International UN-Bericht: Hohe Kindersterblichkeit im Gazastreifen

SDA

8.11.2024 - 11:03

ARCHIV - Angehörige und Freunde trauern am 7. Oktober auf dem Gelände des Nova Festivals anlässlich des ersten Jahrestages des Hamas-Angriffs auf Israel. Foto: Ilia yefimovich/dpa
ARCHIV - Angehörige und Freunde trauern am 7. Oktober auf dem Gelände des Nova Festivals anlässlich des ersten Jahrestages des Hamas-Angriffs auf Israel. Foto: Ilia yefimovich/dpa
Keystone

Ein UN-Bericht zeigt, dass im Gazastreifen viele der Todesopfer Kinder sind. Die meisten Opfer sind zwischen fünf und neun Jahre alt.

Ein aktueller Bericht des UN-Menschenrechtsbüros offenbart, dass im Gazastreifen in den ersten sechs Monaten des Konflikts eine erschreckend hohe Zahl von Kindern unter den Todesopfern ist. Die verifizierten Daten zeigen, dass die meisten Opfer zwischen fünf und neun Jahre alt sind. Insgesamt wurden von November 2023 bis April 2024 8.119 Todesfälle bestätigt, wobei 80 Prozent der Opfer in zivilen Wohnhäusern ums Leben kamen. Frauen und Minderjährige machen 70 Prozent der Toten aus. Besonders betroffen sind auch Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren sowie Neugeborene bis zu vier Jahren.

Die tatsächliche Zahl der Todesopfer könnte jedoch weitaus höher sein, da viele Fälle noch nicht verifiziert werden konnten und zahlreiche Menschen unter den Trümmern vermutet werden. Nach Angaben der Hamas-Behörden, die unabhängig nicht überprüfbar sind, sollen über 40.000 Menschen im Gazastreifen getötet worden sein.

Der Konflikt eskalierte am 7. Oktober 2023, als die Hamas und andere Gruppen bei einem Angriff auf Israel über 1.200 Menschen töteten und 250 weitere in den Gazastreifen verschleppten. Etwa 100 dieser Geiseln befinden sich noch immer dort. Israel reagierte mit intensiven militärischen Angriffen, die bis heute andauern, mit dem Ziel, die Hamas zu zerstören.

Mögliche Kriegsverbrechen

Das UN-Menschenrechtsbüro weist darauf hin, dass in diesem Konflikt möglicherweise Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden. Es besteht die Möglichkeit, dass es sich um Völkermord handelt, wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Ethnie, Religion oder Nationalität gezielt ausgelöscht werden. Die endgültige Feststellung solcher Verbrechen obliegt internationalen Gerichten, die auf den Untersuchungen von Menschenrechtsexperten basieren.

Verstösse auf beiden Seiten

Der Bericht kritisiert auch die Handlungen beider Konfliktparteien. Er hebt Aussagen israelischer Politiker hervor, die zur Zerstörung des Gazastreifens und zur Vertreibung der Palästinenser aufgerufen haben. Die Blockade des Gazastreifens, die Verhinderung humanitärer Hilfe und die wiederholte Zerstörung von Wohnhäusern haben zu zahlreichen Todesfällen, Verletzungen und Krankheiten geführt.

Auf der anderen Seite werden der Hamas und anderen bewaffneten Gruppen schwere Rechtsverstösse vorgeworfen, darunter die Tötung von Zivilisten, sexuelle Gewalt, Zerstörung von Häusern und Geiselnahmen während der Angriffe am 7. Oktober. Auch diese Handlungen könnten als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft werden.

SDA