Kein Fall ist so eng an die MeToo-Bewegung geknüpft wie der von Harvey Weinstein. Der Prozess gegen den einst mächtigen Produzenten hinterlässt Zweifel, wie geeignet Laienrichter in Zeiten medialer Mobilisierung sind.
«Die Menschen des Staates New York vs. Harvey Weinstein» stand immer wieder auf den grossen Bildschirmen im Gerichtssaal 1530 in Manhattan. Die besagten Menschen sassen an der Seite in zwei Reihen, fünf Frauen und sieben Männer.
Sie sprachen nun den einst übermächtigen Weinstein schuldig. Nicht in den schwersten Anklagepunkten, doch trotzdem wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung – er könnte Jahrzehnte hinter Gitter kommen. Das Verfahren aber kämpfte vom ersten Tag an mit einer grossen Schwäche: der maximalen medialen Mobilisierung.
«Wie kann so etwas in Amerika passieren?», sagte Weinstein in Schockstarre nach Angaben seines Anwalts, während er das historische Urteil hörte. Es war das vorläufige Ende eines beispiellosen öffentlichen Kampfes, angefangen vor mehr als zwei Jahren mit Vorwürfen von Frauen aus der Unterhaltungsbranche gegen Weinstein. Unter grossem Risiko für sich und ihre Karrieren traten sie in Artikeln des «New Yorkers» und der «New York Times» hervor. Ihre Zahl schwoll bald auf über 80 an.
Kaum jemand bliebt unbeeindruckt
Doch aus dem Skandal um Weinstein erwuchs etwas noch Grösseres: Viele erkannten ihre eigenen Peiniger in den Geschichten wieder, die Weinsteins Opfer erzählten. Der massige Mann mit dem schiefen Gesicht wurde zum Symbol des «raubtierhaften» männlichen Machtmissbrauchs. Und die MeToo-Debatte fand Eingang in Familien, Büros, Sportvereine und bis in die letzten Winkel der Gesellschaft.
Kaum jemand blieb von der umwälzenden Macht der Bewegung mit 19 Millionen #MeToo-Tweets in einem Jahr unbeeindruckt. So gut wie jeder hatte eine Meinung zur neuen Welle im Kampf für Frauenrechte. Ob es nun die blanke Wut vieler gegenüber frauenverachtendem Verhalten war oder ein Unverständnis bei anderen, von denen einige sich fragten: «Was darf man jetzt eigentlich noch?»
MeToo veränderte nicht nur die USA, sondern die ganze Welt. Und auch, wenn die Prozessbeteiligten den Eindruck vermeiden wollten: Für viele wurde das Verfahren gegen Weinstein zu einem Stresstest der Bewegung.
Neutralität kaum möglich?
Der Fall von Harvey Weinstein brachte die US-Justiz dabei an ihre Grenzen. Idealerweise stehen Juroren den Inhalten eines Gerichtsverfahrens mit grösstmöglicher Neutralität gegenüber und sind für Argumente von Anklage und Verteidigung gleichermassen offen – das schien in diesem Fall in New York kaum möglich. Wie tief MeToo in die Gesellschaft vorgedrungen war, zeigte sich auch, als sich potenzielle Geschworene bei der Jury-Auswahl reihenweise für befangen erklärten.
Proteste und Gesänge von Aktivisten waren bis in den Gerichtssaal im 15. Stock hinein zu hören. Weinsteins Verteidiger argumentierten, dass bei einer Atmosphäre wie in einem «Zirkus» kein unparteiischer Prozess möglich sei. Ihr Antrag zur Verlegung aus der Stadt heraus wurde von Richter James Burke zurückgewiesen. Der schärfte den gewählten Juroren ein: «Dieser Prozess ist kein Referendum über die MeToo-Bewegung».
Weinstein-Chefanwältin Donna Rotunno sprach die Jury in einem umstrittenen Kommentar für das US-Magazin «Newsweek» direkt an. Sie bemängelte die angebliche Parteilichkeit der Medien und bezweifelte, dass die Juroren sich vom Sog ihrer Berichterstattung fernhalten konnten: «Glaubt jemand in einem hochkarätigen Fall wie dem von Harvey Weinstein wirklich, dass dies realistisch möglich ist?»
Nicht leicht gemacht
Nun kann man den fünf Frauen und sieben Männern der Jury nicht vorwerfen, dass sie es sich leicht gemacht hätten. Eine ihrer Anfragen am Freitagnachmittag offenbarte, dass sie bei den beiden schwersten Vorwürfen mit sich rangen. Am Ende stand der Schuldspruch in zwei Fällen, ein Freispruch in dreien.
Auch die Reaktionen offenbarten das immense Spannungsfeld, in dem die Entscheidung getroffen wurde. Während die Verteidigung in ihrer angekündigten Berufung die Neutralität des Gerichts anzweifeln dürfte, kritisierten mutmassliche Opfer Weinsteins – darunter prominente Schauspielerinnen wie Ashley Judd und Rosanna Arquette –, dass Weinstein nicht in allen Punkten schuldig gesprochen wurde.
Grosser Sieg für MeToo
Das Urteil ist trotzdem ein grosser Sieg und Meilenstein für sie, die MeToo-Bewegung und Opfer sexueller Gewalt. Ausserhalb des Gerichtssaals hatte die Gesellschaft Weinstein auch angesichts der überwältigenden Zahl von Frauen, die ihn überzeugend beschuldigten, schon längst gerichtet. Dass er seine Machtposition schamlos ausnutzte, um junge Frauen dazu zu bringen, mit ihm zu schlafen, ist unbestritten. Doch moralische Schuld war und ist nicht gleichzusetzen mit der juristischen.
In den vergangenen Wochen ging es darum, ob die Vorwürfe auch in den engen Grenzen einer Anklage vor Gericht bestehen könnten. Die Staatsanwaltschaft kam mit der Anklage auch einem riesigen öffentlichen Druck nach. Ihr Vorgehen war risikoreich: Die Anschuldigungen vieler Frauen konnten aus verfahrenstechnischen Gründen nicht Teil des Prozesses sein – übrig blieben sechs mutmassliche Opfer. Dazu kam die Schwierigkeit, eine Jury von sexuellen Übergriffen nur anhand von Zeugenaussagen zu überzeugen.
In zwei Anklagepunkten schafften die Staatsanwältinnen Joan Illuzzi und Meghan Hast das trotzdem – ein auch rechtlich historischer Sieg.
Bilder des Tages
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Winterfest: Stammrosen sind im Rosenpark Dräger in Steinfurth, Deutschland, mit Folie kältesicher verpackt. (25.1.2021)
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