Trump mit Corona im Spital Trump soll «Probleme beim Atmen» haben — Mehrere Infektionen in Umfeld

dpa/sda/toko

3.10.2020

Donald Trump ist nach seiner Infektion mit dem Coronavirus in ein Militärspital gebracht worden. Dennoch gehe es ihm «sehr gut», erklärte der US-Präsident in einer Videobotschaft. Einem ungenannten Berater zufolge soll Trump jedoch «Probleme beim Atmen» haben.

US-Präsident Donald Trump ist wegen seiner Infektion mit dem Coronavirus ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben des Weissen Haues handelte es sich dabei um eine Vorsichtsmassnahme auf Empfehlung der Ärzte. Trump traf am Freitagabend (Ortszeit) mit dem Helikopter im Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda nördlich von Washington ein. «Ich denke, es geht mir sehr gut», sagte Trump in einer kurzen Videobotschaft, die er im Weissen Haus aufgenommen hatte und bei seiner Ankunft in der Klinik auf seinem Twitter-Account veröffentlicht wurde.

Trump gehe es «sehr gut», wie am Freitagabend aus einem Schreiben seines Leibarztes Sean Conley hervorging. Der Präsident werde unter anderem mit dem Medikament Remdesivir behandelt, er benötige keine Sauerstoffzufuhr, schrieb der Arzt wenige Stunden nachdem Trump mit einem Helikopter ins Militärkrankenhaus Walter Reed nördlich von Washington geflogen worden war. «Es läuft gut, denke ich! Ich danke euch allen. Liebe!!!!», twitterte Trump aus der Klinik.

Die Infektion sorgt für Turbulenzen im ohnehin chaotischen Wahljahr. In einem Monat, am 3. November, stellen sich Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden zur Wahl. Trump musste jetzt Wahlkampfauftritte absagen, auch Veranstaltungen mit Mitgliedern der Trump-Familie sollen verschoben werden. Biden setzt seinen Wahlkampf dagegen fort. Für den 16. Oktober ist eigentlich die zweite Fernsehdebatte von Trump und Biden geplant.

Wie lange Trump im Krankenhaus bleiben muss, ist allerdings unklar. Das Weisse Haus sprach von ein paar Tagen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wird Remdesivir gemäss Zulassung in der EU über insgesamt fünf bis maximal zehn Tage verabreicht. Eine engmaschige Überwachung sei notwendig.

Aus Trumps Umfeld werden inzwischen immer mehr Infektionen bekannt. In den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ist Trump viel gereist, er hielt sich in der Nähe Dutzender Menschen auf. In den Fokus gerät insbesondere eine Veranstaltung im Garten des Weissen Hauses vor einer Woche, als Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Obersten Gericht der USA vorstellte. Dort versammelten sich auf engem Raum mehr als 100 Menschen, auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass wenige Masken trugen oder Abstand hielten. Laut Fernsehsender CNN umarmten sich Teilnehmer oder schüttelten sich die Hände.

Die Marine One mit Donald Trump, Präsident der USA, an Bord kommt beim Walter-Reed-Militärkrankenhaus an.
Die Marine One mit Donald Trump, Präsident der USA, an Bord kommt beim Walter-Reed-Militärkrankenhaus an.
Jose Luis Magana/AP/dpa

Bei mindestens sechs der Anwesenden fielen seitdem Corona-Tests positiv aus: Neben Trump und seiner Frau Melania sind das die frühere hochrangige Trump-Beraterin Kellyanne Conway - die nach eigenen Angaben am Freitagabend positiv getestet worden war und milde Symptome habe -, sowie die Senatoren Mike Lee und Thom Tillis und der Präsident der katholischen Universität Notre Dame, John Jenkins. Die Nachbesetzung des Richterpostens soll trotzdem planmässig laufen.

Auch Trumps Wahlkampfchef hat sich angesteckt

Zudem wurde inzwischen bekannt, dass sich auch Trumps Wahlkampfchef, Bill Stepien, angesteckt hat. Das Wahlkampfteam bestätigte einen entsprechenden Bericht des Magazins "Politico". Stepien habe leichte, grippeähnliche Symptome. Er behalte aus dem Home-Office weiter die Kontrolle über die Kampagne. Auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel hat sich angesteckt. Der positive Test von Trumps enger Beraterin Hope Hicks am Donnerstag hatte zahlreiche weitere Tests im Umfeld des Präsidenten nach sich gezogen.

Trump werde die nächsten Tage von Büroräumen des Präsidenten in der Klinik arbeiten, erklärte das Weisse Haus. Der Präsident weise nach der Infektion «leichte Symptome» auf. Er sei aber nach wie vor guter Dinge und habe den ganzen Tag über gearbeitet. Dass Trump in die Klinik gebracht wurde, sei eine Vorsichtsmassnahme auf Empfehlung der Ärzte. Der Präsident habe eine erste Dosis Remdesivir eingenommen und ruhe sich aus, teilte der Leibarzt mit. Zudem nehme er Zink, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin und Aspirin ein.

Experimentelle Behandlungsmethode

Mediziner sehen Remdesivir, das ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt wurde, nicht als Allheilmittel bei einer Covid-19-Erkrankung, oft aber als hilfreich. Nach Angaben des Herstellers kann es das Sterberisiko bei einem schweren Verlauf der Corona-Krankheit Covid-19 deutlich vermindern.

Zudem sei Trump eine Dosis eines Antikörper-Cocktails verabreicht — eine experimentelle Behandlungsmethode. Er weise Ermüdungserscheinungen auf, weitere Details zu seinen Symptomen gab es nicht.

US-Medien berichteten am Freitag jedoch auch von Fieber. «Das ist ernst», sagte ein namentlich nicht genannter Präsidenten-Berater dem Sender CNN. Der Präsident hat demnach auch Schwierigkeiten beim Atmen. Der US-Präsident sei sehr müde, sehr erschöpft und habe Probleme beim Atmen, twitterte CNN-Reporterin Ana Cabrera unter Berufung auf den Berater.

Der Sender zitierte darüber hinaus einen hochrangigen Regierungsbeamten, wonach Trumps Zustand im Augenblick in Ordnung sei. Es gebe aber Sorge im Weissen Haus, dass sich die Situation rasch ändern könne. Mit seinen 74 Jahren und seinem Übergewicht zählt er zu den Corona-Risikopatienten.

Kurz nach Mitternacht hatte Trump am Freitag auf Twitter geschrieben, dass er und seine Ehefrau Melania (50) positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. «Wir werden unsere Quarantäne und Erholung sofort beginnen. Wir werden das GEMEINSAM durchstehen.»

Ungeachtet der Coronavirus-Pandemie hatte Trump in den vergangenen Wochen Wahlkampfauftritte teils vor Tausenden Anhängern absolviert, bei denen er stets ohne Maske auftrat. Unklar war am Freitag, wie konsequent nun die Kontaktverfolgung erfolgt. In US-Medien gab es Kritik. Für Aufsehen sorgte etwa die Entscheidung, am Donnerstagnachmittag noch zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey zu fahren, nachdem im Weissen Haus bereits der positive Test von Trumps Beraterin Hicks bekannt war. Auch am Mittwoch hatte sich Trump im Bundesstaat Minnesota mit Spendern getroffen.



Trumps Infektion richtet wieder ein Schlaglicht auf die Pandemie, die in den USA bei weitem nicht ausgestanden ist. Mehr als 7,3 Millionen Ansteckungen sind bekannt, mehr als 208'000 Menschen starben nach einer Infektion. Kritiker machen Trump wegen seines Krisenmanagements schwere Vorwürfe. Er hatte mehrfach gesagt, das Virus werde einfach verschwinden, und Einschätzungen seiner Experten offen in Zweifel gezogen. Biden verspottete er für seine Vorsicht in der Pandemie.

«Es geht nicht darum, ein harter Kerl zu sein»

Biden verzichtete bei einem Wahlkampfauftritt auf Attacken gegen den Amtsinhaber, spielte aber durchaus auf dessen laxen Umgang mit dem Coronavirus an. Trumps Infektion sei eine Mahnung, das Virus ernstzunehmen, sagte Biden in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan. «Es wird nicht automatisch verschwinden.» Biden rief dazu auf, in der Pandemie auf Wissenschaftler zu hören, Masken zu tragen, Abstand zu halten und regelmässig die Hände zu waschen.

«Es geht nicht darum, ein harter Kerl zu sein», sagte der Demokrat. Es gehe darum, seinen Beitrag zu leisten. «Wir als Nation müssen besser mit dieser Pandemie umgehen», mahnte er. Bidens Arzt Kevin O'Connor hatte zuvor mitgeteilt, dass der 77-Jährige und dessen Ehefrau Jill Biden negativ getestet worden seien.

Polizisten bewachen das Walter Reed-Spital, in dem sich Donald Trump befindet.
Polizisten bewachen das Walter Reed-Spital, in dem sich Donald Trump befindet.
AP Photo/Jose Luis Magana/Keystone

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Als weitere Risikofaktoren gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck sowie Übergewicht. Zu Trumps generellem Zustand wird einmal im Jahr ein Gesundheitscheck veröffentlicht. Leibarzt Conley schrieb im jüngsten Bericht Anfang Juni, der Präsident sei gesund.

Trumps Sohn, Donald Trump Junior, sagte bei Fox News: «Er nimmt es natürlich ernst, aber er ist ein Kämpfer.» Er zeigte sich erstaunt, dass sein Vater das Virus bekommen konnte. «Wenn er es bekommen kann, kann es wahrscheinlich jeder bekommen.»

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