Fünf Erkenntnisse zur Durchsuchung Trump bewahrte Geheimakten auf, als wären es Zeitschriften

DPA, gbi

27.8.2022 - 12:58

Neue Details zu FBI-Ermittlungen belasten Trump

Neue Details zu FBI-Ermittlungen belasten Trump

Mit der Veröffentlichung neuer Details zu den FBI-Durchsuchungen im Anwesen von Donald Trump haben die Strafverfolgungsbehörden das Vorgehen gegen den früheren US-Präsidenten gerechtfertigt.

27.08.2022

Die geheimen Papiere aus dem Weissen Haus lagerte Donald Trump in seinem Privatanwesen zwischen Magazinen, Fotos und Briefen. Diese und weitere Erkenntnisse erlaubt ein nun veröffentlichtes Dokument.

Das US-Justizministerium hat Details zur Durchsuchung des Privatanwesens von Ex-Präsident Donald Trump freigegeben. Das Dokument, das die Aktion in der Residenz Mar-a-Lago in Palm Beach ermöglichte, ist zwar stark bearbeitet und in Teilen geschwärzt – es lässt aber dennoch Rückschlüsse auf die schiere Menge an geheimen Informationen zu, die in der Strandresidenz des ehemaligen Präsidenten in Florida gelagert wurden.

Im Folgenden die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dem Dokument:

Der Umfang der Papiere

Das nun freigegebene Dokument enthält zwar keine neuen Details über die elf Dokumentensätze, die von der Bundespolizei FBI am 8. August sichergestellt wurden. Es erklärt aber, warum das Justizministerium die Beschaffung der Papiere für notwendig hielt.

Die Ermittler wussten bereits seit Monaten, dass Trump geheime Regierungsunterlagen in Mar-a-Lago aufbewahrte – einem Privatclub in Florida, zu dem nicht nur Trump, seine Familie und Mitarbeiter Zugang haben, sondern auch zahlende Mitglieder und deren Gäste sowie Teilnehmer*innen von Veranstaltungen dort. In dem Dokument heisst es, weder die Lagerräume in Mar-a-Lago noch Trumps Büro oder seine Wohnräume seien für die Aufbewahrung von Verschlusssachen zugelassen.

Dennoch hätten von den 15 Kisten, die die Nationalarchive im Januar aus Trumps Club holten, 14 Dokumente mit einer Kennzeichnung als geheim enthalten, heisst es. In den Kisten wurden demzufolge 184 Dokumente mit einer solchen Kennzeichnung gefunden wurden, darunter 67 vertrauliche Papiere, 92 geheime und 25 streng geheime. Die Archive übergaben die Angelegenheit am 9. Februar an das Justizministerium.

Der Inhalt der Papiere

Bei der Prüfung der Papiere aus den Kisten fanden Beamte Markierungen, die darauf hindeuteten, dass die Informationen unter anderem von besonders geschützten menschlichen Quellen stammten. In dem FBI-Dokument wurde beispielsweise auf die Markierung ORCON verwiesen, was für «Originator Controlled» (vom Urheber kontrolliert) steht. Das bedeutet, dass Beamte des zuständigen Geheimdienstes nicht wollten, dass die Informationen ohne ihre Erlaubnis an andere Behörden weitergegeben werden.

«Wenn Dinge diese Klassifizierungsstufe erhalten, besteht eine echte Gefahr für die Leute, die die Informationen sammeln», sagte Douglas London, ein ehemaliger ranghoher CIA-Offizier, der ein Buch über den Geheimdienst geschrieben hat («The Recruiter»).

Das Büros des Direktors der nationalen Nachrichtendienste reagierte bisher nicht auf Aufforderungen des Kongresses nach einer Bewertung des entstandenen Schadens. Der demokratische Senator Mark Warner, der den Vorsitz im Geheimdienstausschuss des Senats innehat, forderte erneut Informationen vom DNI an. Aus dem freigegebenen Dokument gehe hervor, dass sich unter den unsachgemäss behandelten Papieren in Mar-a-Lago sensibelste Geheimdienstinformationen befänden, teilte er mit.

Geheime Dokumente in bunter Gesellschaft

In den Kisten lagen allerdings nicht nur geheime Papiere, wie es in dem Dokument unter Berufung auf die Nationalarchive heisst. Gefunden worden seien Zeitungen und Zeitschriften, ausgedruckte Nachrichtenartikel, Fotos, Ausdrucke, Korrespondenz des Präsidenten, persönliche Unterlagen Trumps und «eine Menge geheimer Unterlagen». Auch handschriftliche Notizen Trumps seien auf Dokumenten entdeckt worden.

«Hochgradig geheime Unterlagen waren nicht geordnet, mit anderen Unterlagen vermischt und nicht ordnungsgemäss gekennzeichnet.»

«Das ist ein politischer Angriff auf unser Land und es ist eine Schade.»

Donald Trump

Ex-Präsident der USA

Es sei nicht unüblich, dass ein Präsident unbearbeitete Geheimdienstinformationen erhalte, um Briefings zu ergänzen, sagt der ehemalige CIA-Agent und Berichterstatter im Weissen Haus, David Priess. Aber es wäre «ungewöhnlich, wenn nicht sogar beispiellos, dass ein Präsident diese behält und mit anderen Papieren vermischt».

«Auch wenn ich darauf vorbereitet war, weil ich wusste, dass der Richter eine Durchsuchung wegen einer Kleinigkeit nicht genehmigen würde, ist das Ausmass und die Tiefe des sorglosen Umgangs mit Verschlusssachen wirklich schockierend», erklärt Priess.

Trump hätte Papiere freiwillig zurückgeben können

In dem freigegebenen Dokument wird deutlich, dass Trump wiederholt Gelegenheit bekam, die Papiere an die Regierung zurückzugeben, sich aber dagegen entschied. Das Verfahren begann bereits kurz nach Trumps Auszug aus dem Weissen Haus. In dem Dokument heisst es, die Archive hätten bereits Anfang Mai 2021 einen Antrag auf Herausgabe der fehlenden Unterlagen gestellt und bis Ende Dezember 2021 immer wieder nachgehakt. Dann seien sie darüber informiert worden, dass zwölf Kisten gefunden wurden und zu Abholung in Mar-a-Lago bereitstanden.

Der frühere US-Präsident Donald Trump – hier an der Seite seiner Frau Melania Trump – ist wegen seines Umgangs mit sensiblen Dokumenten ins Visier des FBI geraten.
Der frühere US-Präsident Donald Trump – hier an der Seite seiner Frau Melania Trump – ist wegen seines Umgangs mit sensiblen Dokumenten ins Visier des FBI geraten.
Bild: AP

In einem Schreiben, das dem Dokument beigefügt war, führte Trumps Anwalt gegenüber dem Justizministerium an, Präsidenten hätten die absolute Befugnis, die Geheimhaltung von Papieren aufzuheben. Diese mit der Verfassung begründete Befugnis zur Klassifizierung und Freigabe von Dokumenten sei uneingeschränkt. Der Ex-Präsident legte bisher keine Beweise dafür vor, dass die entdeckten Papiere freigegeben wurden, bevor er aus dem Weissen Haus auszog.

Trump erkennt kein Fehlverhalten

Trump beharrt trotz eindeutiger gegenteiliger Beweise darauf, er habe vollumfänglich mit den Ermittlern zusammengearbeitet. Ausserdem habe er das Recht gehabt, die Papiere in Mar-a-Lago aufzubewahren.

Auf seiner Social-Media-Seite griff er nach der Freigabe des Dokuments erneut die Strafverfolgungsbehörden an. Er sprach von einem «totalen PR-Täuschungsmanöver des FBI und des Justizministeriums. «Wir haben ihnen viel gegeben», behauptete er. Ein anderer Post enthielt nur das von ihm oft genutzte Wort «Hexenjagd!!».

Im Interview mit der «Great Ameria Show» von Lou Dobbs bekräftigte Trump, er habe nichts falsch gemacht. «Das ist ein politischer Angriff auf unser Land und es ist eine Schade.»

DPA, gbi