Lagebild Ukraine So verschieden gehen Putin und Selenskyj mit Drohnen um

Von Philipp Dahm

29.9.2023

So kämpft die ukrainische Armee mit deutschen Gepard-Panzern

So kämpft die ukrainische Armee mit deutschen Gepard-Panzern

Roman ist Kommandant einer Einheit, die mit einem Gepard-Panzer in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew stationiert ist. Die Soldaten haben schon mehrere Raketen und Drohnen abgeschossen. Vom Gepard ist Roman überzeugt: «Er holt die Drohnen w

28.07.2023

Heute wartet das Lagebild mit vier Episoden auf: «Kleines Front-Update», «Drohnen, Käfige und Netze», «Warum dieses Video russische Blogger wütend macht» und «Warum Flakpanzer für Kiew so wichtig sind».

Von Philipp Dahm

29.9.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Kleines Front-Update: Im Süden steht anscheinend eine Offensive der ukrainischen Armee bevor.
  • Drohnen, Käfige und Netze: Mit Aufsätzen, hoch gehängten Strassen-Hindernissen, aber auch Reaktivpanzerung  und Stör-Sendern wehrt sich Putins Armee gegen Drohnen.
  • Russische Blogger ärgern sich, weil die ukrainische Armee einen Leopard 2A4 von der Front bei Robotyne abschleppen kann, nachdem der dort wegen einer Mine drei Monate festsass.
  • Der Flakpanzer Gepard wird von Kiew nun nicht mehr nur für den Schutz von Infrastruktur im Hinterland, sondern auch zur Verteidigung der Front-Truppen eingesetzt.

Kleines Front-Update

«Die Intensität der Kämpfe ist in diesem kleinen Gebiet unglaublich hoch», sagt Reporting from Ukraine über die Lage an der Front im Süden. Die ukrainische Artillerie nimmt demnach Nowoprokopiwka und Werbowe unter schweres Artilleriefeuer, was eine baldige Offensive erahnen lässt.

Ukrainische Artillerie schiesst derzeit Nowoprokopiwka und Werbowe sturmreif.
Ukrainische Artillerie schiesst derzeit Nowoprokopiwka und Werbowe sturmreif.
YouTube/Reporting from Ukraine

Ein Schwerpunkt bilde dabei Nowoprokopiwka, wo Kiews Kräfte die Verteidigungslinie überwunden haben und sich bereits auf der Anhöhe nördlich des Dorfes festsetzen konnten. Verschiedene Videos zeigen, wie Soldaten mit Streumunition beschossen und Panzer sowie Haubitzen von Artillerie getroffen werden.

In Nowoprokopiwka kann die ukrainische Armee aus erhöhter Position angreifen.
In Nowoprokopiwka kann die ukrainische Armee aus erhöhter Position angreifen.
YouTube/Reporting from Ukraine

Mit einem russischen Vorstoss wird im Norden gerechnet, doch die Front bewegt sich dort seit Wochen kaum. Nun hat Russland bei Kupjansk eine Brücke über den Fluss Oskil mit einer Luft-Boden-Rakete vom Typ Kh-38 zerstört, um den Nachschub des Gegners zu schwächen.

Eine aktuelle Karte des nördlichen Frontabschnitts vom Ex-US-Navy-Soldaten Chuck Pfarrer.
Eine aktuelle Karte des nördlichen Frontabschnitts vom Ex-US-Navy-Soldaten Chuck Pfarrer.
X/@ChuckPfarrer

Es sei mal was Neues, dass das militärische Ziel getroffen wurde – «im Gegensatz zu Hotels, Schulen, Spitälern», bemerkt Youtuber Suchomimus zynisch im unten stehenden Video.

Drohnen, Käfige und Netze

Drohnen machen beiden Kriegsparteien das Überleben schwer. Kiews Kräfte leiden besonders unter der Lancet-Drohne: Das unten stehende X-Video zeigt, wie der Kamikaze-Flieger auf dem Militärflugplatz Kulbakino eine parkierte Mig-29 zerstört, was eine Aufklärungsdrohne filmen kann. Die Front ist von der Basis etwa 50 Kilometer entfernt.

Doch das tödliche Spiel funktioniert in beide Richtungen: Im unten stehenden YouTube-Clip ist ein Angriff einer ukrainischen Kamikaze-Drohne zusehen, der bemerkenswert ist, weil die Ukrainer einen BMPT Terminator ausschalten, der relativ selten ist. Kostenpunkt: angeblich 1,5 bis 2 Millionen Dollar.

Festgehalten werden muss, dass der grosse Käfig auf dem schweren Kampf-Unterstützungsfahrzeug den Treffer nicht verhindert. Solche Käfige werden mittlerweile auf fast alle Fahrzeuge montiert, um nicht nur Drohnen abzuwehren, sondern auch, um Panzerabwehr-Raketen den Schwung zu nehmen, die über den Vehikeln einschlagen.

Twitter-User OSINT-I zeigt ein russisches Flugabwehrsystem Buk mit Käfig über der Raketen-Rampe.
Twitter-User OSINT-I zeigt ein russisches Flugabwehrsystem Buk mit Käfig über der Raketen-Rampe.
X/@OSINTI1

Wie der obige Post zeigt, stellen die Russen auf viel befahrenen Strassen nun sogar «Volleyball-Netze» auf, unter denen die Fahrzeuge durchfahren können. Sie sollen Drohnen abhalten, deren Piloten sich meistens an der Strasse orientieren, um ihre fahrenden Ziele zu treffen. Der unten stehende Post beweist jedoch, dass diese Netze kein Hindernis sein müssen.

Die nächste Stufe in der Verteidigung gegen Drohnen soll eine neue Version des T-80-Panzers erreichen: Der T-80BVM ist auf der Oberseite nicht nur mit einem Käfig, sondern auch mit Reaktivpanzerung ausgestattet.

Weitere Bilder dieses T-80BVM zeigt OSINTI-I.
Weitere Bilder dieses T-80BVM zeigt OSINTI-I.
X/@OSINTI1

Zudem soll er über zwei Störsender verfügen, die wie Brustwarzen aussehen: Sie können angeblich im Bereich von 0,3 bis 6 GHz und eine Reichweite von mindestens 600 Metern haben. Wie wirksam das Ganze ist, muss sich auf dem Schlachtfeld zeigen.

Warum dieses Video russische Blogger wütend macht

Das unten stehende X-Video ist auf den ersten Blick scheinbar harmlos: Ein Bergepanzer Büffel alias Bergepanzer 3 schleppt einen Leopard-2A4 ab. Er ist bei Robotyne auf eine Mine gefahren und muss repariert werden.

Warum sich russische Blogger darüber ärgern? Der Panzer aus deutscher Produktion hat angeblich drei Monate auf dem Schlachtfeld gestanden. Die ukrainische Armee schaltet im Gegenzug zum Gegner verlassene Fahrzeuge systematisch aus: Werden diese durch Minen, Artilleriegeschosse oder andere Munition fahruntüchtig gemacht, folgt bald eine Drohne, die eine Granate durch die Einstiegsluke wirft, um das Kriegsgerät zu zerstören.

Warum Flakpanzer für Kiew so wichtig sind

Das X-Video scheint banal zu sein: In der Nacht auf den 26. September feuert ein Gepard einige Salven in den Nachthimmel – und trifft augenscheinlich eine Drohne.

Das Besondere daran ist, dass das Video nicht in Kiew oder Lwiw entstanden ist, sonern angeblich an der Front im Süden. Das heisst, dass Kiew nun endlich genug Flakpanzer nebst Munition zur Verfügung stehen, um die vorrückende Armee besser zu verteidigen.

Wolodymyr Selenksjy hatte am 9. September angekündigt, dass Deutschland Kiew weitere Gepard-Panzer liefern wird – auch um das Energienetz der Ukraine zu schützen. Am 28. September verspricht auch die Nato Selensky, seine Luftabwehr weiter stärken zu wollen.

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