Singend auf Stimmenfang Mit neuen Reimen wollen die deutschen Grünen alte Wähler abholen

Von Lukas Meyer

25.8.2021

Der Spot der Grünen zur Bundestagswahl von Ende September.

Youtube/Bündnis 90/Die Grünen

Die deutschen Grünen haben für den Wahlkampf einen deutschen Klassiker umgedichtet – und ernten dafür Spott und Hohn. Die SVP hatte vor einigen Jahren mehr Erfolg mit ihrem Song.

Von Lukas Meyer

Der Wahlkampf in Deutschland geht in den Endspurt. Die Grünen preschen mit einem neuen Spot  vor, für den sie das Volkslied «Kein schöner Land in dieser Zeit» von 1840 umgedichtet haben und von diversen Leuten singen lassen – die Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck sagen am Schluss auch ihren Teil auf.

«Müssen uns're Erde wahr'n/Fürs Leben wird es hier zu warm», heisst es etwa. Für Bildung, WLAN und für faire Löhne wird geworben und jeder angesprochen: «Es gibt so viel, das uns vereint/Denn ja auch du bist hier gemeint».

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock macht beim Video auch mit.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock macht beim Video auch mit.
KEYSTONE

Die Reaktionen sind gemischt. Auf Youtube gibt es dafür rund 4000 Daumen hoch und 10'000 Daumen runter. Viele Kommentare auf Social Media drücken ein Fremdschämen aus. Doch damit können die Grünen leben, meint der «Spiegel». Die Partei will mit dem Spot vor allem Menschen über 60 abholen, die eher konservativ eingestellt sind.

Schweizer Grüne reagieren humorvoll

Dieses «schockierende und schmerzhafte Video» sollen sich die Schweizer Grünen auf keinen Fall zum Vorbild nehmen, findet Viktor Giacobbo. Diese nehmen den Ball auf: Regula Rytz kündigt an, schon mal zu üben, und Präsident Balthasar Glättli will die Probe in Giacobbos Kasinotheater in Winterthur abhalten.

Auch SVP-Nationalrat Roger Köppel kritisiert das Video. Da komme vor allem Nicht-Inhalt zum Ausdruck, sagt er auf Bild TV. Die anderen Parteien seien allerdings nicht viel besser.

Die SVP schaffte es in die Hitparade

Seine Partei setzte beim Wahlkampf 2015 ebenfalls auf einen Song. Nationalrat Thomas Matter alias DJ Tommy produzierte «Welcome to SVP», in dem die Schweiz als «Paradies auf Erden» besungen wird.

Dazu gab es ein Video: Christoph Blocher springt zu elektronischen Beats in seinen Pool, Thomas Aeschi macht sich über die Zuger K.o.-Tropfen-Affäre lustig, und junge Frauen tanzen um die SVP-Kandidaten, die sich in Sonnenbrillen und weissen Hemden cool geben.

Die SVP mischte den Wahlkampf 2015 mit ihrem Lied «Welcome to SVP» auf.

Youtube/Welcome to SVP

Die dazugehörige Single schaffte es gar in die Schweizer Hitparade. Vier Jahre später wollte die Partei nachlegen, doch mit «SVP Sünneli» konnte man nicht an den Erfolg von 2015 anknüpfen.

Ihren Chart-Erfolg konnte die SVP 2019 nicht wiederholen.

Youtube/SVP Schweiz