Anhörungen zum 6. JanuarSo fühlt es sich an, wenn der mächtigste Mann der Welt auf dich losgeht
Von Philipp Dahm
22.6.2022
Gewalt in Washington: Trumps Mob stürmt das Kapitol
In Washington spielen sich am 6. Januar 2021 beispiellose Szenen ab. Nach einer Wutrede von Donald Trump, in der der Präsident seine Lüge von einem Wahlbetrug wiederholte, ziehen Hunderte seiner Anhänger vor das Kapitol.
Bild: Anadolu Agency/Getty Images
Und sie belassen es nicht beim Protest: Hier dringt der Mob durch eine Tür gewaltsam ins Innere des Kapitolgebäudes ein. (6. Januar 2021)
Bild: AFP/Getty Images
Auch Absperrungen und Sicherheitskräfte können die Meute nicht aufhalten. (6. Januar 2021)
Bild: AP Photo/John Minchillo
Beim Sturm aufs Kapitol kommt es zu tumultartigen Szenen. Ein Mitglied des Kongresses wird hier in Sicherheit gebracht. (6. Januar 2021)
Bild: Getty Images
Politiker und Angestellte des Parlaments suchen Schutz vor den aufgebrachten Angreifern. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/AP Photo/Andrew Harnik
Abgeordnete werden von Sicherheitskräften auf der Tribüne des Repräsentantenhauses in Sicherheit gebracht. Einige tragen Gasmasken, da auch Reizgas eingesetzt wird. (6. Januar 2021)
Bild: Andrew Harnik/AP/dpa
Ein Polizist des United States Capitol Police Department versucht einen durch ein eingeworfenes Fenster eindringenden Mann mit Pfefferspray zurückzudrängen. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Kevin Dietsch/Pool
Mitglieder der Capitol Police bewachen mit gezogener Waffe einen verbarrikadierten Eingang. (6. Januar 2021)
Bild: Andrew Harnik/AP
Die Anhänger des abgewählten Präsidenten posieren nach ihrem gewaltsamen Eindringen neben der Tür zu den Senatskammern. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Das Bild geht um die Welt: Ein Randalierer macht sich im Büro von Nancy Pelosi, der demokratischen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, breit. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Dieser Mann führt die in den USA schon lange umstrittene Südstaatenflagge mit sich. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Die Flagge gilt bis heute als Symbol für Sklaverei und Rassismus. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Ein Jahr später ist die Aufarbeitung der Vorgänge noch immer im Gange. Im Repräsentantenhaus, der grossen Parlamentskammer, ermittelt eine Untersuchungskommission. (14. Dezember 2021)
Bild: Keystone
Im Zentrum steht die Frage: Wie eng waren der damalige US-Präsident Donald Trump und sein Umfeld in die Planung und Durchführung des Sturms involviert?
Bild: Evan Vucci/AP/dpa
Trumps Stabschef Mark Meadows (rechts) kam wohl eine Schlüsselrolle zu: So schrieb ihm unter anderem der Präsidentensohn Donald Trump Jr., sein Vater müsse der Gewalt Einhalt gebieten. (2. Oktober 2021)
Bild: EPA/Oliver Contreras / POOL
Derweil wird vielen der Eindringlinge der Prozess gemacht. Der dank seines Schamanen-Looks bekannt gewordene Jacob Chansley beispielsweise wurde zu 41 Monaten Haft verurteilt. (6. Januar 2021)
Bild: AP Photo/Manuel Balce Ceneta
Gewalt in Washington: Trumps Mob stürmt das Kapitol
In Washington spielen sich am 6. Januar 2021 beispiellose Szenen ab. Nach einer Wutrede von Donald Trump, in der der Präsident seine Lüge von einem Wahlbetrug wiederholte, ziehen Hunderte seiner Anhänger vor das Kapitol.
Bild: Anadolu Agency/Getty Images
Und sie belassen es nicht beim Protest: Hier dringt der Mob durch eine Tür gewaltsam ins Innere des Kapitolgebäudes ein. (6. Januar 2021)
Bild: AFP/Getty Images
Auch Absperrungen und Sicherheitskräfte können die Meute nicht aufhalten. (6. Januar 2021)
Bild: AP Photo/John Minchillo
Beim Sturm aufs Kapitol kommt es zu tumultartigen Szenen. Ein Mitglied des Kongresses wird hier in Sicherheit gebracht. (6. Januar 2021)
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Politiker und Angestellte des Parlaments suchen Schutz vor den aufgebrachten Angreifern. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/AP Photo/Andrew Harnik
Abgeordnete werden von Sicherheitskräften auf der Tribüne des Repräsentantenhauses in Sicherheit gebracht. Einige tragen Gasmasken, da auch Reizgas eingesetzt wird. (6. Januar 2021)
Bild: Andrew Harnik/AP/dpa
Ein Polizist des United States Capitol Police Department versucht einen durch ein eingeworfenes Fenster eindringenden Mann mit Pfefferspray zurückzudrängen. (6. Januar 2021)
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Mitglieder der Capitol Police bewachen mit gezogener Waffe einen verbarrikadierten Eingang. (6. Januar 2021)
Bild: Andrew Harnik/AP
Die Anhänger des abgewählten Präsidenten posieren nach ihrem gewaltsamen Eindringen neben der Tür zu den Senatskammern. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Das Bild geht um die Welt: Ein Randalierer macht sich im Büro von Nancy Pelosi, der demokratischen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, breit. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Dieser Mann führt die in den USA schon lange umstrittene Südstaatenflagge mit sich. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Die Flagge gilt bis heute als Symbol für Sklaverei und Rassismus. (6. Januar 2021)
Bild: Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo
Ein Jahr später ist die Aufarbeitung der Vorgänge noch immer im Gange. Im Repräsentantenhaus, der grossen Parlamentskammer, ermittelt eine Untersuchungskommission. (14. Dezember 2021)
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Im Zentrum steht die Frage: Wie eng waren der damalige US-Präsident Donald Trump und sein Umfeld in die Planung und Durchführung des Sturms involviert?
Bild: Evan Vucci/AP/dpa
Trumps Stabschef Mark Meadows (rechts) kam wohl eine Schlüsselrolle zu: So schrieb ihm unter anderem der Präsidentensohn Donald Trump Jr., sein Vater müsse der Gewalt Einhalt gebieten. (2. Oktober 2021)
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Derweil wird vielen der Eindringlinge der Prozess gemacht. Der dank seines Schamanen-Looks bekannt gewordene Jacob Chansley beispielsweise wurde zu 41 Monaten Haft verurteilt. (6. Januar 2021)
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Bei der vierten Tagung des Komitees, das den 6. Januar 2021 aufarbeitet, stehen vor allem zwei Wahlhelferinnen im Vordergrund: Shaye Moss und ihre Mutter wurden von Trump der Wahlfälschung bezichtigt – mit Folgen.
Von Philipp Dahm
22.06.2022, 14:30
22.06.2022, 14:38
Philipp Dahm
«Ich weiss, dass die Ereignisse, über die wir heute reden, extrem schwer sind, um sie noch einmal zu erleben», stellt der Demokrat Adam Schiff Shaye Moss vor. «Ihr ehrenwerter Dienst als Wahlhelfer hat sich dramatisch verändert, als Rudy Giuliani dieses Video publiziert hat.»
Jener Clip zeigt die schwarze Frau, wie sie gemeinsam in Fluton County, Georgia, mit ihrer Mutter Ruby Freeman in der Wahlnacht Stimmen zählt. «Präsident Trump, Rudy Giuliani und andere haben wegen dieses Videos behauptet, Sie und ihre Mutter seien irgendwie in einen Plan involviert, Wahlbeobachter auszuschliessen, Koffer voller falscher Wahlzettel für Joe Biden und sie mehrfach durch die Wahlmaschine laufen zu lassen.»
Willkommen zu den Anhörungen zum Geschehen am 6. Januar 2021. Am vierten Tag der Sitzung des Untersuchungsausschusses wird es persönlich. Was haben die «kleinen Fische» erlebt, die in Donald Trumps Visier geraten und im Zusammenhang mit der Wahl namentlich vom Ex-Präsidenten erwähnt worden sind?
Shaye Moss kann ein Lied davon singen: Die Freiwillige ist von Trumps Team öffentlich als eine der Verantwortlichen für die Niederlage der Republikaner benannt worden. «Ruby Freeman, Shaye Freeman Moss und ein anderer Herr haben ganz offensichtlich heimlich USB-Sticks herumgegeben, als wären es Phiolen voller Heroin oder Kokain.»
«Es betrifft auch meine Mom. Ich bin ihr einziges Kind»
Shaye Moss' Blick ist starr, als die Audio-Aufnahme abgespielt wird. «Ich meine: Das ist unser Staat! Es ist für jeden offensichtlich, der ein Ermittler oder Staatsanwalt ist: Sie sind in heimliche, illegale Aktivitäten verstrickt.» Moss senkt den Blick, während sich Giuliani ereifert, wie die Frau nach einer Woche überhaupt noch frei herumlaufen könne. «Ihr Arbeitsplatz, ihr Zuhause hätte durchsucht werden müssen.»
Wie hat Moss selbst eigentlich mitbekommen, was Trumps Anwalt ihr vorwirft? «Ich habe wie immer gearbeitet», seufzt die Zeugin. Ihr Chef habe sie zu sich bestellt. «Sie haben mir ein Video auf dem Computer gezeigt. So habe ich davon erfahren.» Sie habe sich gewundert, was los sei. Ihr Arbeitgeber berichtet von Online-Drohungen und rät ihr, sich um ihre Mutter zu kümmern.
Ihr Boss sagt, er werde besonders auf Facebook angegangen. Moss hat einen Account, den sie aber selten nutzt. Nun schaut sie nach. «An diesem Punkt bin ich irgendwie panisch. Sowas ist mir noch nie passiert, und es betrifft auch meine Mom. Ich bin ihr einziges Kind.» Sie öffnet den Facebook-Messenger. «Es gab einfach viele furchtbare Sachen.»
«Professionelle Wahlzettel-Fälscherin und Schwindlerin»
«Auch Drohungen?», fragt Schiff. «Ja, viele Drohungen. Todesdrohungen. Sie sagten mir, ich werde mit meiner Mutter im Gefängnis landen. Sie sagten Sachen wie: Sei froh, dass 2020 und nicht 1920 ist.» Denn da hätte man sie einfach gelyncht, schwingt in der Aussage mit. Es habe viele rassistische und hasserfüllte Kommentare gegeben, so Moss. Was hat ihr die Mutter denn eigentlich gegeben, was auf Video zu sehen ist? «Ein Bonbon», sagt die Zeugin.
Trump und Co haben ihr Urteil über die Frauen jedoch gefällt, wie der Mitschnitt eines Anrufs beim Wahlleiter von Georgia zeigt. «Wir haben mindestens 18'000 [falsche Stimmen]», ist Trump zu hören, «wir haben es auf Video, wir haben es zählen lassen. Das liegt an Ruby Freeman, sie ist eine Wahlzettel-Fälscherin. Eine professionelle Wahlzettel-Fälscherin und eine Schwindlerin.»
Trump habe ihre Namen in dem Telefonat 18 Mal genannt, rapportiert Schiff. Wie geht es Moss, wenn sie Trump so reden hört? «Es fühlt sich schrecklich an.» Ihr Stimme zittert leicht. «Ich dachte, es sei alles meine Schuld. Wäre ich bloss nie Wahlhelferin geworden. Ich hätte alles Mögliche tun können, aber ich habe das gemacht. Und nun lügen die Leute und greifen meine Mutter an. Sie gehen zum Haus meiner Grossmutter und ich habe mich so schlecht für mein Kind gefühlt.»
Georgias Republikaner halten Trump stand
Sie habe sich verflucht, dass sie diejenige sei, die immer helfen wolle. «Ich hatte das Gefühl, es sei meine Schuld, dass meine Familie in dieser Lage ist», wiederholt sie. Dass sich die Wahlhelferin und ihre Mutter nichts zu Schulden haben kommen lassen, versichert am vierten Anhörungstag Gabriel Sterling: Dass der Republikaner aus Georgia nicht aufseiten der Demokraten steht, muss nicht erwähnt werden.
Dasselbe gilt für Brad Raffensperger, den Wahl-Leiter von Georgia. Auch er ist Republikaner: Der 67-Jährige hatte eigentlich darauf gehofft, dass Donald Trump die Wahl gewinnt. Der Urnengang sei «bemerkenswert geschmeidig» abgelaufen. Administrativ sei der Wahltag erfolgreich gewesen, erklärt Raffensperger dem Komitee.
Biden habe in Georgia mit knapp 12'000 Stimmen Vorsprung gewonnen, führt der Politiker weiter aus. Weil das Ergebnis so knapp gewesen sei, habe man alle Stimmen erneut von Hand ausgezählt – und dann ein drittes Mal.
Die Reaktion: ein Anruf von Trump, dessen haarsträubender Inhalt an sich Beweis genug wär, dass nicht die Wahlgewinner, sondern der Wahlverlierer derjenige war, der den Willen des Volkes manipulieren wollte.