Schlagabtausch im US-Wahlkampf Warum die TV-Debatte zwischen Walz und Vance entscheidend sein könnte

Von Will Weissert, AP

30.9.2024 - 00:00

Die beiden Vizepräsidentschaftskandidaten werden am Mittwoch Schweizer Zeit in einem TV-Duell aufeinandertreffen.
Die beiden Vizepräsidentschaftskandidaten werden am Mittwoch Schweizer Zeit in einem TV-Duell aufeinandertreffen.
AP Photo/KEYSTONE

Der US-Wahlkampf geht in die heisse Phase: Nachdem ein weiterer Schlagabtausch zwischen Trump und Harris vom Tisch ist, kommt dem TV-Duell mit den Vizekandidaten wichtige Bedeutung zu.

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  • Im US-Wahlkampf könnte sich das TV-Duell zwischen den Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz und J.D. Vance als womöglich wahlentscheidend erweisen.
  • Für den Politologen Mark P. Jones müssen die Vizepräsidentschaftskandidaten in erster Linie aufpassen, dass sie keine denkwürdigen Fehler machen.
  • Historisch kommt den Vizes im US-Wahlkampf allerdings eher eine geringe Rolle zu: «Die Beweise, die uns vorliegen, zeigen, dass sie wirklich für den Präsidentschaftskandidaten stimmen»

Die US-Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz und J.D. Vance treten am Dienstag (Nacht zum Mittwoch Schweizer Zeit) bei ihrer ersten und einzigen Debatte vor der Wahl im November gegeneinander an. Dabei könnten der demokratische Gouverneur von Minnesota, Walz, und der republikanische US-Senator aus Ohio, Vance, Einfluss auf die politische Lage üben. 

Wird sich die Debatte auf den Wahlkampf auswirken?

Die Auswahl der Vizepräsidentschaftskandidaten hat am Wahltag bisher kaum einen Unterschied gemacht. «Die Beweise, die uns vorliegen, zeigen, dass sie wirklich für den Präsidentschaftskandidaten stimmen», sagte der Politikwissenschaftler Mark P. Jones von der Rice University in Houston über die amerikanischen Wählerinnen und Wähler. Allerdings sei es «immer möglich, dass es, am Rande, von Bedeutung sein könnte», sagte Jones mit Blick auf das offenbar enge Rennen in den Swing States.

Die Debatte zwischen Walz und Vance könnte einige Wählerinnen und Wähler in diesem Jahr umstimmen, weil die Präsidentschaftskandidaten Harris und Trump nur einmal zu einer Debatte gegeneinander antraten. Deshalb könnte kommende Woche die letzte Gelegenheit vor dem Wahltag sein, bei der die Wählerschaft Vertreter der beiden Hauptparteien beim direkten Duell erleben kann.

Es ist aber wahrscheinlicher, dass die Vizepräsidentschaftskandidaten einfach aufpassen müssen, dass sie keine denkwürdigen Fehler machen, die immer wieder abgespielt werden könnten. Jones sagte, so ein Patzer, der den Wahlausgang beeinflussen könnte, sei unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. «Sie sind diszipliniert», sagte Jones. «Aber es braucht nur einen.»

Kamala Harris ist die amtierende US-Vizepräsidentin.
Kamala Harris ist die amtierende US-Vizepräsidentin.
Brynn Anderson/AP/dpa

Was genau macht der Vizepräsident?

Die Vizepräsidentin oder der Vizepräsident hat den Vorsitz im US-Senat und kann dort einen Gleichstand bei Abstimmungen beenden, indem der Amtsinhaber selbst abstimmt. Die aktuelle Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat das 33 Mal gemacht, ein Rekord.

Der Vizepräsident hat auch den zeremoniellen Vorsitz bei der Zertifizierung des Wahlergebnisses. Den hatte Mike Pence 2021, als Anhänger des damaligen Präsidenten Donald Trump das US-Kapitolgebäude stürmten, um die Zertifizierung und die Machtübergabe an Präsident Joe Biden zu stoppen.

Die Hauptaufgabe des Vizepräsidenten ist es, startklar zu sein, um das Präsidentenamt zu übernehmen, sollte dem Präsidenten oder der Präsidentin etwas passieren. Das haben bislang neun Vizepräsidenten getan - zuletzt Gerald Ford 1974, als der damalige Präsident Richard Nixon zurücktrat.

Im 25. Zusatz zur US-Verfassung, der 1967 ratifiziert wurde, sind die Regeln für die Nachfolge im Präsidentenamt festgehalten. Darin heißt es, der Vizepräsident werde zum Präsidenten, wenn der bisherige Amtsinhaber des Amtes enthoben werde, zurücktrete oder sterbe.

Angesichts der zwei jüngsten Attentatsversuche gegen Trump sei die Nachfolgeregelung von größerer Bedeutung, sagte der Historiker Joel K. Goldstein, der sich mit den Vizepräsidenten in den USA befasst. Viele Wählerinnen und Wähler sähen die Vizepräsidentschaftskandidaten aber eher als Verlängerung der Präsidentschaftskandidaten, die diese ausgesucht hätten, und nicht als potenzielle künftige Präsidenten.

Den Menschen gehe mit Blick auf einen Vizepräsidentschaftskandidaten durchaus der Gedanke durch den Kopf, ob dieser dafür geeignet sei, der Präsidentschaft so nahe zu sein, sagte Goldstein. «Aber es ist auch eine Frage dessen, wie gut die Person, die ihn ausgesucht hat, Entscheidungen treffen kann.»

Von Will Weissert, AP