Februar einen Höhenüberwachungsballon vor der Küste von Myrtle Beach.
Keystone/U.S. Navy via AP/dpa

Die Bergung der Trümmer gestalte sich wegen des Terrains weiterhin sehr schwierig. Eines der Objekte sei vor Alaska auf Meereis gekracht, ein anderes liege am Grunde eines Sees, hiess es.

Seit Freitag hatte das US-Militär im nordamerikanischen Luftraum die drei anderen, bisher unidentifizierten Flugobjekte abgeschossen. Eines über Alaska, eines über Kanada und eines über dem Huronsee, der zu den Grossen Seen im Norden der USA an der Grenze zu Kanada gehört.

Anfang Februar hatte das Eindringen eines mutmasslichen chinesischen Spionageballons in den US-Luftraum für Aufregung gesorgt. Wenige Tage nach seinem Auftauchen schoss die US-Luftwaffe das Gefährt dann über dem Atlantik vor der Küste des Bundesstaates South Carolina ab. Der Ballon konnte inzwischen geborgen werden.

Kirby: «Keine Bedrohung»

Seitdem schaue man ganz genau hin, sagte Kirby auf die Frage, warum denn auf einmal so viele fliegende Objekte von US-Kampfjets vom Himmel geholt würden. «Wir sehen mehr, weil wir mehr suchen», erklärte Kirby. Man habe die Radareinstellungen verfeinert und suche nun konkret nach kleineren Objekten, die sich langsamer bewegten – so wie eben Ballons. Solche Objekte seien schwerer zu lokalisieren.

Kirby sagte, die kleinen Objekte würden «aus reiner Vorsicht» mit Raketen abgeschossen. Die Gefährte hätten aufgrund ihrer Flughöhe – viel niedriger als der chinesische Ballon – eine mögliche Gefahr für den zivilen Luftverkehr dargestellt. Jetzt sei man darauf fokussiert, die Trümmer zu bergen, um herauszufinden, was es mit den Objekten auf sich habe.

Nur eines sei schon klar, beruhigte Kirby: Die Flugkörper hätten keine Bedrohung dargestellt. Man habe untersucht, ob die Objekte eine Gefahr für Menschen am Boden darstellten und ob sie Signale aussendeten. «Das taten sie nicht», sagte Kirby. Auch seien sie – anders als der chinesischen Ballon – nicht manövrierfähig gewesen, sondern seien allein vom Wind angetrieben worden.

Möglicherweise wissenschaftlicher Hintergrund

Ebenfalls anders als bei dem chinesischen Ballon, bei dem sich die Regierung sicher scheint, dass er zu Spionagezwecken unterwegs war, könnten die anderen Objekte auch harmlosere Ziele verfolgt haben.

«Wir wissen, dass Länder, Firmen und Forschungsinstitute Objekte in solchen Höhen betreiben», zum Beispiel zu Zwecken der Wissenschaft, sagte Kirby. Das Weisse Haus steht dennoch unter Druck. Gerade Republikaner fordern mehr Informationen zu den abgeschossenen Flugobjekten.

Republikaner beklagen mangelnde Transparenz

«Die Menschen sind verängstigt und glauben verrückte Dinge, die im Internet stehen», tweetete die rechte Republikanerin Marjorie Taylor Greene, die in der Vergangenheit selbst Verschwörungstheorien verbreitet hat. Es handle sich nicht um Ausserirdische, stellte sie klar, aber es mangele an Transparenz.

Wenigstens Kongressabgeordneten und den Regierungen der betroffenen Bundesstaaten werde man in den kommenden Tagen weitere Informationen zu den Abschüssen an die Hand geben, versprach Kirby.

Vieles davon dürfte sich aber vorerst einmal hinter verschlossenen Türen abspielen. Die US-Bürger müssen sich wohl noch gedulden, bis sie erfahren, was am Himmel über ihren Köpfen so alles herumfliegt.